Oerlinghausen. Bei der Kommunalwahl am 13. September wird in Oerlinghausen eine neue Wählergemeinschaft antreten: die „Initiative Oerlinghausen“. Ihre Mitglieder wollen sich unabhängig und frei in die politische Meinungsbildung einbringen. In einem Positionspapier heißt es: „Gemeinsam mit den Menschen, nicht über ihre Köpfe“.
Die Stadt Oerlinghausen bleibe unter ihren Möglichkeiten, lautet die Grundannahme. Viele wichtige Anstöße seien nicht von den politischen Parteien, sondern von den Bürgern selbst in Gang gesetzt worden, sagte Initiator Dennis Thon. Als Beispiel nannte die bemerkenswert vielfältige Arbeit der Agenda 21-Gruppen. Im Vergleich sie anderen werde dieses starke bürgerschaftliche Engagement viel zu wenig gewürdigt und finanziell unterstützt. Auch der Sportplatz in Lipperreihe habe den Kunstrasen nur erhalten, weil sich Bürger dafür stark gemacht haben. „Sie haben ein Konzept erstellt, informiert, Geld gesammelt und fast die Hälfte der Kosten getragen.“ Nicht zuletzt seien es zwei Mütter gewesen, die sich gegen den beabsichtigten Verkauf der Grundschule in Lipperreihe eingesetzt und Unterschriften gesammelt haben. Schließlich sei der Kompromissvorschlag, die Schule einzügig weiterzuführen, der Bürgerinitiative zu verdanken.
Die kommunalpolitische Arbeit sei durch ein starkes Gegeneinander und Eigeninteressen geprägt, ist in dem Positionspapier zu lesen. Bei den im Rat vertretenen Parteien sieht die Initiative ihre Interessen nicht gewahrt. „Wir wollen Klüngel und Filz in Oerlinghausen gar nicht erst möglich machen“, heißt es weiter.
Die neue „Initiative Oerlinghausen“ will demgegenüber auf Transparenz und Nachhaltigkeit setzen. Daher sollen alle Beteiligten in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Fraktionszwang oder irgendeine Unterordnung unter Direktiven werde es nicht geben, betonte Thon. „Wir sind eigentlich ein Zusammenschluss von Direktkandidaten.“
Toleranz gegenüber dem Anderssein und gegenseitige Wertschätzung, gehören zu den Prinzipien der Initiative, die sich eindeutig positioniert: „Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz.“
In den vergangenen vier Jahren haben Thon und seine Mitstreiter an zahlreichen Sitzungen des Rates und der Ausschüsse teilgenommen. In dieser Zeit seien mehr als 80 Fragen an den Rat gerichtet worden. „Doch so entsteht kein Dialog“, meinte Michael Grimmig. „Wir möchten jetzt nicht mehr nur im Zuschauerraum sitzen, sondern selbst an den Entscheidungen beteiligt sein, kritische Fragen stellen, Beschlüsse nachhalten und vor allem mehr kommunizieren.“
Die Initiative sieht sich in der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Verantwortung gegenüber kommender Generationen. Daher sei Nachhaltigkeit ein politisches Leitprinzip, dies schließe den sorgsamen Umgang mit begrenzten finanziellen Mitteln ein.
Ihre Wahlaussichten schätzten die Initiatoren realistisch ein. „Wir wollen und können nicht die größte Fraktion werden, aber wir wollen die Fraktion mit den größten Ideen sein“, meinte Thon. Es werde sehr schwer werden, Kandidaten für alle 16 Wahlbezirke zu finden. „Aber selbst wenn wir nicht gewählt werden sollten, werden wir weitermachen.“