Ungewöhnliche Immobilien: In Warburg werden Kirch- und Gemeindehäuser verkauft

Warburg. Seit dem Frühjahr stehen sie zur Disposition. Die evangelische Kirche leidet unter schwindenden Mitgliederzahlen, klammen Kassen und einer viel zu dünnen Personaldecke. In dieser Situation das Kirchhaus und die Alte Schule an der Bundesstraße in Rimbeck veräußern zu wollen, hatte die Gemeindeleitung bereits vor gut einem Jahr beschlossen. Ebenso wie das Gemeindehaus an der Straße Lange Wiese in Willebadessen. &bdquo;Eine schwere Entscheidung, aber wir haben keine andere Wahl“, sagt Pfarrerin Patrizia Müller. &bdquo;Eine Entscheidung, die wir uns nicht leicht gemacht haben“, spricht Kirchmeister Josef Schrader für das Presbyterium. Ein schmerzhafter Schritt, der nun auch konkret bevorsteht. Denn die drei Gebäude, von denen sich die Gemeinde trennen möchte, stehen ab sofort auf dem Immobilienmarkt. Umfangreiche Gutachten zu den Liegenschaften wurden erstellt, die Expertisen zählen bis zu 120 Seiten. Sie sollen helfen, Käufer zu finden, die in den Gebäuden abseits vom Spekulationsobjekt nachhaltige und soziale Nachnutzungen sehen. &bdquo;Wir hoffen auf Menschen oder Unternehmen, die eine gute und tragfähige Vision für diese besonderen Orte haben“, erklärt Kirchmeister Schrader. &bdquo;Menschen mit Fantasie“, ergänzt Müller. Die Immobilien sollten der Gemeinschaft auch künftig zugänglich sein. &bdquo;Und damit einen Teil ihrer Geschichte in eine neue Zukunft zu überführen.“ Ein möglicherweise frommer Wunsch, denn auch die Serviam-Schwestern in Germete und die Diakonissen auf dem Zionsberg hoch über der Ortschaft Scherfede suchen, wie berichtet, nach entsprechenden Interessenten für ihre Klostergebäude und -areale. Pfarrerin Müller berichtet allerdings schon von der ein oder anderen Anfrage. Seit Jahren wird an neuen Konzepten gearbeitet Kirchengebäude zu entwidmen, &bdquo;ist immer ein schwieriger und sehr emotionaler Prozess“, weiß sie. Denn &bdquo;viele Menschen verbinden mit den Räumen wichtige persönliche Erinnerungen.“ Taufen, Hochzeiten, Trauerfeiern, besondere Gottesdienste gehören zu ihrem Leben. Doch werden die Gemeinden kleiner und damit die finanziellen Spielräume enger. In der Sorge um den Bestand der Kirchengemeinden in Warburg, Borgentreich und Willebadessen waren schon vor drei Jahren im Leitungsgremium Möglichkeiten diskutiert und geprüft worden, &bdquo;für das Gemeindeleben nicht mehr relevante Räume abzugeben und einer neuen, sinnvollen Nutzung zuzuführen“, sagt Schrader. Dies hieß in der Konsequenz, die drei Gebäude in Rimbeck und Willebadessen zu veräußern. Der Mittagstisch nutzte Saal und Küche An der Langen Wiese 3 steht ein Bau aus den 1980er Jahren. &bdquo;In recht gutem Zustand, mitten in einem Wohngebiet, zentrumsnah“, wirbt Schrader. Das Kirchhaus in Rimbeck bietet über dem Sakralgeschoss vier Wohnungen. Aktuell sind drei vermietet, ebenso wie eine im benachbarten ehemaligen Schulhaus. Saal, Küche und Sanitäranlagen wurden zuletzt vom Mittagstisch der Warburger Diakonie genutzt. Den Keller hatte sich die Jugend ausgebaut. Auch interessant: Mittagstisch in Warburger Ortsteil sucht ein neues Zuhause Man habe aus der Not eine Tugend machen wollen &bdquo;und fand Lösungen, in der Fläche präsent zu bleiben und das Gemeindeleben weiterhin zu sichern“, sagt Schrader. In Zukunft werden Gottesdienste in Rimbeck im Haus Phöbe stattfinden, der Mittagstisch und die Lebensmittelausgabe der Diakonie ziehen in den neugestalteten Dorftreff an der Briloner Straße nach Scherfede um. In Willebadessen wird das &bdquo;Haus am Steingarten“ zum neuen Domizil der Gläubigen aus der evangelischen Kirchengemeinde. Kirche will Gemeinden zukunftsorientierter aufstellen Rund 6.800 sind es derzeit im Süden des Kreises Höxter. Auf dem Papier der Kirchenkarteien. Zu den traditionellen Gottesdienstzeiten finden sich an den Sonntagen in den Kirchenschiffen natürlich weit weniger ein. Jeder der fünf Gottesdienst-Standorte, sei es in Warburg, Herlinghausen, Rimbeck, Peckelsheim oder in Borgentreich, sei anders, hält Pfarrerin Müller fest. Sie sieht den Umbruch als Chance, &bdquo;uns zukunftsorientierter aufzustellen“. Die bestehenden Ressourcen gezielt für lebendige Glaubensgemeinschaften einzusetzen. Über die Generationen hinweg werde die Bindung an die Kirchen immer schwächer. Doch merken Müller und Schrader auch neue Aufbrüche in den Gemeinden an. Lesen Sie auch: Wie eine Gemeinde im Kreis Höxter ihre Finanzen retten will Über den Sommer war zweimal die erste Pfarrstelle der Kirchengemeinde ausgeschrieben. &bdquo;Leider hat sich kein Kandidat, keine Kandidatin gefunden, mit dem wir ins Bewerbungsverfahren gehen konnten“, schreibt die Theologin im Gemeindebrief. Ab April wird nun eine Pfarrperson den Probedienst in der Gemeinde aufnehmen. Müller hofft zudem, &bdquo;dass jemand nach dem Vikariat Interesse zeigt“. Karl-Heinz Bartsch, der ehemalige Leiter der Gemeinde, hilft aus. Dankbar sind die Verantwortlichen Karl-Heinz Bartsch, dem ehemaligen Pfarrer der Warburger Gemeinde, der aushilft, seine geistlichen Ruhestandskollegen in der Region und den Prädikanten, die Dienste übernehmen. Die Trennung eröffnet neue Handlungsfreiheit Die Trennung von den Immobilien &bdquo;geben uns Handlungsfreiheit für die Zukunft“, sagt Schrader. &bdquo;Bevor wir mit dem Rücken zur Wand stehen“, fügt die Pfarrerin an. In der Nachbarschaft kündigte unlängst die Weser-Nethe-Gemeinde als die bislang einzige Gemeinde im Kirchenkreis Paderborn den Gang in die Haushaltssicherung an. Und damit einhergehend werde es sehr deutliche Einschnitte geben, sagt Müller. Kontakt über das Gemeindebüro im Corvinushaus an der Sternstraße in Warburg, Tel. 05641 8521.

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