Obdachlosen getötet: Jugendliche (15) wegen gemeinschaftlichen Totschlags verurteilt

Detmold/Horn-Bad Meinberg. Die Große Jugendkammer unter Vorsitz von Richterin Anke Grudda hat den Haupttäter im Fall um den getöteten Thorsten D. (47) wegen gemeinschaftlichen Totschlags zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Für die beiden anderen Angeklagten hielt das Gericht eine Strafe von jeweils fünf Jahren für tat- und schuldangemessen. Die Kammer rechnete auch den beiden anderen Angeklagten den Messerstich zu. Es muss ein unvorstellbar schwerer Gang sein. Zum dritten Prozesstag im Fall um den getöteten Thorsten D. (47) nimmt auch der Vater des Geschädigten zum ersten Mal als Nebenkläger im Gerichtssaal Platz. Er will sich das Urteil gegen die drei jugendlichen Angeklagten (alle 15 Jahre alt), die seinen Sohn am 25. Oktober völlig grundlos getötet haben, selbst anhören. &bdquo;Ich hoffe, dass sie, wenn sie jetzt eine Strafe bekommen, zu besseren Menschen werden“, sagt der Vater kurz vor der Urteilsverkündung. Doch immer noch quält ihn die Frage, die auch nach drei Prozesstagen niemand beantworten kann. &bdquo;Warum?“ Auf Thorsten D. eingeprügelt und eingestochen Am 25. Oktober war das angeklagte Trio nach einem Trinkgelage auf einem Kindergartengelände in Horn unvermittelt auf den wohnungslosen Thorsten D. (47) losgegangen und prügelte auf ihn ein. Einer der Angeklagten stach vier Mal mit dem Messer zu, während die anderen beiden das Opfer festhielten. Die Tat filmte der Messerstecher auszugsweise mit dem Handy, die Videos verbreiteten die Täter im Netz. Thorsten D. verblutete kurze Zeit später auf einer angrenzenden Wiese. Appell an die Eltern der Täter Staatsanwältin Helena Fromme forderte in ihrem Plädoyer für den zustechenden Haupttäter (15) siebeneinhalb Jahre Haft wegen gemeinschaftlichen Totschlags. Für die anderen beiden Angeklagten sah sie eine Haftstrafe von jeweils sechseinhalb Jahren Haft für angemessen. Nebenklage-Vertreterin Ruth Kanzlsperger aus Paderborn schloss sich den Ausführungen der Staatsanwältin an, appellierte aber auch an die Verantwortung der Eltern. &bdquo;Es ist keine Schande, wenn man mit der Erziehung überfordert ist“, sagte Kanzlsperger nach den Plädoyers. Es sei daher wichtig, entsprechende Hilfsangebote anzunehmen. Die Eltern sollten unbedingt den Kontakt zu ihren Kindern in der JVA halten, die Jugendlichen die Haftstrafe nutzen, um einen Schulabschluss zu machen. &bdquo;Die Jugendlichen haben in der Haft jetzt die Möglichkeit, an sich zu arbeiten, sonst ist die nächste Katastrophe programmiert.“ Verteidiger wollten geringere Strafen Die Verteidiger wollten für ihre Mandanten geringere Strafen erwirken. Rechtsanwalt Holger Rostek, der den verantwortlichen Messerstecher vertritt, forderte für seinen Mandanten wegen Totschlags eine &bdquo;angemessene Haftstrafe“, die nicht mehr als sechs Jahre überschreiten sollte. Für die anderen beiden zuschlagenden Angeklagten wollten ihre Verteidiger ein Urteil wegen Körperverletzung erreichen. Verteidiger Helmut Wöhler hielt für seinen Mandanten (gerade 15 Jahre alt geworden) eine Haftstrafe von zweieinhalb Jahren wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung für angemessen. Rechtsanwalt Johannes Salem forderte für seinen Mandanten wegen gefährlicher Körperverletzung drei Jahre Haft. Sein Mandant führte den ersten heftigen Faustschlag aus, mit dem der Geschädigte zu Boden ging. Gericht sieht kein Mordmerkmal gegeben Dass das Gericht das Tötungsdelikt letztendlich nicht als Mord wertet, kommt nicht überraschend. Zum Ende der Beweisaufnahme am vergangenen Prozesstag hatte die Kammer bereits den rechtlichen Hinweis erteilt, dass auch eine Verurteilung wegen Totschlags in Betracht kommen könnte, da sie das Mordmerkmal der Heimtücke beim Tatgeschehen nicht als gegeben ansieht. Bei Heimtücke muss das Opfer laut Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth im Moment der Tat gleichermaßen arg- und wehrlos sein. Lesen Sie auch: Obdachloser getötet - überraschende Wende im Prozess Im Horner Fall sieht die Kammer allerdings kein ganzheitliches Tatgeschehen. Thorsten. D. war zwar unvermittelt durch einen heftigen Faustschlag zu Boden gebracht worden, danach habe er aber mit weiteren Angriffen rechnen müssen und sogar noch versucht, seine Angreifer abzuwehren. Die Kammer sieht hier daher eine Zäsur im Tatverlauf. Erst im nächsten Schritt prügelten die Jugendlichen weiter auf den am Boden liegenden Geschädigten ein. Auf einer der Videosequenzen soll zu sehen sein, dass der Haupttäter auf dem Opfer kniet und mehrfach mit dem Messer zusticht. Die beiden anderen sollen den Geschädigten festgehalten haben.

Meistgelesen