Das Bündnis ohne Mehrheit

Bad Oeynhausen. Mit einem flotten &bdquo;n’Abend“ und einem beschwingten Winken betritt Ingrid Schley den Ratssaal. Es ist der erste fröhliche Moment an diesem Wahlabend, an dem allerdings auch coronabedingt eine ganz andere Atmosphäre herrscht als an früheren Wahltagen. Es ist aber auch das Ergebnis dieser Ratswahl, das bei manchem auf die Stimmung drückt. Denn es gibt etliche Verlierer. Der Gewinner aber ist grün. Und der Rat wächst um zehn Köpfe. Statt 44 wird er künftig 54 Mitglieder haben. &bdquo;Klar, dass ihr euch freut“, kommentiert Andreas Korff (Linke) die Fröhlichkeit Ingrid Schleys. Die denn auch ganz unumwunden einräumt, dass sie mit dem Ergebnis der Stadtratswahl rundum zufrieden ist. Nur knapp habe sie persönlich ein Direktmandat verpasst. Sicher im Rat ist sie, mit Platz zwei auf der Reserveliste. Zehn Sitze dürfen die Grünen im neuen Rat übernehmen, sie konnten damit die Zahl ihrer Ratsmandate verdoppeln. Neue Farbstimmung im Rat Die Grünen sorgen ganz wesentlich dafür, dass sich die politische Farbstimmung im Bad Oeynhausener Rat ändert. Dominierende Farbe bleibt Schwarz, auch wenn die CDU leichte Verluste von rund zwei Prozent verbuchen muss. Die Christdemokraten gewinnen aber durch den durch Überhangmandate wachsenden Rat Sitze dazu, sind mit 19 Mandaten eindeutig stärkste Kraft im neuen Rat. Vor allem Kurt Nagel, Vorsitzender von Fraktion und Stadtverband der CDU, freut sich über sein persönliches Ergebnis. In Dehme holt er ein Direktmandat – ein von ihm lang erwarteter Erfolg seit 1999. Federn lassen musste im wesentlich das Viererbündnis, das damit seine Mehrheit im Rat verloren hat. Allen voran die SPD, die fast acht Prozent ei büßte. &bdquo;Wir haben eine deutliche Niederlage zugunsten der Grünen erlitten“, gesteht der Fraktionsvorsitzende Olaf Winkelmann ein. Halbiert hat sich die BBO (Bürger für Bad Oeynhausen), die bei der Wahl im Mai 2014 noch 9,5 Prozent und vier Sitze erhielt. Durch den Wechsel von Rainer Müller-Held von den Grünen zur BBO wuchs deren Fraktion sogar auf fünf Sitze. Im neuen, vergrößerten Rat werden sie noch drei Sitze haben. Ein Ergebnis, das den Vorsitzenden Klaus Rasche ratlos macht. &bdquo;Woran es gelegen hat, dazu kann ich heute Abend nichts sagen“, so Rasche. Dass die BBO mit der Eröffnung der Nordumgehung ihr Kernthema verloren hat, sieht Rasche nicht als überzeugenden Grund. &bdquo;Die Nordumgehung spielte ja bei der letzten Kommunalwahl schon keine wesentliche Rolle mehr“, so Rasche. Er ist überzeugt: &bdquo;Wir hatten und haben viele wichtige Themen zur Stadtentwicklung. Aber damit scheinen wir nicht zu den Wählern durchgedrungen zu sein.“ Die Linken büßen Stimmen ein Andreas Korff hat für die Linke schon so etwas befürchtet. Zwei Sitze wird seine Partei zwar im neuen Rat behalten. An Stimmern aber hat die Partei verloren. &bdquo;Wir haben sicher auch Stimmen an die AfD verloren, von unzufriedenen Protestwählern“, befürchtet Korff. Die AFD ist die einzige Partei, die neu in den Bad Oeynhausener Stadtrat kommen und dort gleich mit drei Sitzen vertreten sein wird. Die Unabhängigen Wähler (UW) mussten gar zittern, ob sie überhaupt im neuen Stadtrat vertreten sind. Für einen Sitz reicht ihr Ergebnis gerade so. Den UW-Vorsitzenden Sascha Struckmann macht das ebenfalls ratlos. &bdquo;Dass wir so runtergerutscht sind, kann ich nicht erklären. Ich wüsste nicht, dass wir viel falsch gemacht hätten.“ Die FDP verdreifacht ihre Mandate Zu den Gewinnern dieser Wahl gehört die FDP. Eigentlich. Die Liberalen werden statt eines nun drei Mandate haben. Doch ihr Stadtverbandsvorsitzender Ulrich Kreft ist damit nicht rundum zufrieden. &bdquo;Ich hatte mit mehr gerechnet“, sagt Kreft. Dass sich diese Hoffnung der Liberalen nicht erfüllt hat, führt Kreft auch auf den Bundesvorsitzenden der FDP zurück. &bdquo;Das Ergebnis ist sicher auch der ungeschickten Politik Christian Lindners in Bezug auf die Generalsekretärin Linda Teuteberg geschuldet“, ist Kreft überzeugt. Bleibt die Frage, wie sich die neuen Mehrheiten im Rat sortieren. Theoretisch hätten CDU und Grüne locker eine absolute Mehrheit. Das Viererbündnis hat seine Mehrheit verloren. &bdquo;Wir werden aber weiter als Bündnis agieren“, kündigt Winkelmann an. Und überlegt: &bdquo;Mal sehen, ob die Grünen zu uns überspringen wollen oder die CDU.“ Die CDU wiederum zeigt sich auch gesprächsoffen mit den Grünen. &bdquo;Große Disharmonien hat es da ja in der Vergangenheit nicht gegeben“, findet Kurt Nagel. Die Grünen haben Gesprächsbedarf Oder wollen die Grünen wieder aus dem Vierer- ein Fünferbündnis machen? &bdquo;Einfach so sicher nicht“, sagt Ingrid Schley. &bdquo;Es hat ja auch Gründe dafür gegeben, dass wir Grüne Bürgermeister Wilmsmeier nicht in seiner Kandidatur unterstützt haben.“ So sei auch noch offen, ob und wenn ja für wen die Grünen bei der Stichwahl eine Empfehlung aussprechen wollen. &bdquo;Wir werden das diskutieren“, kündigt die Parteisprecherin an.

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