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Leopoldshöhe. Wilma zeigt sich von ihrer besten Seite. Das Huhn gehört zu einer elfköpfigen Gruppe ostfriesischer Möwen (so heißt die Hühnerrasse) und flaniert gemächlichen Stelzenschrittes durch ein eingezäuntes Gehege im Garten von Martin Hoffmann und seiner Familie. Die Vögel dürfen mitunter das mit Maschendrahtzaun geschützte Gehege verlassen und zeitweise im Garten frei herumlaufen. Aber das kann schon mal ein schlimmes Ende nehmen, wenn ein Greifvogel eines der Tiere packt. Dann ist Drama bei den Kindern, die mit sieben, fünf und zwei Jahren sehr wohl registrieren, dass da etwas ziemlich Schlimmes passiert ist und sich nicht mehr so leicht unbemerkt ein neues Huhn unterjubeln lassen. Dann sind mehrere Eigenschaften des 39-jährigen Vaters gefragt, der diese auch als neuer Bürgermeister Leopoldshöhes beweisen will. Er tritt für die Sozialdemokraten an und will in die Fußstapfen von Gerhard Schemmel treten. Der hatte ihn seinerzeit zur SPD geholt. &bdquo;Geh mal zum Gerd“, habe es damals geheißen. Der jugendliche Martin hatte zusammen mit ein paar Schulfreunden Ende der 90er Jahre aus Interesse an Kommunalpolitik und dem Wunsch, sich für die Heimatgemeinde zu engagieren, Wahlprogramme studiert. &bdquo;Dann war klar, wir gehen zu den Grünen – aber die hatten keine Jugendgruppe.“ Als Juso über das Wahlprogramm mitenschieden Also ging er zum Gerd und trat den Jusos bei. Und merkte schnell, dass das die für ihn richtige Entscheidung war. In der SPD habe er sofort mehr machen können als nur Wahlplakate zu kleben, &bdquo;wir durften bei der Kreis-Delegiertenversammlung über das Wahlprogramm der Kreis-SPD mitentscheiden“. Und mit einer Umweltaktion, &bdquo;wir haben den Eselsbach gesäubert“, landete er zum ersten Mal in der Neuen Westfälischen. Studium Technische Informatik in Hannover, ein Auslandssemester in Bristol, Hochzeit 2010. Das Paar, seine Frau Franziska ist Ärztin, lebte nach Ende des Studiums erst einmal in Bielefeld. &bdquo;Das waren alles gute und wichtige Stationen in der Fremde.“ Aber er wollte immer zurückkommen in die Heimat, nach Leopoldshöhe. Und er konnte seine Frau, eine gebürtige Ostfriesin, davon überzeugen, &bdquo;wie schön Leopoldshöhe ist“. Die Zukunft seiner Heimat mitgestalten Und nun die Kandidatur. Auch das hat er mit seiner Frau Franziska besprochen, sie unterstützt ihn, bestärkt ihn darin, es anzugehen. Auch wenn die Kinder noch klein sind, auch wenn das eine Phase ist, in der sich nicht viele für so ein Amt bewerben. Aber warum denn nicht? &bdquo;Wollen wir, dass immer alte, weise Männer entscheiden, das ist gut für Leopoldshöhe?“ Denn er will sie ja mitgestalten, die Zukunft seiner Heimat. Und die Sache mit dem Dienst am Bürger ernst nehmen, sehr ernst. Er kennt sie, die generellen Vorbehalte gegenüber Behörden: zu träge, zu unbeweglich, von wegen Dienstleiter. Auch wenn er diese Kritik nicht per se fürs Leopoldshöher Rathaus gelten lässt, &bdquo;wir müssen sensibler dafür werden, wie die Verwaltung auf Bürger wirkt“, sagt Martin Hoffmann. Er setzt dabei auf Kommunikation. Reden, erklären, auch mal auf Anwohner direkt an der Straße zugehen, sich Fragen stellen. Denn es gebe sie ja immer wieder, diese Fälle, wo unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen und Fronten verhärten können. &bdquo;Wir brauchen bezahlbare Mietwohnungen“ Bei neuen Baugebieten, wo die Baustelle auf einmal an die Gärten der Menschen