Kälkenfest in Warburg: Tausende feiern die Geschichte der Hansestadt

Warburg. Gertrud und Walter aus Korbach sind ganz ungeplant auf dem Kälkenfest gelandet. &bdquo;Wir sind eigentlich zum Shoppen nach Warburg gekommen und in einem Geschäft wurden wir gefragt, was wir denn hier oben machen würden, das Fest sei doch unten in der Altstadt.“ Nach einer kurzen Aufklärung über das komplizierte Verhältnis von Altstadt und Neustadt fanden auch diese Warburg-Neulinge den Weg ins Festgetümmel. &bdquo;Toll hier, wir kommen im nächsten Jahr ganz sicher wieder.“ Solche Versprechungen wurden am Wochenende tausendfach ausgesprochen. Von Freitag bis Sonntag war die 47. Auflage des Warburger Kälkenfests ein Besuchermagnet par excellence. Die einzigartige Mischung aus Biergartengemütlichkeit und Historienspiel ist in der Region einzigartig und kommt beim Publikum bestens an. Höhepunkt der Bürgerspiele ist dabei traditionell die &bdquo;Warburger Wasserwippe“. Sie basiert auf historischen Gerichtsakten. 1613 erteilte der Fürstbischof der Stadt Warburg die Erlaubnis zum Gebrauch der Wasserwippe zur öffentlichkeitswirksamen Bestrafung kleinerer Delikte. So auch im Fall des &bdquo;Braugesellen Pannenstiel“, der ein &bdquo;Hittchen“ gestohlen hatte. Für den Ziegendiebstahl wurde er zum dreimaligen Untertauchen mit der Wasserwippe verurteilt. Ihre besondere Wirkung auf das Volk hat die Wasserwippe auch nach über 400 Jahren nicht verloren. Während die Wasserwippe am Sonntag im Programm gesetzt ist, werden am Freitag und Samstag wechselnde Bürgerspiele aufgeführt. Hochstapler-Posse eröffnet das Warburger Kälkenfest So war zum Beispiel am Eröffnungsabend die Hochstapler-Posse um einen vermeintlichen Prinzen aus &bdquo;Wasiristan“ zu sehen. Wertvolle Perlen und andere Juwelen, teure Pralinen und sogar Bargeld werfen sie den vermeintlich hohen Gästen aus dem Orient quasi hinterher – und die Quittung dafür ist nicht mehr wert als die Tinte auf dem Papier: Das Bürgerspiel &bdquo;Der Prinz aus Wasiristan“ aus der Feder von Winni und Lena Volmert – eine Episode aus der Warburger Geschichte über die Gutgläubigkeit der Menschen – eröffnete das 47. Kälkenfest in der Warburger Altstadt. Dass hinter dem vermeintlichen Prinzen Abdul Rahman Mohamed Jussuf der IV., dem Wesir Ali Hadschi Ben Kahled und Fräulein Suleika sich eigentlich die Gauner Erich, Otto und Rosi verbergen, unterstützt von Ede in Berlin, das bekommt die Warburger Oberschicht schmerzhaft zu spüren: als sich die Gauner, ohne zu zahlen, aus dem Staub machen. Der arme Kutscher, der sie zum Hotel Desenberg gebracht hatte, bekommt den Zorn zu spüren und wird aus dem Haus gejagt. Die Episode von den durchreisenden, gut gekleideten Betrügern, denen die Warburger unter dem Motto &bdquo;Kleider machen Leute“ auf den Leim gegangen waren, hatten die Volmerts beim Stöbern im Archiv als Polizeimeldung gefunden, für ihr Bürgerspiel aufgeschrieben und mit einem exotischen Anstrich versehen. Woher kommt eigentlich der Name Kälkenfest? Mit einer Familienvorführung des Warburger THW, einer Frühstücksmeile durch die Bürgerinitiative Lebenswertes Bördeland und Diemeltal sowie die Sperrung der Langen Straße als Flohmarkt-Boulevard hat der Warburger Heimat- und Verkehrsverein (HVV) neue Akzente gesetzt, die bei den Besucherinnen und Besuchern sehr gut ankamen. &bdquo;Seit 1364 ist Warburg Hansestadt und das hat auch mit der Qualität der Warburger Lederwaren zu tun, von denen wir zweifelsfrei wissen, dass sie bis nach Riga gehandelt wurden“, erläutert HVV-Vorsitzender Klaus Stalze den historischen Kern des Kälkenfests. Um Tierhäute verarbeiten zu können, werden sie zuvor in ein spezielles Bad aus Kalkmilch eingelegt. Das Kälken ist die Grundlage des Gerberhandwerks. Bürgermeister Tobias Scherf: &bdquo;Warburg hat ein reiches historisches Erbe und beim Kälkenfest wird es in besonderer Weise lebendig.“ Im nächsten Jahr wird das Kälkenfest übrigens vom 14. bis 16. August gefeiert.

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