Naturschutz Pflegeleichte Alternativen zu den Schottergärten

Leopoldshöhe. Pflegeleicht, kostengünstig und immer picobello? Wer glaube, dass das auf Schottergärten zutreffe, der liege falsch, hebt Ulrich Käthner hervor. &bdquo;Das ist ein Trugschluss.“ Seit 46 Jahren arbeitet er als Garten- und Landschaftsbauer und weiß, dass es sich bei geschotterten Gärten um ein komplettes Missverständnis handelt. Denn die seien, anders, als viele Hausbesitzer glauben, keineswegs pflegeleicht. Er stellt nun zudem ökologisch wertvollere Alternativen vor. Herabfallende Blätter und Pflanzen, die sich irgendwann durch die Steine wühlen, lassen die Schottergärten schnell unschön aussehen. Bei einer Informationsveranstaltung, zu der die städtische Quartiersmanagerin Anna-Lena Bargfrede und die Leopoldshöher Ortsgruppe des Naturschutzbunds (NABU) in das Backhaus am Heimathof eingeladen haben, zeigt Käthner, wie es besser geht. Beim Thema Schottergärten scheiden sich die Geister. Die einen finden sie schön, andere erzürnt der Anblick. Wie in anderen Städten und Gemeinden sind Schottergärten auch in Leopoldshöhe politisch nicht mehr gewollt, allerdings auch nicht grundsätzlich verboten, denn die Rechtslage sei unklar, informiert Anna-Lena Bargfrede. In einer anderen Stadt müssen Schottergärten umgestaltet werden Die Stadt Herford sieht das anders. Hier müssen Grundstückseigentümer ihre Schottergärten umgestalten, ansonsten droht ein Zwangsgeld. Ulrich Käthner führt vor Augen, dass Abbau, Transport und Entsorgung von Schotter teuer sei und Energie koste. Geschotterte Gärten seien zudem ökologisch wertlos. Oft stehen zwischen den Steinen im Vorgarten einzelne teure Formbäume. &bdquo;Für das Geld könnte man viele blühende Stauden kaufen“, regt Käthner an. &bdquo;Städte und Kommunen experimentieren derzeit noch, es ist momentan für alle ein Thema.“ Auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Bepflanzte Gärten sorgen im Sommer für Abkühlung, sie binden Staub und Schadstoffe und lassen Regenwasser versickern. All das sei bei Schottergärten nicht der Fall, sagt Käthner. Ganz im Gegenteil. Schottergärten heizten sich auf. &bdquo;Tiere finden in ihnen weder Nahrung noch Unterschlupf.“ Käthner plädiert ohnehin dafür, Gärten wieder viel mehr sich selbst zu überlassen. &bdquo;Die Reinlichkeit, die wir im Haus haben, ist im Garten nicht angebracht“, nennt Käthner ein alltagspraktisches Beispiel und fordert: &bdquo;Da muss ein Umdenken kommen, denn es ist schon fünf nach zwölf.“ Jeder könne für sich im Kleinen etwas tun. &bdquo;Weniger ist manchmal mehr für die Natur.“ Viel Zeit für die Gartenpflege gab es früher nicht Früher hätten die Menschen gar nicht so viel Zeit gehabt, sich um ihre Gärten zu kümmern, alle paar Tage das Gras zu mähen und alles fein säuberlich zu gestalten. &bdquo;Sie haben die Natur viel mehr in Ruhe gelassen, was wir heute machen, ist Luxus pur.“ Die Auswirkungen seien absehbar: &bdquo;Stürme werden mehr, weil wir so mit der Natur umgehen.“ Ulrich Käthner nennt positive Beispiele, in denen statt Schotter insektenfreundliche Bodendecker verwendet worden sind. Noch vor Ulrich Käthner hatte Hans Dudler die negativen Folgen aufgezeigt. Dudler ist Insektenspezialist und hat festgestellt, dass Insektenarten massiv zurückgegangen sind. Auch er bringt das in Verbindung mit gepflasterten, geteerten und geschotterten Flächen und Gärten, in denen kaum noch eine Lebensgrundlage für Insekten zu finden ist. &bdquo;Sie können sich dort ansiedeln, Futter werden sie dort aber nicht finden.“ Ulrich Käthner führt die Entwicklung des &bdquo;sensiblen Themas, an das wir uns heranwagen müssen“, noch drastischer vor Augen. &bdquo;Bei ständigem Rasenmähen werden die dort lebenden Grashüpfer geköpft“, und Mähroboter köpften sogar noch junge Igel. Ein Besucher bringt den Begriff der sozialen Kontrolle ins Spiel. &bdquo;Viele Menschen schließen sich einfach aktuellen Trends an.“ Im Gespräch könne ein Umdenken stattfinden. &bdquo;Die Einsicht, dass solche Gärten ökologisch sinnlos sind, wäre besser, als Verbote“, glaubt ein anderer Teilnehmer. Katzen lieben es eher naturbelassen Ein Herr berichtet, dass die Katzen im Neubaugebiet Milser Heide lieber zu ihm in den Garten kommen, als ihr Geschäft in den Steingärten zu verrichten. Ulrich Käthner kann über ein positives Beispiel berichten. Die Eigentümer der Tankstelle mit Bosch-Dienst an der Bahnhofstraße in Helpup hatte er von Bodendeckern überzeugen können. &bdquo;Darunter wächst im Gegensatz zu Schottergärten kein Kraut, es blüht immer etwas und sieht gut aus.“ Ewald Possehn von NABU gibt zu bedenken, dass es genügend Möglichkeiten gibt, sich zu informieren. Zwar sei es rechtlich nicht einfach, Schottergärten zu verbieten, sagt Anna-Lena Bargfrede am Ende, &bdquo;aber es soll hohe Hürden geben, damit es unattraktiver wird“. Ulrich Käthners und Hans Dudlers Rat: &bdquo;Einfach mal wachsen lassen“, Bodendecker pflanzen, Wildblumen säen und erst mal beobachten.

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