Baby in Bielefeld getötet: Diese Strafen drohen jetzt den angeklagten Eltern

Bielefeld. Es war eine in Teilen zähe, insbesondere aber oftmals verstörende Hauptverhandlung: Nach exakt einem halben Jahr sind nun vor dem Landgericht im sogenannten Babymord-Prozess gegen zwei junge Eltern aus Bielefeld die Schlussvorträge von Staatsanwaltschaft und Verteidigung gehalten worden. Staatsanwalt Veit Walter beantragte, den Vater des getöteten Säuglings wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe zu verurteilen. Nach anfänglichem Schweigen hatten die erst seit Kurzem getrennten Angeklagten vor der IV. Großen Strafkammer eingeräumt, ihr Kind unmittelbar nach der Geburt am 23. November des vergangenen Jahres in der gemeinsamen Wohnung in Ummeln getötet und etwas abseits begraben zu haben. Demnach hatte die völlig überforderte junge Mutter an jenem Abend offenbar auf der Toilette eine Sturzgeburt erlitten. Bereits im Vorfeld hatte sich das Paar Gedanken darüber gemacht, was mit dem Jungen – dem sie den Namen Kevin geben wollten – geschehen solle. So stand die Weggabe zur Adoption im Raum, aber auch – mal mehr, mal erschreckend weniger subtil verpackt – die Überlegung, das Kind gegebenenfalls umzubringen. Dies ergibt sich unter anderem aus Chatnachrichten, die das Paar austauschte, ebenso wie aus den Aussagen von Bekannten und Freunden, denen gegenüber die Bielefelder Derartiges geäußert haben sollen oder als Nachricht gesendet haben. Lesen Sie auch: Neugeborenes in Bielefeld getötet: Erstmals äußert sich der Vater zur Bluttat Vater soll auf Baby eingestochen haben Klar scheint zu sein, dass der 23-jährige Vater das Kind auf keinen Fall behalten wollte. Es habe, so die ursprüngliche Anklage, nicht in die Lebensplanung des jungen Mannes gepasst. Dessen ungeachtet habe der 23-Jährige, so gab nun eine Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe vor Gericht die diesbezüglichen Schilderungen der Kindsmutter wieder, nach der Devise &bdquo;No risk, no fun“ beim Sex nicht verhüten wollen. Offenbar hin- und hergerissen war hingegen die 20-jährige Angeklagte: Mal schrieb sie, das Kind nicht zu wollen, bei anderen Gelegenheiten teilte sie ihrem Umfeld mit, sich über die anstehende Geburt zu freuen. Die Darstellungen des eigentlichen Tatgeschehens in den Aussagen der Angeklagten variierten ebenfalls. Festzustehen scheint jedoch, dass, als – für die Angeklagten offenbar in dem Moment überraschend – das Kind am Abend des 23. Novembers 2023 auf der Toilette zur Welt kam, der 23-Jährige mit einem Messer viermal auf das Neugeborene einstach und den toten Körper etwas später in einem Waldstück begrub. Aus dem Gericht: Bielefelder Babymord: Aussage eines Häftlings erschüttert angeklagte Mutter Möglicherweise hatte die Kindsmutter, als ihr Partner mit dem Messer ins Badezimmer kam, geäußert: &bdquo;Dann mach doch.“ Die als Sachverständige geladene Psychiaterin Corinna Bischoff konzedierte in der Verhandlung, dass es sich bei der Sturzgeburt sicherlich um eine Extremsituation für die junge Frau gehandelt habe. Doch sei die Angeklagte – wenn man die im Raum stehende Aussage &bdquo;Dann mach doch“ sowie die wenig später verschickten Nachrichten an zwei Freunde des Paares zugrunde lege – voll schuldfähig. Plädoyers im Bielefelder Babymord-Prozess Staatsanwalt Veit Walter beantragte schließlich, den 23-jährigen Vater des getöteten Jungen wegen Mordes zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe, die Kindsmutter wegen Totschlags zu fünf Jahren Gefängnis zu verurteilen. Verteidiger Peter Rostek sprach sich im Anschluss dafür aus, seinen Mandanten wegen Totschlags zu nicht mehr als zehn Jahren Haft zu verurteilen. Rechtsanwalt David Volke, der die 20-jährige Angeklagte vertritt, beantragte hingegen, seine Mandantin freizusprechen. Die Schlussvorträge von Staatsanwaltschaft und Verteidigung waren in nicht öffentlicher Verhandlung gehalten worden. Dies sieht die Strafprozessordnung für den Fall vor, dass zuvor Teile der Hauptverhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden haben. Das Urteil wird für den 19. Dezember erwartet. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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