Beschwerde

Missbrauchsfall Lügde: Anwalt wirft Polizei fehlerhafte Vernehmung vor

„Was da passiert ist, ist einfach unfassbar", sagt der Anwalt und will Beschwerde gegen zwei Polizisten einreichen

Haben Ermittler bei der Befragung eines Verdächtigen im Fall Lügde Fehler gemacht. Ein Anwalt erhebt diesen Vorwurf. | © Pixabay

20.07.2019 | 20.07.2019, 19:16

Detmold. Das Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs gegen einen 23-Jährigen im Missbrauchsfall Lügde ist gerade eingestellt worden, dennoch ist sein Verteidiger Christian Thüner sauer.

Beschwerde beim Innenminister

Der Grund: Die Ermittler der EK-Eichwald sollen bei der Vernehmung seines Mandanten, der vom Opfer zum Beschuldigten wurde, massive Fehler begangen haben. Der Anwalt will daher beim Innenminister Beschwerde einlegen. Die Dienstaufsichtsbeschwerde richtet sich gegen zwei Polizisten.

„Was da passiert ist, ist einfach unfassbar", sagt Thüner. Sein Mandant, der als 16-Jähriger in einem Fall selbst vom Opfer zum Täter geworden sein soll, sei insgesamt eine Stunde und vierzig Minuten als Zeuge befragt worden. Es blieb nicht dabei – plötzlich richteten sich die Ermittlungen auch gegen ihn. Darüber sei der 23-Jährige jedoch nicht belehrt worden. Im Gegenteil: Die Polizisten hätten ihn unter Druck gesetzt und unzulässige Fragen gestellt.

"Knapp zwei Stunden auf ihn eingeredet"

„Die beiden Ermittler haben knapp zwei Stunden auf ihn eingeredet, dabei hätte die Vernehmung abgebrochen werden müssen", sagt Thüner. Das bestätigt auch Amtsgerichtsdirektor Michael Wölfinger. „Er ist nicht darauf hingewiesen worden, dass er nun als Beschuldigter vernommen wird." Das gehe aus dem Vernehmungsprotokoll hervor. Rein rechtlich hätte die Vernehmung damit nicht vor Gericht verwendet werden dürfen.

Hätte der 23-Jährige sich nicht zu der ihm vorgeworfenen Tat geäußert, hätten somit weitere Zeugen gehört werden müssen. Rechtsanwalt Thüner will die polizeiliche Vernehmungstaktik auch nach der Einstellung des Verfahrens nicht einfach so hinnehmen. Deshalb wende er sich nun direkt an den Innenminister. Die zuständige Polizei in Bielefeld wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern und verwies auf das Amtsgericht.