Oerlinghausen / Leopoldshöhe. Der Ort für den Pressetermin war schnell gewählt. Er wolle sich am Hiddeser Berg treffen, sagt Walter Brinkmann spontan. Die Leute, die dort wohnten, würden am meisten davon profitieren, wenn die Vorstellungen der Linken umgesetzt würden.Brinkmann kandidiert am 26. September für den Bundestag im Wahlkreis Lippe I.
Seine Partei „Die Linke" geht mit einem Programm in den Wahlkampf „für die Menschen", wie Brinkmann sagt. Sie will einen Mindestlohn von 13 Euro, abschlagsfreie Rente ab 65, bezahlbare Wohnungen für alle.„Das sind alles Ziele mit direkten Folgen für die Menschen hier", sagt er und zeigt auf ein Papier, das ausgewählte Daten der Detmolder Sozialstruktur zusammenfasst.
"Die Leute hier sind aufgeschmissen"
Am Hiddeser Berg gibt es demnach deutlich mehr Hartz-IV-Empfänger als in anderen Detmolder Sozialräumen, es gibt mehr Arbeitslose und mehr Ausländer. Dazu komme: Es gebe ein absolutes Chaos der Zuständigkeiten, welche Organisation welche Hilfe für wen anbieten könne. Zwar sei es völlig richtig, dass ein Case-Manager nun versuche, das „Wirrwarr" der Bürokratie zu entflechten, „aber den müssen wir viel bekannter machen. Die Leute hier sind aufgeschmissen."
Soziale Spaltung wird immer schlimmer
Sie sind aufgeschmissen und haben sich von der Politik entfremdet, sagt Brinkmann. „Sie fühlen sich nicht abgeholt und nicht mitgenommen. Alle wundern sich über geringe Wahlbeteiligungen. Aber die soziale Spaltung wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Wenn die Menschen sagen: ,Die da oben machen ja doch nur, was sie wollen, dann haben sie ja meistens recht." Also will er den Leuten zeigen, dass die Linke für eine andere Politik steht. Will der „Entpolitisierung" etwas entgegensetzen.
Der 66-Jährige macht sich „keine Illusionen", tatsächlich in den Bundestag gewählt zu werden. Aber ein gutes Ergebnis will er schon. Er ist ein politischer Mensch durch und durch, stammt aus einer politisch denkenden Familie (Bruder Rainer ist SPD-Kreisgeschäftsführer). Walter Brinkmann hat nach der Fachoberschule bei der Telekom in Bielefeld gelernt, war seit 2002 freigestellter Betriebsrat und später, von 2007 bis 2009, Betriebsratsvorsitzender verschiedener Telekom-Betriebe. Seit fast 50 Jahren ist der Detmolder überzeugter Gewerkschafter, aktiv im Verdi-Kreisvorstand und im DGB.
"Die Bundeswehr hat bei Auslandseinsätzen nichts zu suchen"
Ruhestand ist nichts für ihn. „Es ist für mich keine Frage, mich für die Gesellschaft einzusetzen." Brinkmann ist aktiv beim Forum Offenes Detmold und der Seebrücke, sachkundiger Bürger der Linken im Kreistag.
Doch er schaut über den Tellerrand – das Afghanistan-Debakel sei abzusehen gewesen, darauf hätten er und andere schon vor Wochen hingewiesen. Und es zeige sich: „Die Bundeswehr hat bei Auslandseinsätzen nichts zu suchen." Zigtausende Ortskräfte sorgten sich um ihr Leben. Die deutsche Politik habe total versagt und nicht gehandelt.