Gastronomen setzen auf Kochboxen und Lieferservice in der Krise

Bad Oeynhausen.Julia Janke hat die ersten Boxen bereits fertig gepackt. Die Chefin des Spree-Engels an der Viktoriastraße muss wie viele andere Gastronomen derzeit ihr Restaurant geschlossen lassen. Doch untätig herumsitzen, das kommt für sie genauso wenig infrage wie für Evangelios Botsios, Wirt des griechischen Restaurants "Elliniko" in Dehme. Und auch Gary Rainforth vom Werster Hof setzt auf den Hol- und Bringedienst. In der Corona-Krise wollen sie trotzdem für ihre Kunden da sein - die eine mit Kochboxen, die anderen mit Abhol-Gerichten. Erst im Januar startete Gary Rainforth als Pächter im Werster Hof. Da kommt die derzeitige Krise denkbar ungünstig. Positiv aber: "Wir konnten mit dem Vermieter sprechen", sagt er. Und damit ein bisschen Geld in die Kasse kommt, hat sich Rainforth entschieden, einen Hol- und Bringedienst anzubieten. Am Donnerstag ging es los: "Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so gut anläuft", bilanziert er nach dem ersten Tag. Von donnerstags bis sonntags hat er mittags von 12 bis 14 Uhr sowie abends von 17 bis 20 Uhr eine kleine Karte mit sieben Gerichten im Angebot. Bruschetta, Manta-Platte, Schnitzel aber auch die Lachspfanne mit Bandnudeln und Pesto finden sich darauf. "Es gilt sicherlich, drei Monate zu überbrücken", schätzt Gary Rainforth, der nicht davon ausgeht, dass gleich nach den Osterferien das normale Leben zurückkehrt. Kochboxen mit Zutaten und Rezept "Leider ist die momentane Lage für alle schwierig", bilanziert Julia Janke. Und weil ein geschlossenes Restaurant zugleich einen Verdienstausfall bedeutet, hat sie sich Gedanken gemacht, wie wenigstens ein bisschen Geld in die Kasse kommen könnte. "Ich biete ab sofort immer von 12 bis 15 Uhr Essen zum Mitnehmen an", sagt sie. Auch hat sie sich spezielle Boxen überlegt, die jeder mit nach Hause nehmen kann. "Darin sind zum Beispiel Wein, selbst gebackenes Brot, Dips oder auch Käse", zählt sie auf. In Zeiten, in denen Menschen mehr Zeit haben als sonst und sich womöglich am Kochen versuchen wollen, hat Julia Janke ebenfalls Anregungen: "Ich stelle sogenannte Kochboxen zusammen", erklärt sie. Darin enthalten sind die Zutaten für zwei Personen und das passende Rezept. "Um den Menschen das Einkaufen zu erleichtern, aber vor allem, um ihnen Ideen zu liefern, was sie kochen können." Für den Anfang hat sie zwei zur Auswahl: Eine Lachs-Bowl oder Pasta mit Brokkoli und Ziegenkäse. "Wenn das Ganze gut angenommen wird, plane ich, das Angebot zu erweitern." Damit wenigstens etwas Geld in die Kasse kommt Eine Woche hatte Evangelios Botsios sein Restaurant an der Dehmer Straße geschlossen, saß Zuhause. "Da war mir langweilig", sagt er lachend. "Das kenne gar nicht, rumsitzen und nichts machen." Und so hat sich der Gastronom überlegt, seine Küche zu öffnen und Speisen zum Abholen zuzubereiten. "Ich habe eine kleine Karte zusammengestellt, auf der von allem etwas zu finden ist", sagt er. Immer von 17.30 bis 21 Uhr nimmt er Bestellungen entgegen. Täglich. "Ohne Ruhetag." Damit wenigstens etwas Geld in die Kasse kommt, wie er sagt. "Ich weiß ja nicht, wie lange es so weitergeht." Die ersten Anfragen von Stammgästen, Freunden und Nachbarn sind bereits da. "Die freuen sich, wenn sie einen Grund haben, das Haus zu verlassen und was zu tun haben", hat er erfahren. Betreten dürfen die Abholer das Restaurant nicht. Stattdessen liefert der Wirt - ausgestattet mit Mundschutz und Handschuhen sowie mit dem Portemonnaie in der Hosentasche - das Essen fertig verpackt ans Autofenster. "Wer sein Haus nicht verlassen möchte, dem würden wir das Essen auch liefern", verspricht er. Eine ganz andere Flexibilität als im Restaurantbetrieb sonst üblich, das wollen derzeit aber nur wenige Gastronomen riskieren. Das Esszimmer im Weinhaus Möhle hat zum Beispiel wie das Hotel derzeit komplett zu. Das Restaurant Paradiso am Wilhelmsplatz glaubt nicht, dass sich der Aufwand lohnt, weil die Kunden das Angebot in der Form gar nicht kennen würden. Und das Hotel Stickdorn hat zwar noch das Hotel für eine Handvoll Geschäftsreisende geöffnet, aber das Restaurant geschlossen: "Ein Steak außer Haus und lauwarm - das wäre nicht ideal", winkt Nele Kirchner ab.

Meistgelesen