12.04.2019 | 16.04.2019, 13:44
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Lügde
Zwei bisher unbekannte CDs und zwei Disketten in Hohlraum im Boden gefunden
Lügde. Beim Abriss des Gebäudes auf dem Campingplatz "Eichwald" in Lügde, in dem 40 Opfer für Kinderpornografie sexuell missbraucht worden sein sollen, sind nach Informationen der Neuen Westfälischen weitere Datenträger gefunden worden. Es handelt sich laut Polizei Bielefeld und Staatsanwaltschaft Detmold um zwei CDs und zwei Disketten.
Der Tatort war von den Ermittlern bereits vor zwei Wochen wieder freigegeben worden. Am Donnerstag hatte dann nicht die Polizei, sondern der Abrissunternehmer eine CD und zwei Disketten "im Zwischenraum des doppelten, fest verbauten Holzbodens im Wohnwagen des Beschuldigten gefunden", teilten Polizei und Staatsanwaltschaft auf Anfrage mit.
Die Polizei will den zufälligen Fund offenbar nicht als Panne verstanden wissen. "Nur durch den im Zuge der Abrissarbeiten frei gelegten Hohlraum zwischen den beiden Bodenplatten war die Auffindung der Datenträger möglich." Eine Zerstörung der Behausung "kam bei den Durchsuchungen aus rechtlichen Gründen nicht in Betracht".
Beim Abriss mit schwerem Gerät sei dann am Freitag eine weitere CD gefunden worden. Andere Medien berichteten am Freitag von drei CDs und zwei Disketten. Die Datenträger wurden an die Polizei übergeben. Ob sich auf ihnen kinderpornographisches Material befindet, war zunächst unklar. "Die Beweismittel werden - soweit relevant - Gegenstand der gerichtlichen Beweisaufnahme sein", teilten die Ermittler mit.
Die Datenträger wurden beschlagnahmt und sollen nun ausgewertet werden, heißt es aus Ermittlerkreisen. Anfang der Woche hatte der Campingplatz-Betreiber damit begonnen, die Baracke des Tatverdächtigen Andreas V. abzureißen, in der es zu Tausenden Fällen sexuellen Missbrauchs gekommen sein soll.
Monatelang war der Bereich abgesperrt gewesen, zwei Ermittlungsteams – erst Lippe, dann Bielefeld – führten mehrere Durchsuchungen durch, immer wieder wurden dabei neue Beweismittel an Orten gefunden, die vorher zum Teil gar nicht durchsucht worden waren.
Innenminister Herbert Reul (CDU) schloss am Freitagabend weitere Funde nicht aus: „Ich halte alles für möglich, dass auf dem Gelände auch noch irgendwas liegt. Das ist ja so eine vermüllte Gegend, da kann man ja nur das sehen, was man selber wahrnimmt oder weggeräumt hat", sagte er dem WDR.
Im Fall des massenhaften Kindesmissbrauchs auf dem Campingplatz haben die Ermittler bis Ende Februar bereits rund 15 Terabyte Daten gesammelt, darunter Festplatten und andere Datenträger mit rund 3,3 Millionen Bildern und fast 86.300 Videos sichergestellt. 155 CDs und DVDs waren aus der Obhut der Polizei verschwunden, woraufhin die Staatsanwaltschaft Detmold ein Strafverfahren gegen Unbekannt eingeleitet hatte.
Die drei Hauptverdächtigen, darunter auch Andreas V., sitzen aktuell in Untersuchungshaft. Ihnen soll ab Juni der Prozess gemacht werden.
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