Zwei tote Kinder nach Unfall auf der B241 bei Warburg: Rechtsmittel gegen Urteil eingelegt

Warburg. Das am 28. August ausgesprochene Urteil des Schöffengerichts Warburg gegen den Mann, der am Steuer des Fahrzeugs saß, in dem bei einem Unfall im April 2024 auf der Bundesstraße 241 zwei Kinder ums Leben kamen, ist noch nicht rechtskräftig. Nach Angaben des Amtsgerichts Warburg sind dagegen Rechtsmittel eingelegt worden, hieß es am Freitag auf NW-Nachfrage. Von welcher Seite, das war am Freitag jedoch noch nicht zu erfahren. Der Mann war Ende August – so hatte das Gericht um Richter Stephan Schneyer befunden – zu einem Jahr und sieben Monaten mit einer Bewährungszeit von drei Jahren sowie der Zahlung von 5.000 Euro verurteilt worden. Schon direkt nach Ende des Verhandlungstages hatte die Mutter der vier und zehn Jahre alten, bei dem schweren Unfall getöteten Mädchen Unverständnis ob des Strafmaßes geäußert. Staatsanwaltschaft und Verteidiger wollten sich zu dem Zeitpunkt noch nicht äußern, ob sie in Berufung gehen wollen. Wer den Schritt ging, war am Freitag nicht zu erfahren. Klar ist aber: Nun liegt das Verfahren bei der nächsthöheren Instanz, also beim Landgericht in Paderborn. Wie das damit umgeht, wird sich zeigen. Das passierte am Verhandlungstag am Amtsgericht Warburg Knapp eineinhalb Jahre nach dem schrecklichen Unfall, bei dem auf der Bundesstraße 241 bei Hohenwepel zwei vier und zehn Jahre alte Mädchen getötet worden waren, musste sich der Verursacher nun vor dem Schöffengericht in Warburg verantworten. Und das fand nach mehrstündiger Verhandlung und langer Beratung auch ein Urteil. Das begründete Richter Stephan Schneyer mehr als eine halbe Stunde lang ausführlich. Lange dauerte die Beweisaufnahme. Zeugen wurden gehört – darunter auch der Autofahrer, dem der damals 35-jährige Angeklagte aus Baunatal kurz vor dem tödlichen Unfall in Beverungen-Dalhausen auf das an der Ampel wartende Auto aufgefahren war. Gutachter bestätigten dem Gericht, dass das Fahrzeug in einwandfreiem Zustand war. Und dass der Angeklagte unter Einfluss der Medikamente sich an diesem Tag nicht mehr hätte hinters Steuer setzen dürfen. Zumal ihm die Polizisten nach dem ersten Unfall den Führerschein entzogen – ein Blut- und ein Urintest fielen positiv aus – und ausdrücklich eine Weiterfahrt wegen Fahruntüchtigkeit untersagt hatten. Der Unfall auf der B241 bei Hohenwepel Zurück zu dem Ereignis in der Nacht zum 14. April auf der B241, das nicht nur Menschen in der Region emotional aufwühlte: Dort war der Mann – Vater eines der getöteten Mädchen, Stiefvater des anderen – mit dem Auto gegen 22.10 Uhr ungebremst gegen einen Straßenbaum rechts der Fahrbahn geprallt. Dabei wurden er und sein Bruder, der Beifahrer, sowie das dritte Kind im Wagen, sein siebenjähriger Sohn, zum Teil schwer verletzt. Die beiden Mädchen auf der Rückbank jedoch so schwer, dass sie in den Krankenhäusern in Kassel und Paderborn kurz danach starben. Im März dieses Jahres hatte die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Fahrer erhoben. Sie warfen ihm vorsätzliche Straßenverkehrsgefährdung in zwei Fällen, davon in einem Fall in Tateinheit mit vorsätzlichem Fahren ohne Fahrerlaubnis, fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung vor. Der Unfall im April 2024: Zwei Kinder sterben bei Unfall im Kreis Höxter auf der B241 Fahrer stand unter Medikamenteneinfluss Unfall Nummer eins, gegen 18.30 Uhr in Dalhausen an der Ampel passiert, sei eine Bagatelle gewesen. Ein Blechschaden. Und hätte dem Baunataler doch als Warnsignal gelten müssen, so Richter Schneyer, dass er eben nicht mehr fahrtüchtig gewesen sei. Der 36-Jährige habe das stehende Auto &bdquo;falsch eingeschätzt, zu spät reagiert“, so Schneyer. Doch genau das habe der Gutachter im Prozess als Begleiterscheinungen des Medikamenteneinflusses