Sensationsfund

Tag des offenen Denkmals: Oerlinghausen zeigt seine ältesten Schätze

Von Kapellen, Kapitelle und Feuerstellen. Spannende Einblicke in die Oerlinghauser Vergangenheit brachte der bundesweite „Tag des offenen Denkmals“ in der Bergstadt.

Einen „Sensationsfund“ stellte Pfarrer Uwe Sundermann den Besuchern beim Tag des offenen Denkmals in einer Vitrine in der Alexanderkirche vor - ein steinernes Kapitell, das über 1.000 Jahre alt ist und das die Geschichte der Kirche in neuem Licht erscheinen lässt. | © Horst Biere

Horst Biere
18.09.2025 | 18.09.2025, 16:09

Oerlinghausen. Großes Rätselraten in der Alexanderkirche: „Wer ist wohl der älteste Oerlinghauser?“, wollte Pfarrer Uwe Sundermann von seinen Kirchenbesuchern wissen. Doch sofort löste er die Quizfrage selbst auf. „Es ist dieser Stein hier, den ich auf dem Dachboden des Pfarrhauses gefunden habe.“ Und er deutete auf ein fußballgroßes, kunstvoll behauenes Kapitell, das in einer Vitrine in der evangelisch-reformierten Kirche ausgestellt ist, „es ist über 1.000 Jahre alt.“ Der „Sensationsfund“, den er den Besuchern jüngst beim Tag des offenen Denkmals vorstellte und der vor etwa einem Jahr entdeckt wurde, gilt als Nachweis, dass die Alexanderkirche offenbar einen Vorgängerbau, vor der ersten Steinkirche von 1230, gehabt haben muss.

Die zahlreichen Gäste, die den Denkmalstag nutzten, um einmal Oerlinghauser Kirchengeschichte hautnah zu erleben, bekamen durch Uwe Sundermann einen intensiven Einblick in die Entstehung des Bauwerks. Sein unterhaltsamer Vortrag gab den Besuchern auch Informationen über das Uhrwerk der früheren Kirchenuhr, das ebenfalls in einer Vitrine zu sehen war. Ferner sprach er über die Inneneinrichtung aus dem 19. Jahrhundert und die leuchtend bunten Glasfenster aus den 1980er Jahren.

Ein weiteres „Highlight“ der Alexanderkirche ist sein Geläut. Bei einer Führung durch den Dachstuhl und den Kirchturm sahen die Gäste die älteste Glocke der ganzen Region, die immer noch täglich in Oerlinghausen erklingt. Es ist die bronzene Sanderusglocke (Sanderus, altd. Alexander) aus dem Jahr 1547, die nur ein Jahr nach Martin Luthers Tod geweiht wurde und die schon in Kriegszeiten mehrfach eingeschmolzen werden sollte. Aber, wie durch ein Wunder, überlebte sie.

Drei Denkmäler öffnen ihre Türen

Mit insgesamt drei städtischen Monumenten beteiligte sich Oerlinghausen in diesem Jahr am bundesweiten Tag des offenen Denkmals. Neben der Alexanderkirche waren dies die Antoniuskapelle und das Archäologische Freilichtmuseum. Und wer den Sonntag richtig geplant hatte, der schaffte es bequem, alle drei Denkmäler zu erkunden und so einen intensiven Blick in die Vergangenheit der Bergstadt zu werfen.

In der katholischen Antoniuskapelle an der Steinbruchstraße beschrieb Regina Kretschmer, Pfarrsekretärin der St.-Michael-Gemeinde, den Gästen die Entwicklung des eher versteckt liegenden Kirchengebäudes, das aber prominente Gründer hatte. „Die Antoniuskapelle wurde 1922 errichtet und von dem Bildhauer Berthold Müller-Oerlinghausen und seiner Frau Jenny Wiegmann ausgestaltet“, sagte Regina Kretschmer. „Der Franziskanerpater Kilian Kirchhoff, nach dem eine Straße benannt ist, unterstützte die künstlerische Arbeit.“

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In der Antoniuskapelle sprach Regina Kretschmer (2. v. r.) über die Geschichte des kleinen Gotteshauses. Michael Kretschmer (v. l.), Helga Bartnik und Katharina Piel hören zu. - © Horst Biere
In der Antoniuskapelle sprach Regina Kretschmer (2. v. r.) über die Geschichte des kleinen Gotteshauses. Michael Kretschmer (v. l.), Helga Bartnik und Katharina Piel hören zu. | © Horst Biere

Nur wenige Katholiken in der Bergstadt

Da vor dem letzten Weltkrieg nur wenige Katholiken in Oerlinghausen lebten, genügte die Größe der Kapelle für Gottesdienste. Nach dem Weltkrieg wuchs die Gemeinde jedoch deutlich, und die Gemeinde erbaute 1955 die Pfarrkirche St. Michael an der Marktstraße. Kirchenführungen boten in der Antoniuskapelle später auch Werner Nowak und Wilfried Kohlmeyer.

Einen spannenden geschichtlichen Ausflug erlebten Besucher auch im Archäologischen Freilichtmuseum am Denkmalstag. Karl Banghard, der Leiter des Freilichtmuseums, berichtete anhand vieler Beispiele über archäologische Funde, die heute die Grundlage für das Museum sind. Sogar die Lebensgewohnheiten der Steinzeitmenschen verdeutlichte er den Besuchern, die – auf niedrigen Balken rings um die Feuerstelle eines Langhauses sitzend – von den Lebensgewohnheiten der Vorfahren erfuhren.

Und er beantwortete Fragen wie: „Wie viele Menschen einer Sippe wohnten in einem Haus dieser Größe? Wie ernährten sie sich? Betrieben sie bereits Ackerbau und Viehzucht? Wie sah insgesamt ihr Alltag aus?“