
Oerlinghausen. Spannend seien sie gewesen, die vergangenen Tage, sagt Lars Cohrs. Die CDU möchte den 53-Jährigen ins Rennen um die Bürgermeisterwahl am 13. September schicken. Bislang ist der NDR-Radiomoderator und frühere Chefredakteur von Radio Lippe den meisten Bergstädtern weitestgehend unbekannt. Das sieht der gebürtige Hamburger durchaus nicht als Nachteil.
Im Beisein von wenigen Mitgliedern des CDU-Stadtverbandes und des Kreisvorstandes, die im Saal des Bürgerhauses im Abstand von zwei Metern mit Mundschutz Platz genommen haben, erzählt Cohrs, der Mann mit dem rot-grauen Bart, von den vielen Reaktionen, die ihn nach dem Bekanntwerden des CDU-Überraschungscoups erreicht haben. „Der kommt ja gar nicht von hier“, diesen durch die Blume formulierte Vorbehalt hat er vor allem vernommen. „Natürlich ist es ein Vorteil, wenn man aus der Stadt kommt und weiß, wie die Menschen dort ticken“, sagt Cohrs.
Er jedoch könne abseits vieler Streitthemen, wie bereits ausgefochten worden seien und unbelastet von verkrusteten Strukturen „bei Null anfangen und den Menschen offen begegnen“. Der Blick von außen könne guttun, „insofern bin ich sehr optimistisch, dass das funktioniert“. Keine Probleme sieht Cohrs auch darin, dass er kein Verwaltungs-Mann ist. „Ich muss nicht besser sein als der Bauamtsleiter“, sagt er und spielt damit auf die Kompetenz der Mitarbeiter an, der er vertrauen will. „Ich bin ein großer Freund von Zuständigkeiten, Bürgermeister-Aufgabe ist es zu vermitteln.“
"Es wird Zeit, dass sich was dreht"
„Ich bin es gewohnt, mit Teams zusammenzuarbeiten“, betont Cohrs. „Ich habe Führungs- und Leitungskompetenz gelernt, weiß, was es bedeutet, eine Mannschaft zu motivieren und Menschen entsprechend ihrer Stärken einzusetzen.“ Punkten möchte Lars Cohrs vor allem mit seinem „echten Interesse an Menschen“. Ideen möchte er schnell umsetzen. „Ich kann begeistern und bin auch schnell begeisterungsfähig.“
Ein Bürgermeister, davon ist Cohrs überzeugt, „muss zuhören können und er muss empathisch sein“. Im Falle der Wahl würde Lars Cohrs mit Frau und Tieren nach Oerlinghausen ziehen. „Nur so kann ich sehen, was die Menschen bewegt und was sie nervt.“
Derzeit lebt Lars Cohrs mit seiner zweiten Frau Ilka, „die die Ausländerbehörde des Kreises Lippe leitet und Beamtin durch und durch ist“, am Stadtrand von Horn-Bad Meinberg „sehr bodenständig mit Pferden, Dogge und Katzen in der Natur“.
Als er auf dem Mistanhänger steht, ruft Lindner an
Dort, als er gerade den Stall ausmistete und mit Gummistiefeln auf dem Mistanhänger stand, erreichte ihn der Anruf der CDU-Vorsitzenden Angelika Lindner. Bürgermeister in Oerlinghausen, das konnte er sich vorstellen.
Zur Findungskommission, die ihn nicht überreden musste, gehörten Angelika Lindner sowie die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Hans-Josef Hünerbein und Stephan Heidbrink. „Es gab einen Tipp aus Lippe“, verrät Lindner. Dass es in Zeiten der Versammlungsverbote und Kontaktbeschränkungen während Corona zunächst kaum Möglichkeiten gibt, sich den Bergstädtern persönlich bekannt zu machen, sei natürlich nicht glücklich, räumt Cohrs ein. „Da muss man kreativ sein“, damit spielt er etwa auf die Nutzung diverser Medien an.
In den sozialen Netzwerken war er unter anderem als „Laberkopp aus dem Radio“ bezeichnet und gefragt worden, was er denn beruflich mache. Cohrs stellt klar, dass er vor 37 Jahren der jüngste NDR2-Radiomoderator gewesen sei, ein Wirtschaftsgymnasium besucht habe und Redakteur sei. Bei HR3 war er Redaktionsleiter, wechselte zu Radio Bremen, ging zum NDR, zu Radio Lippe und wieder zum NDR. Zudem betreibt er ein Medienbüro.
Eine Podiumsdiskussion mit Dirk Becker und möglichen anderen Bürgermeisterkandidaten werde es sicher geben, da ist Cohrs zuversichtlich – in welcher Form auch immer. Frei nach Xavier Naidoo fasst der 53-Jährige, dessen nordischer Akzent immer wieder durchblitzt, sein Vorhaben so zusammen: „Dieser Weg wird kein leichter sein.“ Und dann ist da noch ein Grönemeyer-Song-Zitat, das er sich auf die Fahnen schreibt. „Es wird Zeit, dass sich was dreht.“