
Warburg. Die Wählerinnen und Wähler haben entschieden: Vor seinem Wahlkampfbüro am Neustädter Marktplatz hatte der Bonenburger Spielmannszug bereits aufgespielt, als sich Tobias Scherf am späten Abend mit seiner Partnerin noch auf den Weg ins Rathaus ins Behördenhaus macht. Zur Wahlparty im Sitzungssaal. „Ein grandioser Abend“, sagt er gegenüber der Neuen Westfälischen. Und das mit diesem Ergebnis niemand habe rechnen können. 55,33 Prozent der abgegebenen Stimmen hatte der Amtsinhaber bei der Bürgermeisterwahl da auf sich vereinigen können.
Spannend genug war der Wahlkampf in den vergangenen Wochen und damit der Urnengang am Wahlsonntag in der Hansestadt allemal. Ob, wie von vielen Beobachtern prognostiziert, die Warburger Wählerinnen und Wähler nochmals an die Urne gerufen werden, um zu schauen, wer in den kommenden fünf Jahren im Behördenhaus auf dem Chefsessel sitzen wird, blieb gestern Abend nur kurz der Schwebe. Der Amtsinhaber legte gleich fulminant los. Und nach der Auszählung in allen 23 Wahllokalen hatte Scherf für fünf weitere Jahre das Spitzenamt in der Warburger Verwaltung inne.
Dagegen verbuchte sein Kontrahent von der CDU, Hubertus Kuhaupt aus Welda, nur knapp 24,3 Prozent auf seinem Konto. Mit einen Stimmenanteil von etwas mehr als 46 Prozent verliert die Partei, die seit einem halben Jahrhundert in der Hansestadt den Bürgermeister stellte, die absolute Mehrheit im Rat, die sie ebenso lange innehatte. Die SPD kam auf 19 Prozent, die Grünen auf 12, die Bürger-Union auf 7 und die AfD auf knapp 13 Prozent.
Kommunalwahl 2020: Tobias Scherf ist neuer Bürgermeister in Warburg
In Warburg wurde eine Stichwahl erwartet
Deren Bürgermeisterkandidat, Maurermeister Andreas Braunst, verzeichnete nur 1,5 Prozentpunkte weniger. Für Einzelbewerber Christoph Humburg, Caritas-Direktor aus Wuppertal, hatten die Wählerinnen und Wähler in seiner Heimatstadt 9,16 Prozent übrig.
„Wir hatten uns auf eine Stichwahl eingerichtet“, sagt Tobias Scherf (56).. Und „schön, wenn ehrliche Arbeit belohnt wird“, dankte er in einer ersten Stellungnahme am Abend allen Wählerinnen und Wählern. Ebenso dem Wahlteam und der Bürger-Union, die ihn im Wahlkampf unterstützt hatte.
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Der Dank und die Enttäuschung
„Wir haben gemeinsam eine Menge erreicht, und wir werden gemeinsam noch eine Menge erreichen“, blickte er versöhnlich auf die Ergebnisse der Stadtratswahl. Habe man doch zusammen das Wohl der Stadt im Blick.
Im Kommunalparlament ist Scherf jetzt auf wechselnde Mehrheiten angewiesen. Dabei werden die Christdemokraten, die ihn zur Kommunalwahl 2020 als einen der ihren holten und nach den kalten Abschuss als erneuter Kandidat nun aus der Partei ausschließen wollen, das Gros der Mandatsträger stellen.
Das Ende des Wahlabends: Hubertus Kuhaupt zeigte sich arg enttäuscht. Mit diesem deutlichen Ergebnis habe er nicht gerechnet, gesteht der Polizeibeamte aus Welda und Fraktionsvorsitzende im bisherigen Stadtrat. „Wir sind Demokraten und akzeptieren das Ergebnis“, hält er fest. Zumindest eine Stichwahl habe er sich gewünscht.