Der schadhafte Wald im Wiehengebirge wird aufgeforstet

Bad Oeynhausen. Doch, es gibt auch noch gute Nachrichten aus dem Wald. Zum Beispiel von den Buchen. "Da bin ich angenehm enttäuscht", sagt Markus Uhr. "Ich hatte die Entwicklung sehr viel schlimmer erwartet", erklärt der Förster, zu dessen Revier rund 1.000 Hektar Waldfläche im Wiehengebirge zwischen Porta-Denkmal und Schnathorst gehören. Und hier seien derzeit nur einzelne Buchen oder kleine Gruppen, nicht aber ganze Bestände geschädigt. Eine Erleichterung: Denn in diesem Teil des Wiehenwaldes ist jeder zweite Baum eine Buche. Das Fichtensterben aber nimmt auch im Wiehengebirge weiter munter seinen Lauf. Und für die Flächen, die dadurch frei werden, braucht es ein Zukunfts-Konzept. "Das dritte Katastrophenjahr liegt hinter uns", resümiert Uhr. Das dritte Jahr, das mit extremer Trockenheit und tropischer Hitze dem Wald im Wiehen arg zugesetzt hat. "Seit dem Sommer ist die Hoffnung, dass wir wesentliche Bestände der Fichten retten können, dahin", berichtet der sonst eher dem Optimismus zugeneigte Förster. Inzwischen könnte aber vermutlich auch ein kühles, nasses Jahr den Nadelbäumen nicht mehr helfen. Es ist die Übermacht der Borkenkäfer, die die Fichten nun bedroht. Fallen haben nur noch "homöopathische Wirkung" Zwar haben die 70 Käferfallen, die Uhr und seine Kolleginnen im Frühjahr und Sommer im Wiehenwald verteilt haben, durchaus Tiere angelockt. Bis zu einer Million Käfer pro Woche ließen sich fangen. Das explosionsartige Wachstum der Population konnten sie aber auch nicht aufhalten. Vor drei Jahren waren noch 15 Prozent des Baumbestandes im Wiehengebirge Fichten. Davon ist inzwischen über die Hälfte bereits abgestorben. "Und was an Käfern im Wald ist, wird wohl ausreichen, den Rest der Fichten noch umzubringen", fürchtet der Förster. "Der Druck der Käfer ist so groß geworden, dass unsere Fallen nur noch homöopathische Wirkung haben", sagt Uhr. Gerade sind die Forstunternehmer fertig damit, fünf Hektar Wald nördlich von Bergkirchen zu durchforsten. Die toten Fichten wurden entfernt, was hier jetzt noch an grünem Nadelholz steht, sind Douglasien. Mindestens 15.000 Festmeter "Käferholz" seien bislang in seinem Revier "aufgearbeitet" - sprich: gefällt - worden, berichtet Uhr. Doch so schnell, wie die Bäume sterben, können die Forstunternehmen sie gar nicht absägen. "Mindestens 20.000 Festmeter Käferholz stehen noch hier im Wald", so die Schätzung des Försters. "Immerhin haben wir hier in diesem Bereich des Wiehengebirges keine großen zusammenhängende Kahlflächen", erläutert Uhr. "Die Kahle Wart wird ihren Namen wieder zu Recht tragen" Das sieht weiter westlich auf dem Bergrücken Richtung Preußisch Oldendorf schon anders aus. "Die Kahle Wart wird ihren Namen wieder zu Recht tragen", sagt Uhr. Ganz zu schweigen von den gewaltigen Lichtungen, die Sturm, Hitze, Trockenheit und Käfer im Sauerland geschlagen haben. Doch auch wenn die Kahlstellen des Wiehengebirges kleiner sind, so braucht es doch ein Konzept für ihre Zukunft. Dabei regelt die Natur vieles selbst, wie die Fläche zeigt, die südlich an den frisch abgeholzten Fichtenschlag angrenzt. Hier hatte Orkan Kyrill 2007 mächtig geholzt. "Wir haben dort 2012 einige Buchen gepflanzt", berichtet Uhr. "Alles andere hat sich selbst ausgesät." Und der junge Wald, der hier sprießt, ist bunt gemischt: Ilex und Birken, Douglasien und Küstentannen, Lärchen und Eichen haben sich hier angesiedelt. "Das ist ein Wald mit so vielen Arten, damit kann ich gut leben", sagt Uhr. "Mischung" lautet sein Mantra, wenn es darum geht, wie der Wald der Zukunft aussehen soll. "Wenn denn eine neue Seuche kommt und eine Baumart umbringt, dann bleiben genug andere Arten erhalten", so des Försters Erklärung. Dann könnte man aber doch auch schlicht auf die Mischung setzen, die sich von ganz allein ergibt - so, wie auf der Kyrill-Fläche. "Die Frage ist aber: Welche Bäume will ich haben?", sagt Uhr. "Bei der Naturverjüngung bekomme ich ja nur die Arten, die schon hier wachsen." Vier Arten für die Zukunft Mit Blick auf den Klimawandel aber hält es Uhr für sinnvoll, auch auf solche Arten zu setzen, die mit Hitze und Trockenheit besonders gut klarkommen. Dabei hat der Förster vor allem vier Arten im Blick: Die Weißtanne. "Die wurzelt sehr tief", erläutert Uhr. "Die schmeißt so schnell nichts um und sie kommt noch an Wasser, wenn die anderen Bäume schon im Trocknen stehen." Auch die Esskastanie kommt gut mit Wärme und Trockenheit aus, schließlich stammt sie aus Südeuropa. "In Süddeutschland ist sie schon recht verbreitet, hier gibt es bislang nur sehr wenige Exemplare", sagt Uhr. Die ersten hat er selbst schon vor 20 Jahren angepflanzt - mit gutem Erfolg. Die Douglasie ist dagegen auch hierzulande schon eine alte Bekannte. "Sie fällt nicht so auf, weil sie von Laien oft mit der Fichte verwechselt wird", sagt Uhr. Doch sie ist wesentlich robuster als die Fichte. Auch die Traubeneiche ist nicht wirklich neu fürs Wiehengebirge. Ihre Zahl würde Uhr aber gern vermehren. Die Traubeneiche kann Trockenheit besser vertragen. "Sie ist eher ein Baum der Hanglagen, die Stieleiche eher eine Art der Niederungen", so der Förster. Spenden für die Aufforstung Für Aufforstungen habe das Land ein ordentliches Förderprogramm aufgelegt, berichtet Uhr. Gleichzeitig erreichen ihn auch immer mehr Anfragen von Unternehmen und auch Privatleuten, die das Pflanzen neuer Bäume mit Spenden unterstützen wollen. "Das ist eine gute Ergänzung zu dem staatlichen Förderprogramm", findet Uhr. Wer Fragen dazu hat, kann sich per E-Mail an den Förster wenden unter markus.uhr@wald-und-holz.nrw.de.

Meistgelesen