Flirten auf dem Rummel: So romantisch ist die Warburger Oktoberwoche

Warburg. Die Botschaften, mit weißem oder kunterbuntem Zuckerguss aufs Lebkuchenherz geschrieben, sprechen von der Liebe: Ein beliebtes Mitbringsel von herbstlichen Kirmesplätzen. &bdquo;Das perfekte Geschenk für deine große Liebe“, hört so mancher auch an den Ständen der Warburger Oktoberwochen, blickt er oder sie entlang der schnuckeligen Auslage. Wer seinen Partner, seine Partnerin mag, der greift zu. Allerdings helfen die gezuckerten Worte auch beim Anbandeln. In jedem Fall zaubern sie ein Lächeln ins Gesicht des derart Bedachten. &bdquo;Ich mag Dich“, &bdquo;Mein Herzblatt“, &bdquo;Die bist alles, was ich will“ steht kalorienreich auf dem Gebäck oder fordert unverhohlen auf &bdquo;Küss mich!“. Haltbar ist der Jahrmarkt-Genuss zwischen einigen Monaten und mehreren Jahren. Bei richtiger Lagerung. Jubel, Trubel, Heiterkeit und viele Gelegenheiten zum Flirten: Hat da auch die Liebe, die lange hält, eine Chance? &bdquo;Natürlich“, sagt Andrea Geihsen bestimmt. Vor elf Jahren hatten die Dalheimerin und ihr heutiger Partner zueinandergefunden. &bdquo;Am Eröffnungstag der Oktoberwoche“, sagt Carsten Pfenning. Sie habe ihn schon länger im Blick gehabt, bekennt Andrea. Nach dem Stadtgärtner im Team des Warburger Kommunalunternehmens habe sie sich immer mal wieder umgeschaut. &bdquo;Ein hübscher Mann.“ Im Festzelt ergriff dann eine Freundin die Initiative, sprach ihn am späten Ende des Abends an der Theke an, brachte beim Festbier die beiden ins Gespräch. &bdquo;Worüber man eben so spricht“, erinnert sich Carsten. &bdquo;Über Gott und die Welt, die Arbeit.“ Bis tief in die Nacht hinein. Das Festzelt fast leer, der Festwirt hatte den Schlüssel in der Hand. Trauer über das Aus des Warburger Weinzelts Die Woche über wird telefoniert. Sie verabreden sich zum Abschluss-Feuerwerk. Schon kurze Zeit später ziehen sie zusammen. In Willebadessen gestaltete Carsten zu der Zeit das Haus um, jetzt bringt sich auch Andrea ins neue nun gemeinsame Heim ein. Das Aus des Weinzeltes bedauert der 52-Jährige. &bdquo;Legendär, aber vorbei“, sagt er und erinnert an die mitunter spärlich beleuchteten Tischnischen zwischen grünberankten Stellwänden. Ein kitschiges Interieur, wie Pfenning findet. Doch hätten sie jahrzehntelang an den Volksfestentagen für eine besondere Atmosphäre &bdquo;und ein wenig Privatsphäre“ gesorgt. Die nicht nur von Honoratioren oder der älteren Generation geschätzt wurde. Auch junge Warburgerinnen und Warburger fanden im Doppelgeschosszelt zueinander. Der Oktoberwochen-Treffpunkt in Warburg Aber hat heute die Oktoberwoche deswegen an Romantik verloren? Die gemeinsame Fahrt im Riesenrad als Eisbrecher, die rasante Fahrt im Breakdancer, die neben dem Grummeln im Magen auch die Schmetterlinge im Bauch fliegen lässt - es gibt sie noch immer. Ebenso wie den Autoscooter, seit eh und je einer der Anziehungspunkte für Jugendliche auf dem abendlichen Rummel. Oktoberwochen-Treffpunkt. Sehen und gesehen werden. Immer noch eine Kontaktbörse. In der Chaise kommt man sich näher. Mike Vespermann, Chef des Breakdancers und Schausteller aus