grenzt, die bislang einen freien Blick hatten. In Siedlungen, wo neben Einfamilienhäusern auf einmal Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Oder wo eine Gewerbefläche geprüft wird. Es muss letztendlich immer eine Entscheidung fallen, &bdquo;aber zwischenmenschlich muss sie in Ordnung bleiben“. &bdquo;Wir brauchen bezahlbare Mietwohnungen, wir brauchen auch Gewerbeflächen und das Begegnungszentrum wird nicht wieder geschlossen“, sagt er. Beim B-vier gebe es die absoluten Befürworter und die anderen, für die es eine Katastrophe ist. Wahrscheinlich sei es irgendwas in der Mitte. &bdquo;Es hilft immer, mit den Menschen zu sprechen“, respektvoll, zugewandt. Manche nennen ihn &bdquo;Bruder Martin“, sagt der Professor, Unternehmer und Familienvater und lacht. Weil er diplomatisch sein könne. Für eine Charakterschwäche hält er es nicht, sondern für geboten, wenn es darum gehe, Lösungen zu finden. Und dass er durchaus konsequent durchgreifen könne, haben nicht nur seine Studenten schon erlebt. Durchgefallen bedeutet auch bei Martin Hoffmann durchgefallen. Er ist ein Kind des Dorfes, in Leopoldshöhe am Marktplatz aufgewachsen, seine Älteste geht schon in die Grundschule Nord, die er auch besucht hat und deren Schränke er noch von früher wiedererkannt hat. Dass sich dort mit der Schulerweiterung im Schulzentrum jetzt was tut, sei dringend geboten. Er ist Professor an der FH Bielefeld am Campus Minden im Studiengang Informatik und hat 2009 die Volavis GmbH, ein Unternehmen für Software-Lösungen, gegründet, die seit 2010 ihren Sitz in Leopoldshöhe hat. Backtag für den Bürgermeisterkandidaten All das könne ihm helfen bei der Aufgabe, als Bürgermeister die Verwaltung der Gemeinde zu leiten. Er ist Mitglied im Geflügelzuchtverein Leopoldshöhe – auch wegen Wilma und ihren Gefährten – und macht bei der Backgruppe am Heimathof mit. Eine Wissenschaft für sich sei das mit dem Brotbacken in dem alten Holzofen. Temperatur, Holzbeschaffenheit, Teigruhzeit – auf vieles kommt es hier an. Die Gruppe will ihn unterstützen, wollte schon einen Backtag veranstalten für ihren Bürgermeisterkandidaten. Dann kam Corona. Auch die Hermannslauf-Gruppe, bei der er mitläuft, steht und läuft an seiner Seite. Am 22./23. August gibt es einen Sponsorenlauf für den Leopoldshöher Verein &bdquo;Cup der guten Hoffnung“, der Spenden für ein Kinderhospiz sammelt. Da wollen wohl einige mit einem &bdquo;Martin-T-Shirt“ laufen. Sie alle glauben an ihn und dass er das kann mit dem Bürgermeisteramt. Was ihn umtreibt, sind die Themen der Zukunft. Digitalisierung – da ist er als Informatiker Fachmann. &bdquo;Das ist ja mehr als die Kabel.“ Deshalb will er in der Verwaltung einen Administrator einsetzen, der sich dauerhaft um das Thema kümmert, zum Beispiel bei der Ausstattung der Schulen. Es geht ihm auch um die wirtschaftlichen, finanziellen und demographischen Herausforderungen für die wachsende Gemeinde, das Leben im Alter, wohnortnahe Arbeitsplätze, Klimaschutz. "Wer etwas verbessern will, muss etwas tun" Der Exkurs von damals zum Eselsbach war der Grundstein für sein politisches Engagement. Bis zum Jahr 2030 will die Gemeinde klimaneutral werden. Das sei eine wichtige Aufgabe. Aber nicht für die Verwaltung allein. Er will auch die Bürger motivieren, ihren eigenen Energieverbrauch zu verbessern und dabei helfen, spezifische Lösungen zu finden. &bdquo;Wer etwas verbessern will, muss etwas tun.“

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