Abschied vom Holz auf der Schützenbrücke

Bad Oeynhausen. Die Geschichte der Schützenbrücke ist eine Geschichte von Versuch und Irrtum. Zur Landesgartenschau im Jahr 2000 wurde die Brücke über die Südbahn kräftig verbreitert. Großzügige Bereiche für Fußgänger und Radfahrer wurden rechts und links der Brücke angebaut und mit Holzplanken belegt. Die Materialwahl sei kein Problem, versicherte damals der Sprecher der Aqua-Magica-Gesellschaft ausdrücklich. Das Holz sei extra so gewählt, dass durch die Rillen im Material das Wasser abfließen könne und Fußgänger nicht eine unfreiwillige Rutschpartie über die Brücke machen müssten, argumentierte er. Ein doppelter Irrtum. Nun will sich die Stadt mit einer Grundsanierung vom Holz auf der Schützenbrücke trennen. Das Bauwerk Schützenbrücke besteht aus drei Einzelbauwerken. Neben dem Stahlbetonbauwerk für den Autoverkehr befinden sich auf beiden Seiten die Aufweitungen für den Fuß- und Radverkehr, die im Februar 2000 - wenige Wochen vor Eröffnung der Landesgartenschau Aqua Magica - für den Verkehr freigegeben wurden. Auf der Stahlunterkonstruktion sind Holzbohlen verschraubt. "Es stellten sich durch Verschmutzung und Witterungseinflüsse relativ schnell Probleme aufgrund der mangelnden Rutschfestigkeit ein", schreibt Jens Grove vom Infrastrukturmanagement der Stadt in der Vorlage für die nächste Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung. Ein folgenreicher Unfall 2009 Im Februar 2009 kam auf den rutschigen Bohlen ein Rentnerehepaar aus Köln zu Fall. Die beiden Kurgäste verletzten sich - und verklagten die Stadtwerke, die für die Verkehrssicherheit auf der Brücke zuständig sind. Die Stadtwerke mussten 6.000 Euro Strafe zahlen. Gleichzeitig begann Stadt und Stadtwerke aber auch, sich nun intensiver Gedanken darüber zu machen, wie die Holzstege rutschfester gemacht werden könnten. In der Folge wurden die Bohlen 2010 mit Epoxidharz beschichtet. Das machte sie zwar griffiger, schützte sie aber nicht vor weiterer Verwitterung. "Feuchtigkeit konnte weiter von unten in das Holz eindringen", erläutert Grove. Und stellt fest: "Inzwischen sind weite Teile der circa 800 Quadratmeter großen Belagsfläche massiv beschädigt." Dabei hatte es in den vergangenen zehn Jahren bereits immer wieder Reparaturversuche gegeben. So wurden 2017 und 2018 einzelne faulende Planken ausgetauscht. Inzwischen aber ist die gesamte Belagsfläche nach Einschätzung der Stadt abgängig, ein vollständiger Austausch der Holzbohlen zwingend erforderlich. Ein weiterer Ersatz einzelner Bohlen sei extrem unwirtschaftlich und im Bereich oberhalb der DB Strecke außerhalb von Sperrpausen nicht zulässig, so Grove. Immer Ärger mit der Schranke Um solche Probleme in Zukunft auszuschließen, sollen die Holzbohlen nun durch Profilbretter aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) ersetzt werden. Diese Bohlen seien witterungsbeständig und mit einer rutschhemmenden Deckschicht versehen, erklärt die Stadtverwaltung. Die geschätzten Baukosten betragen etwa 350.000 Euro, die im Haushaltsplan 2021 dafür bereitgestellt werden sollen. Die Holzbeplankung ist indes nur eines der Problemfelder der Schützenbrücke. 2012 hatte die Brückenprüfung ergeben, dass der Mittelteil, über den der Autoverkehr rollt, marode war. Die Brücke erhielt die Note 3,9 - auf einer Skala, bei der die 4 der schlechteste Wert ist. 2015 wurde der Mittelteil der Schützenbrücke für gut 900.000 Euro neu gebaut. Ein Poller ist derzeit defekt Zudem ist die Brücke nachts zwischen 20 und 8 Uhr für den Autoverkehr gesperrt. Grund ist der nächtliche Lärmschutz für das Kurgebiet. Da sich herausstellte, dass eine reine Beschilderung die Autofahrer nicht ausreichend davon abhielt, die Brücke auch nachts zu überqueren, wurde auf der Südseite eine Schranke montiert. Doch mit der Schranke gab es beständig Ärger. Entweder, weil sie technisch defekt war oder von Autofahrern gerammt wurde. Deshalb wurden im April 2019 versenkbare Poller statt der Schranke auf der Brücke installiert. Doch auch die Polleranlage ist derzeit nicht betriebsbereit. "In der vergangenen Woche ist ein Poller ausgefallen, weil ein Motor defekt ist", berichtet Rüdiger Ernst, Pressesprecher der Stadtwerke Bad Oeynhausen. Der Poller solle voraussichtlich bis Mittwoch repariert werden. Ansonsten aber seien die Erfahrungen mit den Pollern gut, sagt Ernst. "Die funktionieren - im Gegensatz zur Schranke." Der Ausschuss für Stadtentwicklung beschäftigt sich am Mittwoch, 17. Juni, ab 18 Uhr in der Aula des Schulzentrums Süd mit dem Thema. Die Sitzung ist öffentlich.

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