Kreis Höxter/Marsberg-Essentho. Wilfried Limpinsel, Tier- und Artenschützer sowie Begründer und Leiter der Wildtierstation für Greifvögel und Eulen in Marsberg-Essentho, ist in der vergangenen Woche mit 84 Jahren gestorben. Der „Vogelmann aus Essentho“ war eine Institution im Artenschutz und das weit über das Sauerland hinaus. In einem emotionalen, persönlichen Nachruf hat Jan Preller, Leiter des Waldinformationszentrums Hammerhof in Hardehausen, bei Facebook Abschied von einem Vorbild und Freund genommen.
„Je älter man selbst wird, desto lichter werden die Reihen der älteren Menschen, die einen in seinem Leben begleitet haben, die ein Vorbild waren“ leitet Preller seine bewegenden Worte ein: „Ein solcher Mensch war Wilfried Limpinsel für mich.“ 22 Jahre sei es her, dass Preller Limpinsel kennenlernte. „Damals, als ich als junger Förster Wilfried Limpinsel traf, war er schon ein alter Hase des Artenschutzes.“
Zusammen mit seiner Frau Mathilde betrieb er schon seit 1980 eine Wildtierstation für Greifvögel und Eulen in der Essenthoer Mühle in Marsberg. „Alles privat, alles ehrenamtlich, alles voller Leidenschaft und Energie“, beschreit Preller: „Wilfried war mit seinem Engagement zweifelsohne eine der faszinierendsten Persönlichkeiten, die mir bislang begegnet sind.“
Limpinsels übergeordnetes Ziel war die Wiederauswilderung
Limpinsel, dessen Engagement und Ziele seine Frau Mathilde teilte, „wollte als Vogelschützer nicht nur beobachten, zählen, dokumentieren“. Er habe aktiv helfen wollen. Limpinsel habe Tausende Wildvögel und weitere Wildtiere wie Wildkatzen und Biber gerettet und gepflegt. Dabei habe er „stets betont, dass das Ziel seiner ,Ausgewöhnungsstation für Greifvögel und Eulen’ die Wiederauswilderung sei.

Preller sei oft mit Limpinsel unterwegs, sei überdies häufiger Gast in der Essenthoer Mühle gewesen. So sei eine Freundschaft entstanden. „Dabei verband uns sicherlich das Interesse an der lebendigen Welt. Uns verband aber auch das Interesse, diese lebendige Welt anderen Menschen zu zeigen und zu erklären“, schreibt Preller: „Denn auch das war Wilfried Limpinsel. Er war ein absolut glaubwürdiger und authentischer Kommunikator des Artenschutzes.“
Wie das Thema Artenschutz Kopf und Herz erreicht
Limpinsel öffnete seine Station für Schulklassen und Interessierte, stand jederzeit für Informationsstände, Themenabende und Ausstellungen zur Verfügung. „Meist waren Wilfrieds und Mathildes Auswilderungen der Höhepunkt einer Veranstaltung“, erinnert sich Preller. „Da stand dann dieser Mann mit Vogel im Arm und erklärte Art und Artenschutz.“ Die Kinder, die „dem Vogelmann aus Essentho“ beim Beringen helfen durften, werden das in ihrem Leben nicht vergessen, ist Preller überzeugt. „So bleibt Tier- und Artenschutz im Kopf und erreicht das Herz.“
Lesen Sie auch: Auffangstation für Vögel: Generationswechsel in der Essenthoer Mühle
Wilfried Limpinsel hatte, wie Preller unterstreicht, kein Biologiestudium: „Er war in seinem unendlichen Wissen ein Autodidakt. Wilfried hatte Charakter. Er hatte Ecken und Kanten einerseits, steuerte die Station andererseits aber auch mit großer Diplomatie.“
Enkelin des Naturschützers sichert Zukunft der Essenthoer Mühle
Seine Arbeit, seine Persönlichkeit zogen weite Kreise. „Die Arbeit der Essenthoer Mühle beschränkt sich schon lange nicht mehr auf den unmittelbaren Bereich um das nördliche Sauerland oder das südliche Ostwestfalen“, weiß Preller. Tiere kommen aus ganz NRW und aus den angrenzenden Bundesländern. „In der Wildtierszene ist der Ruf der Einrichtung legendär.“
„Mit 84 Jahren ist Wilfried vor ein paar Tagen gestorben. Damit ist einer der größten Natur- und Artenschützer dieses Landes nicht mehr da“, schreibt Preller. „Mit seiner Enkeltochter steht eine junge Generation für die Zukunft der Station bereit. Anna unterstützt ihre Großeltern seit Jahren.“ Dort geht es also weiter.
Forderung an Gesellschaft und Politik
Der Familie Limpinsels wünscht Preller nun alle Kraft. „Uns als Gesellschaft, der Politik und der Verwaltung wünsche ich jetzt Mut und Entscheidungskraft, das Lebenswerk von Wilfried Limpinsel nicht nur zu würdigen und anzuerkennen, sondern für die Zukunft so abzusichern, damit das, was ihm wichtig war, was für die Natur und uns wichtig ist, erhalten bleibt.“
INFORMATION
Familie trauert um Limpinsel
„Wie der Vogel auf dem Baum, der sich müd’ am Tage sang, nur noch zwitschert leis’ im Traum, dass es in der Nacht verklang: Also werden meine Lieder leiser gegen meine Nacht und die lautern sing ich wieder, wenn mein neuer Tag erwacht“ – diese Worte des Dichters Friedrich Rückert stellt die Familie von Wilfried Limpinsel ihrer Trauer voran. Wilfried Limpinsel wurde am 3. Oktober 1940 geboren und starb am 26. Februar 2025.
Der Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland hinterlässt seine Ehefrau Mathilde, die beiden Töchter Andrea und Anja sowie die Enkelkinder Hannah, Hilde, Anna, Klaas und Milla.
Das Seelenamt ist am Freitag, 21. März, um 14.30 Uhr in der Kirche St. Antonius zu Essentho. Die Urnenbeisetzung findet zu einem späteren Zeitpunkt im Kreis der Familie statt.