Industriepark Desenberg: „Schmutzige Industrie“ auf „feinstem Bördeboden“

Warburg. Nun hat auch der Warburger Stadtrat dem Millionen-Projekt grünes Licht gegeben: Mehrheitlich stimmten die Ratsmitglieder in ihrer Sitzung am Dienstag dem &bdquo;Industriepark Desenberg“ zu. Zwischen dem Gewerbegebiet Nord und der Ostwestfalenstraße soll entlang der Anbindungsstraße eine entsprechende Fläche für industrielle Neuansiedlungen entwickelt werden. Ein interkommunales Projekt, an dem sich die Städte Warburg, Borgentreich und Willebadessen beteiligen. Doch mag es nicht jeder, wenn aus Ackerflächen Fabrikflächen werden. Der Industriepark ist ein auf Jahrzehnte angelegtes Vorhaben. Wie berichtet, umfasst das in den Blick genommene Gebiet eine Fläche rund 60 Hektar. Die Vorgespräche der drei Kommunen flossen in einen öffentlich-rechtlichen Vertrag ein, der die Zusammenarbeit der Städte regelt und Absichten erklärt. Unterstützung bekamen die Verhandlungspartner von der Bielefelder Rechtsanwaltskanzlei Brandi. Dem gemeinsamen Papier, das von den Verwaltungen der Städte seit gut zwei Jahren verhandelt wurde, haben nun alle drei Räte zugestimmt. Darin sind die Absprachen über Aufgaben, Kosten und Erlöse des zu entwickelnden gemeinsamen Industrieparks definiert. Räumlich liegt das Areal auf Warburger Stadtgebiet. Verteilung berücksichtigt Gemeindegröße und Wirtschaftskraft In einem eigens geschaffenen Gremium werden die drei Bürgermeister mit ihren Verwaltungen und Stadträten Entscheidungen abstimmen. &bdquo;Im Forum werden sie einstimmig getroffen“, erklärte Bürgermeister Tobias Scherf. &bdquo;Und nicht nach dem Proporz der Anteile.“ Nach dem Vertrag ist die Hansestadt zu 60 Prozent, die beiden anderen Kommunen zu je 20 Prozent beteiligt. Die Verteilung berücksichtige vor allem Gemeindegröße und Wirtschaftskraft, die in Warburg im Vergleich zu den anderen beiden Städten ungleich größer sei, berichtete Scherf beim Tagesordnungspunkt in der Stadthalle von &bdquo;konstruktiven Gesprächen auf Augenhöhe“. Diese Aufschlüsselung gelte auch für die späteren Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Aber auch bei den vorbereitenden Investitionen, wie etwa der weiteren Planung und dem Erwerb des Landes. Die Stadt ist für die Bauleitplanung zuständig, trotz aller eng miteinander abgestimmten Planungsschritte und bauleitplanerischen Zielen. Die Ansiedlung zielt auf eine spezielle Ausrichtung: Unternehmen, deren Produktion sich nicht gut mit einer Wohnbebauung verträgt. Weil sie beispielsweise mit besonders viel Lärm verbunden ist. &bdquo;Schmutzige Industrie“, fasste Hubertus Kuhaupt, Vorsitzender der CDU-Ratfraktion, knapp zusammen, &bdquo;stark störende Betriebe“ nahm der Bürgermeister das Bild auf. Im &bdquo;Forum“ sollen Entscheidungen gemeinsam getroffen werden Die Ansiedlung sogenannter Schwerindustrie ist nicht mehr überall erlaubt. Im Süden des Kreises Höxter ist dies nach der Regionalplanung Firmen nur am neu geplanten Standort in Warburg möglich. Unter anderem war zu diesem Zweck auch die Anbindungsstraße, die vom Oberen Hilgenstock zur Bundesstraße 252 führt, vor einigen Jahren gebaut worden. Man habe die Voten aus den beiden anderen Kommunalparlamenten abgewartet, um den Eindruck zu vermeiden, als größter der drei Partner einen Vorrang zu haben. &bdquo;Wir wollen Entscheidungen gemeinsam treffen“, betonte der Rathauschef. Zu den Kernaufgaben der Verantwortlichen in der Warburger Stadtverwaltung wird in diesem und dem kommenden Jahr der Erwerb von Grundstücken gehören. &bdquo;Ein sensibles und schwieriges Thema“, bemerkte Scherf. Allein die Bauleitplanung und die Erschließung des Geländes werden nach groben Schätzungen rund sechs Millionen Euro kosten. Dazu kommen noch die Ausgaben für den Grunderwerb. Die Flächen sind größtenteils in Privatbesitz und werden landwirtschaftlich genutzt. Bis auf die Grünen stimmen alle Parteien zu &bdquo;Mit dem Projekt haben wir uns lange beschäftigt“, hielt Kuhaupt für die Christdemokraten fest. Die Entwicklung des interkommunalen Gewerbegebiets werde den Standort stärken, gab er die Überzeugung der Parteifreunde wieder. &bdquo;Ein Park, der uns gut zu Gesicht steht“, merkte der Fraktionsvorsitzende an. Das gemeinsame Industriegebiet werde Arbeitsplätze schaffen, von bis zu 3.200 neuen Jobs ist die Rede, und für Einnahmen aus der Gewerbesteuer sorgen. Als &bdquo;zukunftsorientiert“ befürwortete Kuhaupt das Großprojekt. .responsive23-r9C6ojPyEzjWy9QR-map-industriepark-desenberg { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-r9C6ojPyEzjWy9QR-map-industriepark-desenberg { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-r9C6ojPyEzjWy9QR-map-industriepark-desenberg { padding-top: 142.86%; } } Allerdings waren in der Warburger Stadthalle nicht alle Fraktionen der gleichen Meinung. 60 Hektar feinster Bördeboden, hielt Hilla Zavelberg-Simon den ökologischen Aspekt fest. Die Bündnisgrünen versagten dem Vorhaben ihre Stimmen. Weil keinerlei Rücksicht auf den Qualitätsgehalt der Ackerflächen genommen werde, begründete die Ratsfrau. Die Region gehöre zu einer der wenigen Bördelandschaften in Deutschland, kritisierte sie den großen Flächenverbrauch eines Industrieparks. Die Gemeinden werden weiter zusammenwachsen Dagegen begrüßte Gerhard Rose für die Bürger-Union das Wirtschaftsprojekt und hoffte, das dadurch Warburg, Borgentreich und Willebadessen &bdquo;etwas enger zusammenwachsen werden“. Rose regt die Zusammenarbeit auch auf anderen Ebenen an. Lesen Sie auch: Drei Kommunen planen gemeinsam Anfang Dezember hatten die Parteien im Willebadessener Stadtrat ihre Zustimmung gegeben. Im Borgentreicher Stadtparlament folgte das Votum nur wenige Tage später. In der Orgelstadt waren allerdings einige Vertreter aus der Lokalpolitik der Meinung, statt einem gemeinsamen Gewerbegebiet doch lieber das eigene zu stärken. Und die Grünen sahen ebenso wie ihre Parteifreunde aus Warburg wertvollen Ackerboden zerstört.

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