Mini-Werkstatt hilft im Klinikum Bad Oeynhausen beim Warten auf das Spenderherz

Bad Oeynhausen. Der roten "Ente" fehlen noch Fenster, Bereifung, Außenspiegel und Zierleisten. "In drei Tagen ist sie fertig", verspricht Wilhelm Lohmeier. Nach dem Bau des Audi R8, des VW Bullis und des Polizei-Käfers weiß er, was er täglich schaffen kann. Seinen Arbeitsplatz erreicht er mit zwei Schritten: Lohmeiers Werkstatt befindet sich in seinem Krankenzimmer. Seit 9. Mai wartet der 59-jährige auf der VAD-Station des Herz- und Diabeteszentrums auf ein neues Herz. "Ich bin in Einzelhaft", umreißt der aus Wadersloh im Kreis Warendorf stammende Lohmeier die zurückliegenden Wochen. Wie alle Patienten, die mit höchster Dringlichkeit für ein Spenderorgan gelistet sind, muss Lohmeier seit dieser Meldung auf der VAD-Station bleiben. Das HDZ zu verlassen ist untersagt, selbst der Besuch in der Cafeteria im Erdgeschoss ist nur in Begleitung einer Pflegekraft erlaubt. Fernsehen und Internet reichen nicht aus Fernsehen, Internet und ein Stepper zählt der Frührentner die Angebote auf, die ihm im Zimmer zur Gestaltung des Tages zur Verfügung stehen. "Da bleibt noch viel freie Zeit übrig", sagt Lohmeier- zumindest für Patienten wie ihn. Dank eines Herz-Kreislauf-Unterstützungssystems (Ventricular Assist Device -VAD) ist er derzeit verhältnismäßig mobil, von den lebensbedrohlichen Komplikationen wie Schlaganfall und Hirnblutungen hat er sich erholt. "Ich kann nicht nichts tun", sagt Lohmeier, der bis 2015 als "Spezialhochbaufacharbeiter", wie er seine Maurerausbildung schmunzelnd korrekt nennt, gearbeitet hat. Schon vor seiner Erkrankung hat er sich auch in der Freizeit handwerklich betätigt. Figuren, Häuser, Autos - mit vielen liebevoll gestalteten Einzelteilen hat er seine Modell-Eisenbahn ausgestattet. Als die Anlage nach jahrelanger "Fisselarbeit" komplett ist, wendet er sich größeren Objekten zu, baut Panzer und einen Autokran - alles am Wohnzimmertisch. "Ich habe eine mobile Werkstatt", erklärt Lohmeier. Auf der etwa einen Quadratmeter großen umrandeten Holzplatte ist nicht nur Platz für das Zusammenstecken der fertig gelieferten Modellbauteile, sondern auch für mehr als 20 verschiedene Farbtöpfe, Werkzeug, Kleber und Pinsel mit nur drei Haaren. Schiffmodell ist schon bestellt Mittlerweile steht die Werkstatt direkt neben seinem Krankenbett. Mit dem Umzug ist Lohmeier auch in die Auto-Branche gewechselt. Die Modellbausätze, die er im Internet bestellt hat, bringt ihm seine Frau ins Zimmer. "Alle zwei Wochen brauche ich was Neues", berichtet der Bastler. Und gelegentlich auch Unterstützung. Weil er die Lackiermaschine zu Hause lassen musste, sich bei seinem schicken Audi aber nicht mit einem Pinselanstrich zufriedengeben wollte, suchte er Hilfe. Und bekam die von Joachim Cantow, einem der VAD-Koordinatoren auf der Station. "Wir unterstützen unsere Patienten bei der Gestaltung der Wartezeit", betont Katharina Tigges-Limmer, leitende Psychologin des Herz-und Diabeteszentrums. Sämtliche Patienten, die wie Lohmeier auf ein Spenderorgan warten, werden psychologisch betreut. "Alles, was Sie in Freundschaft mit Ihrem Herzen tun, ist erlaubt", fasst sie ihre Empfehlung zusammen. Am Keyboard musizieren, Schmuck basteln oder mit Fimo kneten - ganz unterschiedliche Aktivitäten sind es, mit denen sich ihre Patienten - in Absprache mit den Ärzten - oft monatelang beschäftigt haben. Tigges-Limmer: "Bei Bedarf übernehmen wir auch die Materialkosten". Schließlich diene die zusätzliche Freizeitbeschäftigung nicht nur dazu die Langeweile zu vertreiben: "Diese Zeit bewusst zu gestalten und sich persönliche Ziele zu setzen, ist sehr wichtig". Wilhelm Lohmeier sieht das genauso: "Als Nächstes werde ich Schiffbauer". Den Modellbausatz für ein historisches Landungsboot hat er schon bestellt.

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