
Oerlinghausen. Er hat es wieder getan. Jörg Czyborra hat den vierten Lipperland-Krimi mit seinem (Beinahe)-Alter ego Christian Kupery, dem Assistenten der Geschäftsleitung des Buchgeschäftes, das seine Gattin in Oerlinghausen führt, geschrieben. Er lässt immer wieder Selbst-Erlebtes und eigene Eigenarten in seine Krimis einfließen. Und so beginnt das Pressegespräch auch mit der lippisch-knappen Frage: „Kaffee?“ „Gern.“ „Welchen?“ „Cappuccino, bitte.“ „Okay, dann bekommst du den Guten“, sagt er und beginnt, am Ferrari-Kaffeevollautomaten von Siemens zu hantieren.
Auch Kupery ist ein Kaffee-Junkie. Außerdem ist er auf Diät, die seine Frau Susanne ihm verordnet hat – weniger Süßes, mehr Bewegung mit der Labrador-Mischlingshündin Penny. – Bei Wind und Wetter. Nützt ja nix.
Dass Kupery den Blues hat, liegt jedoch nicht an mangelnder Kalorienzufuhr, sondern daran, dass er im Laden erfahren hat, dass ein Jugendfreund von ihm bereits vor fünf Jahren gestorben ist. Und dass die Geschichte im November spielt, macht die Melancholie des Buchhändlers komplett.

„Ich wollte nicht immer nur Geschichten im Sommer spielen lassen“, sagt Czyborra. „Auch mich kann der Novemberblues erwischen.“Und weil man aus seinen Krimis auch immer etwas mitnehmen kann, spricht er die „Man müsste mal“-Problematik an. Man müsste mal anrufen, man müsste mal hinfahren – diese Gedanken, und dass er die Vorhaben nicht umgesetzt hat, gehen Kupery durch den Kopf, als er an seinen verstorbenen Jugendfreund denkt.
Jörg Czyborra entwickelt mehrere Erzählstränge
Jörg Czyborra wagt in seinem vierten Krimi den Sprung in die höheren Weihen der Kriminalliteratur. „Ich habe mehrere Erzählstränge aufgebaut – und es war ziemlich schwierig, die zum Ende wieder alle einzufangen und zusammen zu bringen“, sagt der Autor.
Wie immer greift Czyborra Dinge auf, die ihm in Oerlinghausen auffallen. Ganz vorn mit dabei ist die Situation vor dem ehemaligen Stadthotel. Da wird eine Etage für Hochzeitsfeiern genutzt. Und da zu solchen Feiern viele Menschen in vielen Autos kommen, fühlen sich Anwohner der Hauptstraße – nicht nur im Krimi – nun, sagen wir mal, etwas unwohl. Und in einer solchen Situation haben auch Kuperys Freund Schlotti und dessen Freundin, Hauptkommissarin Nehir Mercan ihren ersten Auftritt im Senneblues.
Doch was sich erst einmal recht harmlos anhört, entwickelt sich zu einem Kriminalfall, wie Kupery ihn noch nicht erlebt hat: Organisiertes Verbrechen, Drogenhandel, Kunstdiebstahl – wie kommt man denn da drauf?
„Also“, beginnt Czyborra und lächelt verschmitzt: „Eine gute Bekannte hat nicht nur ein paar Bienenstöcke im Garten, sondern auch ein paar Hanfpflanzen – alles im gesetzlichen Rahmen. Da habe ich mal ein paar dieser besonderen Kekse probiert. Ich fand den Geschmack langweilig. Aber sofort war die Idee da, diese Kekse in meine Geschichte einzubauen.“ Durch Recherchen kam er in Kontakt mit Maik Wenke, dem Leiter des Kommissariats für Drogen und organisiertes Verbrechen in Bielefeld. Der erklärte ihm die Szene und die aktuell gebräuchlichen Drogen und deren Wirkung.
Czyborra ist bekennender Regionalkriminalist. Sein Ermittler bekommt und löst seine Fälle in Lippe. Das Äußerste, was er Kupery gestattet, ist ein Single Malt von Aberlour aus der Region um den schottischen Fluss Speyside.
Lippe, das ist für Czyborra ein Dreiklang: Die Senne mit der weiten, kargen Heidelandschaft, der Teuto mit den dichten, Wäldern und Lippe mit seinem Zentrum Detmold, wo auch heute noch der Fürst zu Lippe in seinem Stadtschloss residiert, wo es zwei Hochschulen und eine pulsierende Kulturszene gibt. Und gleich nebenan wird in kleinen Städten und Dörfern der geruhsame lippische Lebensstil gepflegt. „All dies schafft eine einzigartige Atmosphäre voller Geschichte und Gegensätze“, sagt Czyborra.