
Oerlinghausen. Viele Spaziergänger sind fassungslos an diesem schönen Sonntagnachmittag. „Was sind das nur für Menschen, die so etwas anrichten“, ist die einhellige Meinung der Wanderer, die auf dem Kammweg des Tönsbergs unterwegs sind. Etliche der bekannten Kunstwerke aus Bronze sind aus Gedenksteinen herausgebrochen und gestohlen worden. Die Bronzeplatten mit Sinnsprüchen gehören zum Oerlinghauser Meditationsweg, Gestalter der Kunstobjekte war vor fast 30 Jahren der bekannte heimische Bildhauer Bruno Buschmann.

Auch die Stifter der Kunstwerke, Nike Alkema und Johannes Müller, die im Jahre 1996 für die Heimvolkshochschule St. Hedwigshaus, heute Akademie am Tönsberg, den Meditationsweg ins Leben riefen, finden kaum Worte angesichts der Zerstörung der Werke. Tausende von Besuchern und Gästen der Bergstadt hatten im Laufe der Jahrzehnte den Meditationsweg beschritten und dabei die Kunstobjekte aus Stein und Bronzeguss betrachten können.
Der Pfad mit den Kunstwerken führt an zehn Stationen entlang
Der Pfad mit den Kunstwerken umfasst zehn Stationen und beginnt an der Hedwigskapelle oberhalb der Hermannstraße. Dann führt er hinauf zum Tönsbergkamm und endet schließlich am Kreuz in der sogenannten Hünenkapelle.
„Es ist ein echter kultureller Verlust“, sagte Johannes Müller, „unser damaliges St. Hedwigshaus wollte Oerlinghausen ein Geschenk machen.“ Man habe damit eine Art Pilgerpfad innerhalb der Stadt geschaffen. Der Anlass für die Eröffnung des Oerlinghauser Meditationswegs lag seinerzeit in einem runden Jahrestag. Denn im Spätsommer 1996 wurde die Heimvolkshochschule St. Hedwigshaus an der Hermannstraße 40 Jahre alt. Der Bildungsbetrieb ist heute als „Akademie am Tönsberg“ in der Villa Welschen auf der anderen Tönsbergseite angesiedelt und wird von Nike Alkema geleitet.
Auf den markanten Findlingen des Meditationsweges sind Texte und Lebensweisheiten zu erkennen, die die christlichen Tugenden – Glaube, Liebe, Hoffnung – beschreiben. Aber auch jeder der vier Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung ist ein Stein gewidmet. „Die Interpretation der Steine und ihre jeweilige Bedeutung sind jedem Einzelnen überlassen“, sagt Johannes Müller, „es ist ein Angebot zur Reflexion.“
Wann die Diebe die Bronzeelemente aus den großen Steinen herausgebrochen haben, steht nicht genau fest „Zwischen Dienstag, dem 14. und Donnerstag, dem 16. Januar, entwendeten die unbekannten Täter die Kunstwerke entlang des Meditationsweges. Sie wurden augenscheinlich ausgehebelt“, heißt es in der entsprechenden Polizeimeldung. Am vorvergangenen Dienstag waren die Objekte nach Angaben von Zeugen noch unversehrt. Dagegen bemerkte der Spaziergänger Walter Ellies, der mit seinem Hund auf dem Tönsberg am Donnerstagvormittag unterwegs war, die Schäden an den Denkmalen. Er meldete sie und fotografierte auch gleich die stark beschädigten Kunstwerke.
Diebe müssen über eine gewisse Ortskenntnis verfügen
Ungeklärt ist nach wie vor, wie die Metalldiebe ihre Beute abtransportierten. Das hohe Gewicht der Kunstwerke deutet darauf hin, dass die Täter offenbar motorisiert gewesen sein müssen. Und sie dürften auch über eine gewisse Ortskenntnis verfügen, denn um auf den Kammweg zu gelangen, muss man an der West- wie an der Ostseite des Tönsbergs eine Schranke öffnen oder aushebeln.
Die entwendeten Stücke umfassen unter anderem zwei Schriftplatten mit den Inschriften „Fortitudo“ und „Temperantia“ sowie mehrere große Kunstplatten mit religiösen Motiven und weitere Schriftplatten. Die Polizei sucht Zeugen, die Angaben zu dem Vorfall geben können. Hinweise werden unter Tel. 05231 6090 vom Kriminalkommissariat 2 entgegengenommen.