Das spontane Schützenkönigspaar

Oerlinghausen. Der Adler so ramponiert, dass er in Rekordzeit schon vor der MSKK-Show fällt? Das wäre ein Novum in der Geschichte des Oerlinghauser Schützenfestes gewesen. Fast wäre es so gekommen, aber eben nur fast. Während der Schießpause, in der die Juxtruppe um Moderator Stefan Silberfisch (Timo Schilling) das Publikum im Festzelt im Zeitraffer mitnimmt in die Abläufe eines ganz normalen Schützenfest-Montags, zeigt manch ein Schütze zunächst ganz viel Haut und Haar. Das Motto: &bdquo;Mit Spaß könnt’s klappen.“ Bärbel de Calatayud (geborene Schweingruber) sitzt in der ersten Reihe. Seit Jahrzehnten lebt die gebürtige Bergstädterin in Hamburg, doch mit ihrer (mittlerweile verstorbenen) Schwester hat sie eine Abmachung getroffen. &bdquo;Wenn Schützenfest in Oerlinghausen ist, dann sind wir dabei.“ Diesmal erlebt die 83-Jährige, wie die Gäste der &bdquo;Bergwacht“ das aktuell präsente Thema der Kleber der &bdquo;Letzten Generation“ umsetzen. Beim Entfernen der Störenfriede wird nicht lange gefackelt. Die Kettensäge kommt zum Einsatz. Verluste von Extremitäten werden einkalkuliert. MSKK-Präsident Stefan Heißenberg setzt im Gegensatz dazu auf Harmonie. Das Maskottchen heißt jetzt Schützenblasi An so einem Montag müssen die Schützen schließlich erst einmal aus den Federn kommen. Und dafür braucht es einen Weckruf, den Bernd Oberschelp und Lutz Gronemeier vorbereitet haben. &bdquo;Guten Morgen, liebe Schützensorgen, seid ihr auch schon alle da?“ Einigen offensichtlich ja, denn sie legen inkognito einen aufreizenden Bauchtanz hin. Weil die &bdquo;Thekentaucher“ in diesem Jahr das 25-jährige Bestehen feiern, die Vümpfte sogar schon das 35., sind eigens die legendären &bdquo;Flippers“ eingeflogen worden und sagen musikalisch &bdquo;Dankeschön“. Ein Schützenfrühstück á la Loriot, das Schießen mit den Scherlich-Brothers und der Auftritt von Vater und Sohn Gronemeier als &bdquo;Howebuben“ hinterlassen einen ebenso nachhaltigen Eindruck wie der Appell der MSKK, dass in der Oerlinghauser Schützengesellschaft möglichst schnell Gleichberechtigung herrschen möge, insbesondere beim Königsschießen. Beim Kinderschützenfest haben es die Mädchen bereits vorgemacht. Derweil wird ein Schützen-Maskottchen gesucht. Majestätisch soll es sein, langlebig, robust und natürlich humorvoll. Oberst Christian Landerbarthold hat sich das Gummimaskottchen um die Hüften gezwängt und das Publikum darf zwischen vier Vorschlägen wählen, wie es heißen soll. Schütti, Landino, Schützenblasi oder Tröti? Die Entscheidung ist eindeutig – Schützenblasi. Die Gäste erleben schließlich, wie nach dem Königsschuss die Damenwahl abläuft, ehe Conny Froboes (Daniel Schollmeyer) zwei kleine Italiener (mit dem Bobbycar) um sich kreisen lässt. Zuvor hat Robin Pettker beim Königsschießen mit dem 35. Schuss den Apfel abgeschossen, Niklas Kramer mit Schuss 67 das Zepter, Ulrich Birkemeyer mit Schuss 68 die Krone. Detlef &bdquo;Beppo“ Jelen, der vor zehn Jahren Bierkönig war, Niklas Kramer und Dirk Ciesla gehören zu den Aspiranten auf die Königswürde. Das nötige Quäntchen Glück liegt am Ende bei Dirk Ciesla. Mit dem 124. Schuss purzeln der Restvogel zu Boden und Ciesla reckt die Arme in die Höhe. Der 53-jährige Kraftfahrer war 2007/08 Bierkönig und ist Mitglied der 2. Kompanie. Seine Königin ist Elke Exner (55), Altenpflegerin aus Leopoldshöhe. &bdquo;Ein spontaner Entschluss“ sei es gewesen, sagen beide. Wirklich damit gerechnet haben sie nicht. Dirk Cieslas Schwiegervater Heinrich Schindowski ist 1992/93 König gewesen.

Meistgelesen