gewertet. Ausfallerscheinungen, die auch bei der Blutprobe bei der Polizei in Höxter so eingeschätzt wurden. Dass man ihm dort nur den Führerschein, nicht aber den Schlüssel für sein Auto abgenommen habe, das sei der Polizei nicht vorzuwerfen: Der Angeklagte habe sich auf der Wache in Höxter kooperativ und einsichtig gezeigt und nach Ansicht der Polizei erkannt, &bdquo;was Sache ist“, so der Richter. Tödlicher Unfall in Warburg: Fahrer verursachte zwei weitere Kollisionen Auch Chatverläufe, die bei der Verhandlung verlesen wurden, hätten dies deutlich gemacht. Inhalt: Er habe Tabletten genommen und sich Gedanken gemacht, wie es nun weitergehe, ob er Freunde wegen des Fahrens fragen sollte. Das, so wertet das Gericht, zeige, dass der 36-Jährige vor der letzten Fahrt sich und sein Verhalten &bdquo;richtig eingeschätzt und im Griff gehabt“ habe – das habe auch diese Beweisaufnahme bei Gericht gezeigt. Weshalb eine herabgesetzte Steuerungsfähigkeit des Angeklagten, die sein Verteidiger sah, nach Ansicht des Gerichtes nicht zutreffe. Doch statt die Mutter der Kinder anzurufen, habe er die schlechteste aller Entscheidungen gefällt und sich erneut hinters Steuer seines Autos gesetzt. Ob er sich aus Angst um den Verlust der Umgangskontakte mit den Kindern oder familienrechtlichen Streitpunkte mit der Kindsmutter so entschieden haben, darüber könne man nur mutmaßen. So erklärt das Gericht in Warburg die Bewertung der Vorgänge Das Schöffengericht wertete daher das Verhalten als Straßenverkehrsgefährdung und das Fahren ohne Führerschein als Vorsatz, weil der Angeklagte vom Einfluss der Medikamente wusste. Die Tötung und Körperverletzung als fahrlässig: &bdquo;Denn keiner geht davon aus, dass das passierte, oder hat damit gerechnet“, so der Richter über die &bdquo;gravierenden Folgen“. Dass dabei zwei Kinder getötet worden seien, das &bdquo;könne kein Urteil der Welt rückgängig machen“ und sei &bdquo;das Schlimmste, was Eltern erleben können“, so der Richter. Zum Hintergrund: B241-Unfall mit zwei toten Kindern bei Warburg: Medikamente im Blut des Fahrers Er habe höchsten Respekt davor, wie beherrscht sie dem Prozess gefolgt sei, wandte sich Schneyer dann noch an die Mutter. Ein Strafprozess sei immer auf den Täter fokussiert – sie könne aber versichert sein, das Gericht habe Sätze wie: &bdquo;Warum interessiert keinen, was das mit mir gemacht hat?“ Oder: &bdquo;Dort sitzt der Mann, der mir die Kinder genommen hat“ beim Prozess im Hinterkopf. Denn dieser gehe an die Grenzen der Vorstellungskraft. Verlust der beiden Kinder wirkt sich auf Urteil aus Und doch habe das Gericht den Verlust seiner beiden Kinder ebenso wie die eigenen schweren Verletzungen zugunsten des 36-Jährigen werten müssen. Ebenso sei strafmildernd, dass er sich der Tat stelle. &bdquo;Weil er sich der Aufarbeitung stellt. Hier geht jemand richtige Wege.“ Zulasten des Mannes wertete das Gericht einmal die schweren Folgen mit zwei Toten und Schwerverletzten. Und dass er trotz der Einsicht bei der Polizei nicht in der Lage gewesen sei, das Richtige zu tun und die Kindsmutter anzurufen. Insgesamt kam das Schöffengericht zum Urteil von einem Jahr und sieben Monaten Freiheitsstrafe, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden. Dazu wird die Fahrerlaubnis eingezogen und nicht binnen Ablauf eines Jahres wieder zurückgegeben. Zudem soll ihm ein Bewährungshelfer als Schnittstelle zwischen Behörde und psychologischer Aufarbeitung zur Seite gestellt werden. Und er soll neben den Kosten für den Prozess der Nebenklägerin und Kindsmutter 5.000 Euro zahlen. Auch wenn dieser Betrag &bdquo;nicht geeignet ist, irgendetwas wieder herzustellen, was sie verloren hat“. Aber die Auflagen – bei Nicht-Zahlung droht Gefängnis – müssten spürbar sein, so der Richter.

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