Sielbrücke soll 2022 bereits fertig sein: Das sind die weiteren Pläne

Bad Oeynhausen. Die Werre im Siel soll sich schneller verändern als bislang geplant. Während für den Abbau des Sielwehrs und den Umbau der Werre im Oberlauf noch ein umfangreiches Planfeststellungsverfahren notwendig ist, können der Neubau der Sielbrücke und ein Teil der Fluss-Umgestaltung unterhalb des Wehrs schon vorzeitig realisiert werden. Bereits in der ersten Jahreshälfte 2022 soll die Brücke fertig sein und zumindest ein Teilabschnitt der Werre im Sielpark in eine Auenlandschaft umgestaltet sein. Dort sollen sich dann kleine Inseln Sandbänke im Fluss bilden. Die Werre bekommt hier sozusagen einen Strand. In den nächsten Wochen werden Bäume gefällt Mit den Vorarbeiten für den Brückenbau soll bereits in den nächsten Wochen begonnen werden. "Im Dezember oder im Januar lassen wir rund ein halbes Dutzend größere Bäume, das Buschwerk und die Weiden, die dem Brückenbau im Wege stehen, fällen" kündigt Jens Grove vom Infrastrukturmanagement der Stadt an. Die neue Sielbrücke entsteht etwas unterhalb der der alten. "Die alte Brücke ist abgängig. Wir müssten sie wohl in absehbarer Zeit sperren", erläutert Grove. Dabei sei sie eine wichtige Nahverbindung zwischen Werste und der Innenstadt. "Wir haben ermittelt, dass täglich durchschnittlich 800 Menschen, Fußgänger und Radfahrer, diese Brücke nutzen", berichtet Grove. "Das ist schon eine ganze Menge". Vor allem Pendler seien es, die hier regelmäßig die Werre überqueren. Entsprechend bitter wäre es, wenn diese Verbindung für längere Zeit ausfiele. Also hat der Rat im Oktober beschlossen, mit dem Neubau der Brücke nicht zu warten, bis die alte mit dem Sielwehr abgerissen werden kann. Wegen der Bedeutung für die Nahmobilität innerhalb der Stadt wird der Neubau auch entsprechend vom Land gefördert. Grove rechnet mit 70 Prozent Förderung der auf zwei Millionen Euro veranschlagten Kosten für den Brückenbau. "Die Förderzusage des Landes liegt vor", sagt Grove. Getrennte Wege auf der neuen Sielbrücke Die neue Brücke wird deutlich größer als die alte. An den Enden soll sie fünf Meter breit werden, in der Mitte sogar sechs Meter. Die alte Sielbrücke ist nur 2,70 Meter breit. Als erste Brücke in Bad Oeynhausen soll sie auch zwei strikt getrennte Bereiche bekommen: Auf der Westseite bekommen die Radfahrer einen durchgängig drei Meter breiten Fahrweg, auf der Ostseite verläuft der Fußweg. Und die neue Brücke wird 100 Meter lang. Die Gestaltung soll sich eng an dem Entwurf des Münchener Planungsbüros CES orientieren, der 2016 zum Sieger des Architekten-Wettbewerbs gekürt wurde. Den eigentlichen Brückenkörper wird ein Trapez aus rostbraunem Corten-Stahl bilden. Die Geländer sollen sehr transparent werden und mit einer LED-Beleuchtung versehen sein. Wesentlicher Unterschied zum Ursprungsentwurf: Statt eines Mittelpfeilers wird die Brücke zwei Stützen auf beiden Seiten der Werre erhalten. Und der vorgesehen S-Schwung der Konstruktion weicht einer leichten "bananenartigen" Krümmung. 