Trotz behördlicher Anordnung: Herfords steinerne Gärten verringern sich nur langsam

Herford. Schottergärten sind seit Jahren in Herford ein Thema. Zuletzt gerieten sie aber ein wenig aus dem Blick der Verwaltung, wie eine Nachfrage bei der Stadt nun ergeben hat: Demnach ist der Mitarbeiter, der in der Vergangenheit die Grundeigentümer mit der Aufforderung angeschrieben hat, ihre Steingärten zurückzubauen, derzeit mit anderen Projekten betraut. Wie berichtet, sind in der Bauverwaltung rund zehn Stellen unbesetzt. Der betreffende Beschäftigte sei auf der Baustelle des Ravensberger Gymnasiums tätig, sagt Stadtentwicklerin Maike Wöhler jetzt auf Anfrage. Die Abteilungsleiterin der Stadtplanung hat auch die aktuellen Zahlen: Ihr zufolge hat die Verwaltung bisher rund 615 Schottergärten über ihr Geoinformationssystem erfasst. Zehn Verfahren liegen beim Bauordnungsamt Angeschrieben habe die Stadt bisher die Eigentümer von 200 Schottergärten. 61 von ihnen hätten ihre &bdquo;Gärten des Grauens“, wie sie der Berliner Biologe Ulf Soltau auf seiner gleichnamigen Facebook-Seite nennt, zurückgebaut. &bdquo;In weiteren 40 Fällen gibt es eine Vereinbarung über den Rückbau“, so Wöhler: &bdquo;Und circa zehn Schottergärten wurden nach Verstreichen der Frist an das Bauordnungsamt für das weitere Verfahren überstellt.“ Ihr zufolge befinden sich alle anderen Vorgänge diesbezüglich &bdquo;im Verfahren“. Wöhler stellt auch klar, dass bislang kein Zwangsgeld verhängt werden musste. Und auch ein Klageverfahren seitens der Eigentümer sei bei der Stadt noch nicht eingegangen. Hintergrund ist das Verfahren: Haben die Mitarbeiter die versiegelten Flächen ausgemacht, schauen sie erst einmal in die Bauakten. Die Bebauungspläne enthalten oftmals auch ein Verbot, Schottergärten anzulegen. So erklärte es die Verwaltung im Oktober 2021 im Bau- und Umweltausschuss. Lesen Sie auch: Stadt Herford greift durch: Schottergartenbesitzer müssen jetzt hohe Strafen zahlen Das sei allerdings erst seit wenigen Jahren gängige Praxis. Sehr viele Bebauungspläne stammen aus der Zeit, bevor der Bau- und Umweltausschuss den Grundsatzbeschluss traf, dass die Stadt gegen Schottergärten vorgehen soll. In diesen Fällen beruft sich die Verwaltung dann auf das Bauordnungsrecht und ein Urteil des Verwaltungsgerichts Hannover dazu: Die Richter entschieden, dass Schottergärten bauliche Anlagen sind, die einer Baugenehmigung bedürfen. Video zum Thema: Auch Steingärten sind so pflegeleicht Hinzu kommt, dass Bauakten häufig besondere weitere Vorgaben, zum Beispiel zu Anpflanzungen enthalten. Zu dem Zeitpunkt, als Wöhler davon erzählte, stand die Verwaltung gerade im Gespräch mit einem Grundstückseigentümer, der nicht nur einen Steingarten angelegt, sondern auch nie die Bäume gepflanzt hatte, die er eigentlich hätte in die Erde setzen müssen. Lesen Sie auch: 152 Schottergärten in Bünde: So läuft die Kontrolle ab Einige wenige Grundstückseigentümer, die sie anschrieben, würden sich sofort bereit erklären, ihren Schottergarten umzugestalten, sagte Maike Wöhler im Februar 2022. Das seien dann oft diejenigen, die festgestellt hätten, dass auch die angeblich so pflegeleichten Steingärten Arbeit machten - nicht selten sogar mehr als Gärten mit mehrjährigen Stauden. Es komme aber auch zu solch absurden Vorschlägen, wie dem, von dem Wöhler im Oktober 2021 berichtete: Ein Steingarten-Besitzer hatte den Schotter durch Kunstrasen ersetzen wollen. Gelegentlich würden Mitarbeiter der Stadt aber auch vom Hof gejagt, wie es die Abteilungsleiterin damals schmunzelnd ausgedrückt hatte. Zu Handgreiflichkeiten sei es aber noch nicht gekommen, hatte sie schnell noch hinzugefügt. Wasser kann nicht in den Boden sickern Mit einem Schottergarten tun sich die Eigentümer nicht unbedingt einen Gefallen: Blätter, die auf die steinernen Flächen fallen, müssen abgesammelt werden, weil sich sonst in den Fugen Gräser und Pflanzen ansiedeln. Und Moos bildet sich auf den Steinen, wenn diese nicht regelmäßig gereinigt werden. Hinzu kommt, dass Schottergärten für die Flora schlecht und kontraproduktiv sind mit Blick auf die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Denn für die stark schwindende Artenvielfalt, für die zunehmend bedrohten Bienen und andere Insekten bieten sie keine Nahrung. Bei Starkregen kann der Boden kein Wasser aufnehmen, weil eine undurchlässigeFolie unter den Steinen das verhindert. Es überschwemmt dann gegebenenfalls die Straße. Und bei Hitze heizen sich die Steine auf und tragen so zum Aufheizen von Wohngebieten bei. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

Meistgelesen