
Warburg. Seit gut zehn Monaten steht das Gerüst am Schuhhaus. Das ehemalige Geschäfts- und Wohnhaus an der Marktstraße, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet worden war, wird saniert. Aufwendig und denkmalgerecht, außen und innen. Für die oberen Geschosse sieht das Konzept zukünftig Räume für Büro- und Wohnzwecke vor. Dagegen soll die vormalige Verkaufsstätte im Erdgeschoss einer öffentlichen Nutzung vorbehalten bleiben. Doch in welcher Form?
Mit dieser Frage beschäftigte sich mit Mona Neubaur (Grüne), NRW-Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin, jetzt eine Spitzenpolitikerin aus Düsseldorf. Ein Arbeitsgespräch nennen es die Warburger Bündnisgrünen in einer Mitteilung an die „NW“. Sie hatten nach dem Auftritt Neubaurs im Pädagogischen Zentrum zur Oktoberwoche zu einem Stadtspaziergang eingeladen.
Als Referentin des Unternehmerforums hatte die Ministerin über wirtschaftliche Stärken im ländlichen Raum gesprochen, Chancen und Perspektiven in Warburg und der Region Ostwestfalen-Lippe ausgelotet. Nach der Veranstaltung habe sie sich ausgiebig Zeit für das Gespräch mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern genommen, melden jetzt die Warburger Grünen. Vor dem Pennig-Haus habe Neubaur spontan befunden, dass das markante Fachwerkgebäude zu einem „Ort der Heimat“ werden könne.
Ministerin sieht eine große Chance für Warburg
Anknüpfend an ihren Vortrag, bei dem sie unter anderem die Bedeutung gemeinsamer Orte für die Bürgerschaft herausgestellt hatte, habe die Landesministerin in dem Warburger Projekt, das sie gerne unterstützen wolle, eine große Chance für die Hansestadt gesehen. „Welche Fördermöglichkeiten man nutzen könne, müsse noch ausgelotet werden, führte die Ministerin Beispiele aus anderen Regionen an, in denen solche Projekte erfolgreich umgesetzt worden sind“, heißt in der Mitteilung. Um das bürgerschaftliche Engagement zu stärken, hatte die Stadt einen detailliert ausgearbeiteten Antrag für das Landesprogramm „Dritte Orte“ gestellt, jedoch wider Erwarten keinen Zuschlag erhalten.
Lesen Sie auch: Nach zwei Jahren Planung: Bauantrag für das Haus Pennig auf dem Weg„Der Antrag war absolut stimmig“, merkt Hilla Zavelberg-Simon an. Nadine Smukal, Teamleiterin im Stifter-Service der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), hatte die Nichtbeachtung als „kleinen Rückschlag“ bewertet. Die Ziele der Landesförderung und die vom Eigentümer angestrebte Belebung hätten harmonisch übereingestimmt.Ein Treffpunkt für Vereine, Institutionen und ehrenamtlich Engagierte, das schwebt auch Diether Wegener von der Warburger Denkmalstiftung, unter dem Dach der DSD seit 2020 Eigentümerin des Gebäudes, vor.
Man sei für weitere Räume in aussichtsreichen Gesprächen mit der Musikschule, im Obergeschoss werde eine Wohnung entstehen. Herzstück sei jedoch das Erdgeschoss, das von der städtischen Gemeinschaft genutzt werden soll. Doch müsse ein Trägerverein gefunden werden, die Denkmalstiftung könne das Projekt nur anstoßen. „Ein Raum der Begegnung ist für die Stadtgesellschaft immens wichtig“, stellte Willi Bott heraus.
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Wie kann das Projekt in Warburg finanziert werden?
Das stadtbildprägende Fachwerkhaus an der Ecke Sternstraße/Marktstraße aus dem Jahr 1862 wollte ein Investor aus Salzkotten 2018 abreißen lassen und an der Stelle einen Neubau errichten. Die Abrissgenehmigung hatte er schon, doch setzten sich Bürger und die Warburger Denkmalstiftung für den Erhalt des Gebäudes ein. Die Kosten der Sanierung schätzen Experten auf rund 2,3 Millionen Euro.
Eine Million Euro stellen die Stiftungen aus Eigenmitteln zur Verfügung, der Rest soll über Banken finanziert werden, heißt es seitens der Denkmalschutzstiftung. Im Gespräch mit der Ministerin habe sich auch gezeigt, dass der Verein „Zweite Heimat“, der im Begegnungscafé an der Hauptstraße wertvolle Integrationsarbeit leiste, Interesse an den Räumlichkeiten im Erdgeschoss habe, berichten die Grünen. Zavelberg-Simon begrüßte diese Möglichkeit, „die an zentraler Stelle der Stadt Perspektiven für den interkulturellen Austausch bietet“.
Andernorts habe sich die Gründung eines Bürgervereins bewährt, bemerkte Neubaur. Diskutiert wurde auch eine gastronomische Nutzung. Ministerin Neubaur, die in ihrem Ressort auch den Bereich Tourismus verantwortet, sieht in einem nachhaltigen Tourismus für die Region großes Potenzial. Bereits in ihrem Vortrag hatte sie die schmucken Fachwerkhäuser der Hansestadt herausgestellt, auch der Radtourismus biete Perspektiven.
Ministerin lobt die Gastfreundschaft der Warburger
Sie könne sich ein Café im Haus Pennig vorstellen. „Da wäre an dieser Stelle auch eine Außengastronomie möglich“, ergänzte Hermann Ludwig. Und wies auf „die wohl kürzeste Fußgängerzone des Landes vor der Haustür“ hin. In dieser Fußgängerzone schwang sich die Ministerin dann auf das Lastenrad der Warburger Grünen und ließ sich einen knackigen Apfel schmecken.
Erfreut zeigte sich die stellvertretende Ministerpräsidentin über die Gastfreundschaft der Warburgerinnen und Warburger. Schon der Eintrag in das Goldene Buch der Stadt sei für sie ein Highlight gewesen. „Die Seite war mit Sonnenblumen ausgeschmückt“, freute sie sich über ein Zeichen der Wertschätzung.