Leopoldshöhe. Die Klimakrise sei einschneidender als Corona. Davon ist der Leopoldshöher Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen überzeugt. Doch ein Gegensteuern sei möglich. Auch und gerade vor Ort könne man viel erreichen, heißt es im Programm zur Kommunalwahl, das gestern vorgestellt wurde.
„Corona hat gezeigt, dass plötzlich vieles möglich wird, wenn man nur will“, stellte die Spitzenkandidatin Birgit Kampmann im Pressegespräch fest. Deshalb wollen sich die Grünen für eine klimaschonende Entwicklung der Gemeinde auf allen Ebenen stark machen. Wichtig sei, in der Verwaltung eine Stabsstelle für Klimaschutz einzurichten. „Es muss eine klare, kompetente Zuständigkeit für den Bereich geben. Es darf nicht länger sein, dass für diese Aufgabe keine Zeit bleibt.“ Als weitere Forderung nannte sie die Bilanzierung des kommunalen Klimakonzeptes.
"Man sollt so ökologisch bauen, wie es eben geht"
Zu einer klimafreundlichen Politik zählte Fraktionssprecher Jürgen Hachmeister auch, keine neuen Wohn- und Gewerbegebiete in der Fläche auszuweisen. Im Ortskern gebe es laut Flächennutzungsplan noch etliche Möglichkeiten, vorhandene Bereiche zu verdichten. „Beim neuen Wohngebiet ,Brunsheide sind wir leider überstimmt worden“, sagte er. „Außerdem sind die aktuellen Pläne nicht nachhaltig.“ Die Gemeinde könne ohne weiteres ökologische Baustoffe und eine möglichst hohe Energieeffizienz der Gebäude zur Auflage machen. „Wenn die Brunsheide schon ein Vorzeigeprojekt werden soll, dann sollte man so ökologisch bauen, wie es eben geht.“ Dazu gehöre zum Beispiel die kalte Wärmeversorgung, schlug Hachmeister vor. Sie könnte frei von Treibhausgasen und Emissionen betrieben werden.
In Bexterhagen sehen die Grünen die Chance, aus einer Gewerbefläche einen Schutzraum für Artenvielfalt zu machen. Sie wenden sich gegen eine weitere Versiegelung eines ökologisch wertvollen Gebietes. Mit preiswerten Fahrkarten wollen die Grünen den ÖPNV fördern. Radwege sollten ausgebaut und Fußwege sicherer gemacht werden.
»Positive Grundstimmung«
In den vergangenen zwei Jahren konnte der Ortsverband zehn neue Mitglieder gewinnen. Zu ihnen gehört auch Christiane Frevert, die auf Listenplatz 3 kandidiert. Ihr Interesse gilt der Kultur. Mit neuen Ansätzen möchte sie den Bürgerinnen und Bürgern anbieten, mit Theater oder Konzerten selbst aktiv zu werden. Mehr für den Sport und die Naherholung zu tun, hat sich Anna-Lena Weiss (Listenplatz 5) vorgenommen. Sie ist überzeugt, dass mehr ausgewiesene Spazierwege die Natur schützen und die Identifikation der Bürger mit ihrem Wohnort fördern werden.
Als besonderen Erfolg grüner Ratsarbeit bezeichnete Fraktionssprecher Hachmeister den Beschluss, die gemeindeeigenen Gebäude bis 2030 klimaneutral zu stellen und die Bemühungen, die Biotope zu vernetzen. Erstmalig hat der Ortsverband keine eigene Kandidatin für das Bürgermeisteramt benannt. Aus gesundheitlichen und anderen Gründen wollte sich Birgit Kampmann dieser Herausforderung nicht erneut stellen. Eine Wahlempfehlung zu den drei Kandidaten der anderen Parteien geben die Grünen nicht. „Wir möchten keine Vorentscheidung treffen. Die Wähler sollen selbst entscheiden“, erklärten Kampmann und Hachmeister übereinstimmend. Überdies sei ein Bürgermeister kein Alleinherrscher, für die politischen Entscheidungen sei der Rat in seiner Gesamtheit verantwortlich.
Die Leopoldshöher stellen „eine positive Grundstimmung“ zu ihren Gunsten fest. Seit der Wahl 2014 haben sie vier gewählte Vertreter, künftig möchten sie sieben Mitglieder in den Rat entsenden. Das entspricht einem Stimmenanteil von 20 Prozent.