Der Bürgermeister gründet eine neue Partei

Oerlinghausen. Die Schlange der Aspiranten ist lang, denn in Oerlinghausen, das hat sich wieder einmal bewahrheitet, gestaltet sich das Königsschießen noch als echter Wettkampf. Ob erstmals eine Frau jubeln kann oder womöglich der Bürgermeister? Alles ist möglich, doch der Vogel ist diesmal besonders zäh. Zwei der drei Insignien aber sichern sich mit gezielten Treffern die beiden einzigen Frauen im Feld, und der neue Regent darf sich ab sofort Kaiser nennen. Unterbrochen von einem ordentlichen Regenguss und mit einem Ersatzgewehr geht es nach zehnminütiger Pause erneut an den Schießstand. Dort holt mit dem 51. Schuss Christian Koch den Apfel herunter, Kerstin Irrgang, genannt Kirsche, als erste Frau, die auf den Adler zielt, mit Schuss 53 das Zepter und Marzena Brinkmann mit Schuss 57. die Krone. &bdquo;Es wurde Zeit, dass Frauen mitschießen dürfen“, findet Irrgang, die Bierkönigin von 2024. &bdquo;Ich habe darauf hingefiebert.“ Auch Marzena Brinkmann sagt: &bdquo;Ich habe mich riesig darauf gefreut und will ein Zeichen setzen.“ Der 234. Schuss holt den Adler runter Kerstin Irrgang gehört zu denen, die um die Königswürde kämpfen. Ebenso wie ihr Mann Oliver, Nils Hartmann, Markus Höhne, Niklas Kramer, Beppo Jelen, Lutz Krüger, Sören Grote, aber auch Dirk Becker, dessen Frau Petra es kaum mit ansehen kann, und vor allem Timo Schilling. Den letzten kleinen Holzrest aber schießt Sören Grote (54) mit dem 234. Schuss um 12.30 Uhr von der Stange und mag es dann selbst zunächst kaum glauben, denkt, dass da doch noch ein kleines Fitzelchen hängt. Tut es aber nicht, und so ist der König von 2007/2008 nun der Oerlinghauser Schützen-Kaiser. Zu seiner Kaiserin wählt er seine Frau Sonja Böckmann (Königin 2015/2016). Der großartigste Montag des Jahres in Oerlinghausen hatte regnerisch begonnen. Machte aber nichts. Die Schützen marschierten stoischen Gemüts um kurz nach 7 Uhr auf den Rathausplatz, wo sie bereits von etlichen Oerlinghausern erwartet wurden. Die Juxtruppen reagierten flexibel und strichen ihr Programm zusammen. Großartig war die Modenschau, die von Karl Laberfeld moderiert wurde, der – so viel Stil muss sein – von Stefanie Quabus in der pinkfarbenen Dream-Liner-Limousine vors Rathaus chauffiert wurde. Auch Bürgermeister Dirk Becker hielt nur eine kurze Begrüßung, versprach aber, mehr im Festzelt zu sagen. Und dort holte er dann groß aus: Es sei sein Schützenfinale als Bürgermeister, und als Dank will er eine Partei gründen: die Schützenfest-Montag-Morgen-Frei-Partei. Dazu hat er sich vom Druiden des Dorfes ein Elixier mixen lassen, das sofort eine durchschlagende Wirkung hat. Gelbe Scheine werden gleich mitgeliefert. Die aber seien mit einem Pulver versehen, das sofort gesund macht. Dann könne gefeiert werden, bis der Arzt kommt. Dass Pferde eine bedeutende Rolle beim Schützenfest spielen, greifen Sebastian Boer, Ralf Klocke, Fabian Köster und Lutz Gronemeyer mit ihren Sketch Hobby Horsing auf. Natürlich werden auch kleine Spitzen eingebaut. Beim Lied &bdquo;Am Tag als Niklas Kramer traf“ etwa nahm der singende &bdquo;Hofstaat“ gleich zwei Ereignisse aufs Korn. Hatte doch sein Vater Eike ihm die Königswürde vor einigen Jahren weggeschnappt und im vergangenen Jahr war es ebenfalls &bdquo;ein schwerer Tag, weil durch Thorstens Schuss der Adler lag“. Beim Party-Hit &bdquo;Wackelkontakt“ als Zugabe kommen alle Akteure der MSKK und Gäste auf der Bühne zusammen und das Publikum geht begeistert mit.

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