Familientradition, zeigt auf den Nachbarn. Der Musikexpress. Einst war das Fahrgeschäft als &bdquo;Berg- und Talbahn“ oder &bdquo;Schlittenfahrt“ bekannt. Damals ging es im Karussell ein wenig betulicher zu. Heute drücken Geschwindigkeit und Fliehkräfte die Körper zur Gaudi weitaus kräftiger aneinander. Vespermann weist auf den hinteren Teil, in dem die Bankreihen im Verschlag hinter Brettern zu verschwinden scheinen. Für den kurzen Moment. &bdquo;Knutschtunnel“, nennt er den Begriff, den schon seine Oma kannte. Fahrchips, Bier und Leckereien: Das kostet ein Besuch auf der Warburger Oktoberwoche Im Warburger Festzelt lassen es die Gäste krachen Mag sein, dass sich Oktoberwochengäste an den ersten Kuss als ihren romantischsten Wiesn-Moment erinnern. Davor war man ja immer zu schüchtern oder dachte, der jeweils andere habe kein Interesse. Mut zu fassen fällt angesichts der Ausnahmesituation wohl leichter. Auf der Party im Festzelt sind es Menschen in Dirndl und Lederhosen, die es krachen lassen wollen. Die feiern, singen, sich vor Vergnügen auf die Schenkel klopfen und auf den Bänken schunkeln. Doch ist der Bummel über den Rummel Hand in Hand seltener geworden. Sind die Volksfeste landauf, landab noch die Tage, an denen an denen der Traummann, die Traumfrau die Blicke kreuzt und aus Freundschaft Liebe werden kann? Die Frage mag jede und jeder für sich selbst beantworten. Dabei ist es aber auch eine Binse: Wer im Alkoholrausch nach Liebe sucht, erlebt am nächsten Morgen manch böse Überraschung. Dies gilt auf allen Oktoberfesten dieser Welt. Schausteller-Kinder auf der Oktoberwoche: Lernen zwischen Riesenrad und Autoscooter Ein Klassiker der Oktoberwoche und ein Geheimtipp der Generation Z Die rote Rose von der Kirmes: &bdquo;Ein Klassiker“, sagt Limar Spies-Topalli. Nicht ohne Grund steht seine Schießbude vor der Tür des Bierzeltes. Mit stolz geschwelgter Brust schieße der Herr nur allzu gern auf die weißen Hülsen, um seiner Herzdame später gekonnt galant oder betont lässig die Plastikblume, die nicht verwelkt und überzeugen soll, zu überreichen. Ein Ritual &bdquo;seit Ewigkeiten und für Ewigkeiten“. Ohne sich zu verabreden: Die Generation Z mag das Festzelt und die Biertheke als abendlichen Treffpunkt. Ein romantischer Ort auf der Festwiese? Lea Knipping, Auszubildende bei den Warburger Stadtwerke und im Orga-Team der Festwoche, hat da einen Geheimtipp, der überrascht. Die junge Daseburgerin berichtet von der Heimfahrt nach der lauten Sause auf dem Festgelände - im Bus. Auf der Straße gehe es &bdquo;ein wenig ruhiger“ zu, sagt sie. Eine gute Gelegenheit, sich entspannt näher zu kommen. Die Oktoberwoche gilt derzeit in der Hansestadt als der Dating-Hotspot schlechthin. Oder ist es auf der Kirmes und im Festzelt wirklich so schön für Menschen, die sich lieben und die Liebe suchen? Am Ende eine sehr romantische Vorstellung. &bdquo;Bei manch Pärchen hat es aber geklappt“, sagt Carsten Pfennings und denkt an seine Herzallerliebste. &bdquo;Meine Süße“, sagt er dann. Ein Lebkuchenherz mit genau diesen Worten hängt daheim im Wohnzimmer. &bdquo;Das passt.“ Liveticker: So läuft die Warburger Oktoberwoche

Meistgelesen