20.000 Kubikmeter Boden werden ausgebaggert Anfang des nächsten Jahres soll der Auftrag ausgeschrieben werden. Im Sommer 2021 soll dann der Bau beginnen. Grove hofft, dass die neue Sielbrücke dann im ersten Halbjahr 2022 fertig wird. Und bis dahin soll auch zumindest ein Teil des Unterlaufs der Werre im Bereich des Sielparks umgestaltet sein. "Alles, was keine Auswirkungen auf Grundwasser und Hochwasser hat, braucht kein Planfeststellungsverfahren", erläutert Eckhard Nolting, Biologe und Gewässerexperte der Stadt. Deshalb kann der Fluss-Umbau nicht schon unmittelbar unterhalb der neuen Brücke beginnen. Hier soll eine "raue Gleite" entstehen, ein etwa 300 Meter langer Abschnitt, in dem die Werre über ein Bett aus großen Steinen plätschern soll. In diesem Bereich aber wird die Sohle des Flusses um rund 1,30 Meter angehoben. "Deshalb muss die raue Gleite in dem Planfeststellungsverfahren mit betrachtet werden", so Nolting. In dem Abschnitt hinter der rauen Gleite bis zur Einmündung des Kaarbachs aber darf schon vorher gebaut werden. Hier soll auf 300 Metern Länge das Flussbett auf Werster Seite deutlich aufgeweitet werden. Nolting schätzt, dass hier etwa 20.000 Kubikmeter Boden - das entspricht mindestens 1.500 Lastwagenladungen - ausgebaggert und abgefahren werden. Etwa die Hälfte der auf 600.000 Euro veranschlagten Kosten für dieses Gewerk seien für die Deponierung des Erdreichs vorgesehen, sagt Nolting. Auch der Fluss-Umbau wird vom Land gefördert, voraussichtlich als Regionale-Projekt sogar mit 80 Prozent. "Die Werre wird deutlich dynamischer" Das Ufer auf der Nordseite der Werre wird dadurch aufgeweitet und abgeflacht. "Die Werre wird deutlich dynamischer", kündigt Nolting an. Und sie soll "erlebbar" werden. Durch das flache Ufer werden die Menschen künftig direkt an den Fluss heran, sogar hinein gehen können. Es sollen sich kleine Inseln und Sandbänke bilden, ein "Auenpark" im Siel. Mit dem Umbau könne man drei Effekte erzielen. "Zum einen wird sie naturnäher." Die Sandbänke, die von den Menschen womöglich eher als Strand wahrgenommen werden, sind auch beliebte Rückzugsräume für den Steinbeißer. Der seltene Fisch hat der Werre den europäischen Schutz-Status als FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) eingebracht. Außerdem bietet das breite Flussbett auch Ausweichräume bei Hochwasser. Und schließlich entsteht hier für die Menschen auch ein Erlebnisraum am Fluss, zählt der Biologe auf. Im nächsten Jahr soll die genaue Planung dafür erarbeitet werden. Dann könnte 2022 umgebaut werden. Nolting rechnet nur mit ein bis zwei Monaten Bauzeit, so dass Brücke und Auenlandschaft gleichzeitig fertig werden könnten. Bis 2028 könnte alles fertig sein Bis es an den Abriss des Sielwehrs (samt alter Brücke), den Bau der rauen Gleite und den Umbau des westlichen Teils der Werre bis nach Löhne hinein gehen kann, wird es wohl noch ein paar Jahre länger dauern. Nach Noltings Zeitplan soll das Planfeststellungsverfahren dafür 2021 eingeleitet und Anfang 2023 beendet werden. Nach Ausschreibung und Auftragsvergabe könnte dann Ende 2023 der Umbau beginnen und 2025 abgeschlossen werden. Die Kosten für diesen Bauabschnitt beziffert Nolting auf 6,1 Millionen Euro auf Bad Oeynhausener und 2,2 Millionen Euro auf Löhner Seite. Der zweite Bauabschnitt auf Löhner Gebiet bis zum Hochwasser-Rückhaltebecken könnte dann bis 2028 folgen.

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