Seit 100 Jahren in Warburg: Germeter Schwestern wollen ihr Mutterhaus verkaufen

Warburg-Germete. Die Blüten der alten Linde am Hofeingang verströmen in diesen Tagen einen betörenden Duft. Ebenso wie der Mix der vielen Kräuterbeete und Blütenkelche im Sinnesgarten. Rund um das Mutterhaus der Serviam-Schwestern an der Quellenstraße in Germete, lockt die Natur. Und doch liegt über allem ein wenig Wehmut in der Luft. &bdquo;Elf Zimmer im Quellenhaus, 25 im Josefshaus“, sagt Schwester Beata beim Gang die steinerne Treppe hinauf. Wie viele es im Haupthaus seien, wisse sich sie nicht so genau, blickt sie die Mauern hinauf. Gut 30 schätzt sie. 28 hört die Leiterin der deutschen Sektion des Herz-Jesu-Instituts, wie die Gemeinschaft der Schwestern offiziell heißt, später die exakte Anzahl. Vor eineinhalb Jahren kam die in Braunschweig aufgewachsene Schwester aus Brasilien &bdquo;nach Germete, ins Mutterhaus“. 1926 hatte Pastor Wilhelm Meyer die herrschaftliche Villa mit Stallungen und Scheune erworben. Begraben ist der Gründer der Gemeinschaft in der Gruft neben der Treppe im Haupthaus. Aus der Scheune wurde in den 1930er Jahren das Josefhaus. &bdquo;Die Schwestern packten selbst mit an, halfen mit, das Haus hochzuziehen“, sagt Schwester Beata. Aus den Stallungen sei in den 1980er Jahren das Quellenhaus geworden. Seniorengerechte Zimmer mit Nasszelle, Küche, Speisesaal, Aufenthaltsräume und ein Aufzug. Werde in dem Haus noch eine Kapelle eingerichtet, &bdquo;ist es ein idealer Rückzugsort für uns verbliebene Schwestern“. Eine kleine, aber sehr aktive Gruppe in Warburg Nur zwei der zwölf im &bdquo;Haus Germete“ lebenden Schwestern sind unter 84 Jahren. Nach oben setzt Schwester Beatrix mit ihren 96 eine Grenze. Doch leben in den Seniorenhäusern in Scherfede und Warburg weitere Hochbetagte aus der Germeter Gemeinschaft. &bdquo;Insgesamt 20 in Deutschland, weitere 50 weltweit“, sagt die 61-Jährige. &bdquo;Eine kleine, aber sehr aktive Gruppe“, bemerkt sie und denkt an die Schwestern in Brasilien, Bolivien und Angola. Dort arbeiten jüngere Frauen, widmen sich sozialen und pastoralen Aufgaben. &bdquo;Wir müssen nicht heute oder morgen verkaufen“, sagt Schwester Beata dann. &bdquo;Wir können aber auch nicht mehr zehn Jahre warten“, blickt sie zu ihrer Assistentin. Schwester Anastasia ist 85 und Beatas Assistentin. Sie trat 1958 der Gemeinschaft bei, kehrte nach 30 Jahre in der Obdachlosenhilfe aus Essen nach Germete ins Mutterhaus zurück. Schweren Herzens entschieden, den Komplex zu veräußern Gut 13.000 Quadratmeter umfasst das Anwesen. Neben den Gebäuden machen Sinnesgarten und der Park im hinteren Teil des Areals mitten im Ort Arbeit und verursachen Kosten. &bdquo;Zum einen werden wir immer älter, schaffen es nicht mehr, das Anwesen zu bewirtschaften. Zum anderen kommt es zu teuer“, weist die Schwester auf den beabsichtigten Verkauf hin. &bdquo;Wir haben uns schweren Herzens entschieden, den Komplex zu veräußern“, sagt die Schwester. &bdquo;Wünschenswert wäre, wenn es im christlich-sozialen Sinne weitergeht“, fügt Schwester Anastasia an. Der Abschied, der Verkauf der Liegenschaft falle niemanden leicht. Und der Nachwuchs in Übersee werde nicht mehr den geistlichen Anker im Germeter Mutterhaus finden. &bdquo;Der gegenwärtige Gott begleitet uns“, sagt Schwester Beata voller Vertrauen. Vor zwei Jahren feierten die Serviam-Schwestern das 100-jährige Bestehen des Instituts. Herausforderungen habe es immer gegeben. Seniorenheim, Mehrgenerationenhaus, Ausbildungsstätte Wie Diakonissen vom Zionsberg, die wie berichtet aus ähnlichen Gründen ihre Klosteranlage in Scherfede veräußern wollen, haben auch die Germeter Schwestern Kontakt zu einem professionellen Makler gesucht, der Erfahrung mit dem Verkauf solch großer und geistlicher Anwesen hat. Aktuell werde der Wert der Immobilien und Flächen ermittelt, sagt die Schwester. Gern sähe sie es, wenn ein Investor auf dem Gelände Projekte im sozialen Bereich angehen würde, sagt Schwester Anastasia. Alters- oder behindertengerechtes Wohnen, eine Möglichkeit des Mehrgenerationenwohnens oder als Ausbildungsstätte für Fachkräfte ein der Pflege vielleicht. Schön wäre auch ein Seniorenzentrum, sagt Schwester Beata. Sie möchte den Germetern gern etwas zurückgeben. Und als Mieter könnten die Schwestern in ihren ehemaligen Räumen bleiben. Das Dorf, in dem die Schwestern auch seelsorglich tätig wurden, sei ihnen ans Herz gewachsen, wie umgekehrt auch die Schwesterngemeinschaft dem Dorf.

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