Die neuen Verwalter der Conle-Siedlung

Wieder eine neue Verwaltung in der
ehemaligen Conle-Siedlung

Die MVGM mit Hauptsitz in Frankfurt hat die Liegenschaften in der Südstadt von der Belvona übernommen. Mieter fragen sich, warum sich bei ihnen in Sachen Sanierung nichts tut.

Nancy Sommer, Waldemar Kabelski, Edgar Rosenke Ludmilla Katsora, Emma Rosenke, Katarina Weber und Olga Diener (v. l.) beklagen die katastrophalen Zustände im und um das Hochhaus an der Sennestraße. | © Karin Prignitz

Karin Prignitz
31.08.2023 | 31.08.2023, 08:23

Oerlinghausen. Vor den grün gestrichenen Wohnblöcken der ehemaligen Conle-Siedlung in der Südstadt stehen Container mit Schutt, liegen Baumaterialien auf den Wiesen, sind Handwerkertrupps dabei, die lange Zeit fehlenden Balkone an den Häusern zu befestigen und offensichtlich auch damit beschäftigt, Wohnungen zu sanieren. Es tut sich endlich wieder was, so der Eindruck. Die noch verbliebenen Mieter aber sind skeptisch.

Zu oft haben sie erleben müssen, dass es bei einem Verwalterwechsel zunächst Aktivitäten und viele Versprechen gegeben hat. Eingehalten worden sind sie seit vielen Jahren nie. Nach der Belvona hat am 1. März 2023 die MVGM die Verwaltung der Liegenschaften übernommen. Sie ist nun Ansprechpartner für alle Mieterinnen und Mieter. Vertragspartner der Mietverträge hingegen sei die Silver Wohnen 8 GmbH, informiert Anke Sostmann von der MVGM und ergänzt: „Die Vermietung erfolgt in Oerlinghausen durch einen externen Makler.“ Tatsächlich sind an einzelnen Häusern Schilder mit dem Hinweis „zu vermieten“ angebracht worden.

In den jetzt von der MVGM verwalteten Gebäuden wird derzeit gearbeitet. Die lange fehlenden Balkone werden wieder angebracht und Wohnungen renoviert. - © Karin Prignitz
In den jetzt von der MVGM verwalteten Gebäuden wird derzeit gearbeitet. Die lange fehlenden Balkone werden wieder angebracht und Wohnungen renoviert. | © Karin Prignitz

Anke Sostmann von der MVGM teilt auf Nachfrage mit: „Die Wohnungen befanden sich zum Zeitpunkt der Übernahme in einem schlechten, zum Teil sehr schlechten Zustand.“ Es sei ein Konzept entwickelt worden, „um die Objekte wieder nachhaltig und sinnvoll dem angespannten Wohnungsmarkt zuführen zu können“. Leerstehende Wohnungen würden saniert, umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen angestoßen, etwa bei der Elektrik, neuen Wasser- und Heizungsleitungen. Nach den wieder angebrachten Balkonen solle der Außenbereich erneuert werden, kündigt Sostmann an und verspricht neue Müllplätze, Fahrradstellflächen und Spielplätze.

Die Bewohner des Hochhauses an der Sennestraße 48, in dem derzeit die Hälfte der 32 Wohnungen leer steht, fragen sich, warum gravierende Schäden nicht zuerst dort beseitigt werden, wo Mieter leben und wo dringender Handlungsbedarf notwendig sei. Sie haben einen Beschwerdebrief verfasst und ihn der MVGM Mitte August zukommen lassen. Bislang ohne Reaktion.

„Zum Sachstand für die Sennestraße 48 warte ich noch auf die Rückmeldung des zuständigen Mitarbeiters“, schreibt Anke Sostmann von der MVGM. In ihrer langen Mängelliste führen die Mieter unter anderem auf, dass es seit acht Monaten weder einen Hausmeister noch einen Reinigungsdienst gebe. Vor allem beklagen sie unisono undichte Fenster, Rohrbrüche und Schimmel.

Bei Regen verwandelt sich der Balkon in einen See

„Seit vier Jahren regnet es im Eingang von oben hinein“, heißt es weiter. Für eine Besichtigung sei die Stelle „stümperhaft repariert“ worden. Nach dem nächsten Regen aber habe es wieder so ausgesehen, wie zuvor. „Bei Starkregen läuft das Wasser nicht mehr ab, weil die Leitungen verstopft sind“, verweist Nancy Sommer aus dem 7. Stock auf einen unhaltbaren Zustand.

Edgar und Emma Rosenke (75 und 72 Jahre) leben seit 28 Jahren im Haus. „Seit dieser Zeit ist nicht eine Schraube gewechselt worden.“ Waldemar Kabelski (55) zeigt ein Video. Zu sehen ist, wie sich sein Balkon bei Regen in einen See verwandelt. Vor zwei Jahren sei bei ihm die Heizung ausgebaut worden. Einen Ersatz hat er bis heute nicht bekommen. Zwei Monate ohne Toilette, auch das habe es gegeben. „So, wie es jetzt ist, geht es nicht mehr weiter“, da sind sich die Bewohner einig.

Endlos erweitern könnten sie die Liste der Mängel. Dazu gehört auch, dass für 32 Parteien nur acht Parkplätze zur Verfügung stehen und es seit Jahren keine aufschlussreiche Abrechnung gibt. „Früher“, sagt Waldemar Kabelski, habe er bei der Jahresabrechnung 500 Euro wiederbekommen, heute solle er 1.000 bis 1.500 Euro nachzahlen. „Wofür“, fragt er und fragen die anderen.

Wenn sich nichts tue, wollen die Bewohner die Miete im September um die Hälfte kürzen. Ludmilla Katsora, die mit ihrem Sohn im Haus lebt, berichtet von explodierten Toiletten und Türen, die sich kaum noch schließen lassen. Katharina Weber, die seit 18 Jahren mit Mann und Kindern im Haus lebt, kann dem nur zustimmen. Ebenso wie Olga Diener.

Anke Sostmann kündigt an, dass die MVGM Rohrbrüchen, Verstopfungen, Schimmel und anderen Mängeln „momentan mit der Sanierung aller Leitungsstränge und der Entfernung der Putzflächen“ entgegentrete. „Bei den Wohnungen, die sich momentan in der Sanierung befinden, erfolgt ein Rückbau bis auf den nackten Beton – anders ist es wohl nicht möglich.“ MVGM gehe davon aus, nach und nach alle Wohnungen durchsanieren zu müssen. Den Mietern rät sie, sich an das Servicecenter des Unternehmens zu wenden. Die Kontaktdaten seien den Mieter mitgeteilt worden. Ja, sagen die, „aber wann immer man die Nummer wählt, erreicht man niemanden“.