Böschungsabbruch an A30 bei Bad Oeynhausen ist jetzt Forschungsobjekt

Bad Oeynhausen. Es war der Jahresbeginn 2015, als an der Dehmer Spange der Hang ins Rutschen kam. Auf einer Länge von 100 Metern war der Lärmschutzwall weggebrochen. Auch einige Meter weiter, direkt an der neuen A30-Auffahrt, rutschten Teile der frisch aufgeschütteten Böschungen weg. Die Baugrundgutachten hatten im Vorfeld der Arbeiten zur Nordumgehung keinerlei Hinweise auf mögliche Probleme ergeben. Weshalb Bad Oeynhausen nun Teil eines bundesweiten Forschungsprojektes wird. Ein Jahr lang soll eine Messstation in der Tiefe Daten sammeln. Um so Rückschlüsse ziehen zu können, welche Einflüsse temporäres Grundwasser auf die Standsicherheit solcher Böschungen haben kann. Finanziert wird das Projekt mit Bundesmitteln. 8.000 Kubikmeter Erde versperrten ab Neujahr 2015 eine Fahrspur. 8.000 Kubikmeter, das entspricht einem Haus mit dem Grundriss von 20 x 20 Metern, das zudem noch 20 Meter hoch ist – das verdeutlicht vielleicht, von welchen Erdmassen die Rede war. Erst anderthalb Jahre nach dem Abbruch, im Juli 2016, waren die Arbeiten beendet und die B61n wieder befahrbar. Die Kosten für die Reparatur: rund 470.000 Euro. Denn der Boden war nur oberflächlich in Bewegung geraten, auch der Untergrund war bis in tiefere Schichten hinein gerissen. Das hatte ein Gutachter festgestellt. Somit musste der Bereich ausgekoffert und dann in mehreren Schichten mit Einbau von Geotextilien wieder aufgebaut werden. Rutschungen bereits bei Bauarbeiten Probleme, die sich trotz eines brauchbaren Gutachtens im Vorfeld nicht ausmachen ließen, wie Diplom-Bauingenieur Marcel Neuhaus sagt. Er arbeitet in der Prüfstelle von Straßen NRW in Münster und ist gleichzeitig Mitglied der Forschungsgesellschaft Straßenverkehrswesen. Normalerweise ist Neuhaus vor einem Bau im Einsatz. Ist für Baugrunduntersuchungen oder Probebohrungen verantwortlich. Solche, wie sie auch an der Nordumgehungsbaustelle vielfach gutachterlich gemacht wurden. "Dabei geht es darum, die einzelnen Schichten und die Grundwassersituation zu erfassen." Vor allem in solchen Einschnittsbereichen von Verkehrsstraßen. "Hier wurde ja einige Meter tief in die Erde gebuddelt, so dass wir in die wasserführenden Schichten gelangten", erklärt Neuhaus. Bereits beim Bau habe es Rutschungen in dem Bereich gegeben. "Im Vorfeld ist das so nicht festgestellt worden." Das liege, so Neuhaus, daran, dass es immer nur stichprobenartige Bohrungen gebe und sei zudem abhängig von Jahreszeit und Witterung. "Die ganz dünnen wasserführenden Schichten sind dann oft nicht erkennbar." Zumindest nicht mit standardmäßigen Erkundungsmethoden. "Rutschungen, wie in Bad Oeynhausen, sind bei solch großen Bauprojekten kein Einzelfall", erklärt Marcel Neuhaus. Im Gegenteil. "Bei Großprojekten sind sie Standard." Egal ob an Autobahnen, Landstraßen oder Bahnstrecken. Weshalb die Bundesanstalt für Straßenwesen Geld für ein Forschungsvorhaben zur Verfügung stellte. "Einfluss von temporär auftretendem Grundwasser auf die Standsicherheit von Straßeneinschnittsböschungen" heißt das Projekt offiziell. "Wir wollen schauen, welche Eigenschaften auf die Standsicherheit einwirken und wie sich im Vorfeld feststellen lässt", erklärt Marcel Neuhaus. Insgesamt werden deutschlandweit vier Messstellen an verschiedenen Straßenformen eingerichtet. "Die Autobahn 30 ist ein Teil davon - weil es an dieser Stelle durch eine umfangreiche Dokumentation gut nachzuvollziehen ist." Jüngst wurde nun also ins Erdreich gebohrt und dort eine Messstelle errichtet. Diese soll ein Jahr lang die Grundwasserbewegung messen. Weitere Sensoren geben zudem Aufschluss über die Feuchtigkeit in den einzelnen Schichten. Neuhaus: "Ende 2021 wollen wir auswerten."

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