
Von
Janet König
26.04.2019 | 26.04.2019, 18:00
Lügde
Lügde. Die Ermittlungspannen im Missbrauchsfall Lügde scheinen im Innenministerium sauer aufgestoßen zu sein. Als Konsequenz daraus will der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) den Campingplatz erneut komplett absuchen lassen, berichtet der Spiegel in der aktuellen Ausgabe. Es sei nicht ausgeschlossen, dass es noch weitere Opfer gebe, die bisher unentdeckt geblieben sind. Genauso könne der Hauptverdächtige Andreas V. für weitere Datenträger noch Verstecke fernab seiner Parzelle genutzt haben. Das bestätigt Wolfgang Beus, Sprecher des Innenministeriums.
Die weiteren Schritte seien laut Innenministerium nicht als Schelte für die bereits gelaufenen Ermittlungen zu verstehen. "Wir wollen einfach absolut sicher sein, dass nichts übersehen wurde", sagt Beus. Auch wenn die Tatorte schon seit Ende März von der Detmolder Staatsanwaltschaft freigegeben sind, laufen die Ermittlungen auf dem gesamten Areal demnach weiter. Auf die geplante Anklageerhebung hätten diese jedoch keine Auswirkung, schließlich lägen genug Beweismittel gegen die Hauptverdächtigen vor. Es gehe aber darum, die Menschen vor Ort erneut zu befragen und möglichen Hinweisen nachzugehen. Dies geschehe im kompletten Einvernehmen mit dem Polizeipräsidium Bielefeld, das die weiteren Maßnahmen auch selbst durchführen werde.
Damit wird auf dem Campingplatz "Eichwald" auch in den nächsten Wochen keine Ruhe einkehren. Für Betreiber Frank Schäfsmeier ein herber Schlag. Mit der Freigabe des Tatorts und dem Abriss der Parzellen hatte der 54-Jährige auf einen Neuanfang gehofft. Über weitere Ermittlungsschritte auf dem Platz sei der Betreiber bisher nicht informiert worden: "Für mich ist das Thema abgeschlossen, ich kann dazu nichts mehr sagen." Im Verlauf der Abrissarbeiten waren weitere Videokassetten und ein bis dato unbeachteter Schuppen des Hauptverdächtigen Andreas V. entdeckt worden. Dafür scheint es im Innenministerium keinen Applaus gegeben zu haben. "Das hat mich geärgert, das hätte den Beamten auffallen müssen", wird Reul im aktuellen Spiegel zitiert.
Wie lange - und vor allem wie oft - die Ermittler auf dem Campingplatz "Eichwald" noch ihrer Arbeit nachgehen werden, bleibt abzuwarten. "Bis man sicher ist, dass wir alles Menschenmögliche getan haben", heißt es dazu aus dem Innenministerium. Es sei Aufgabe der Polizei, alle möglichen Gefahren abzuwehren - und das soll auch hier geschehen. Für die weiteren Maßnahmen soll laut Polizei Bielefeld weiteres Personal zu den aktuell 66 Mitgliedern der Ermittlungskommission "Eichwald" eingesetzt werden. Einzelheiten werden bisher nicht bekannt gegeben.
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