Wie „Tafiti“ und der Warburger Lesetaler Grundschülern Lust aufs Lesen machen

Warburg. Lina und Xenia warten am Ende der Schlange geduldig auf das Autogramm. Für die jüngeren Geschwister, sagen sie. Kinderbuchautorin Julia Boehme lächelt, fragt nach. Die Geschichte, die sie an diesem Morgen vor ihrem jungen Publikum vorgelesen hatte, begeisterte. Und auch Boehme ist begeistert. Von der Warburger Lesetaler-Aktion. Sie berichtet von einer Schülerin, die mit roten Wangen dagesessen und den Erlebnissen von &bdquo;Tafiti“, dem pfiffigen Erdmännchen, die aus ihrer Feder stammt, gefolgt sei. Die hat sie in der Turnhalle der Scherfeder Grundschule über Laptop und Beamer auf die Leinwand gebracht. Die Schülerinnen und Schüler haben einen Lesemarathon hinter sich: Es ist bereits die fünfte Auflage des &bdquo;Warburger Lesetalers“, die in dieser Woche mit sechs Autorenlesungen an drei Tagen in der Graf-Dodiko- und der Scherfeder Grundschule abgeschlossen wurde. &bdquo;Eine Leseförderung, die ankommt“, sagt KGS-Schulleiterin Elke Czapski-Schulz. Eine gemeinsame Aktion fast aller Warburger Büchereien und der Grundschulen im Stadtgebiet, unterstützt von der Bürgerstiftung. Die Schülerinnen und Schüler leihen sich in den öffentlichen Büchereien oder der Schulbücherei ein Buch aus. Parallel dazu bekommen sie ein &bdquo;Leseempfehlung“-Formblatt, das sie ausfüllen und zusammen mit dem ausgeliehenen Buch wieder abgeben. In der Schule oder der Bücherei wird der Lesetipp an einer Pinnwand ausgehängt. Als Lohn gibt es für die jungen Literaturkritiker dann den Lesetaler. Die werden im Klassenzimmer gesammelt. Eine beachtliche Zahl an Büchern wird gelesen &bdquo;Diesmal machten 25 Klassen mit“, sagt Johannes Sonntag. Rund 600 Grundschulkinder, die Anzahl der gelesenen Bücher sei mit 3.179 beachtlich. Als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der öffentlichen Büchereien im Warburger Land hatte sich Sonntag die Aktion, die 2011 an den Start ging, ausgedacht. Damals ein einmaliges Konzept, das heute auch die Kinderbuchbestsellerautorin lobt. &bdquo;Haptisches Lesen“ nennt es Elke Czapski-Schulz und meint das lustvolle Schmökern zwischen Buchdeckeln. Seit 1999 denkt sich Boehme Geschichten aus, schreibt Fantasiewelten nieder. Und das äußerst erfolgreich. Nicht nur die &bdquo;Conni“-Buchreihen, für die sie schreibt, stehen ganz oben in der Gunst der jungen Leserschaft und auf den Bestsellerlisten. Der Lesetaler: &bdquo;Eine tolle Idee, um den Spaß am Lesen in die Köpfe der Kinder zu bringen“, sagt Boehme. &bdquo;Die spannenden Geschichten aus den Büchern kommen dann auch irgendwann wieder aus den jungen Köpfen heraus“, weiß Pädagogin Birgitt Vonde, Leiterin der Graf-Dodiko-Schule. Schätze zwischen Buchdeckeln heben Das Geheimnis der Leselust und Förderung, das schon lang keines mehr ist: &bdquo;Vorlesen“, sagt Boehme. &bdquo;Gemeinsam Abenteuer erleben.“ Bilderbücher seien bereits für Einjährige spannend. So spannend wie ihre Geschichten von &bdquo;Lou und Lakritze“, von &bdquo;Leo und Lolli“ und &bdquo;Magic Lilly“ oder &bdquo;Conni“. Doch Jungen und Mädchen vorzulesen, wird immer seltener, wie eine Umfrage unter den Erstklässlern der KGS ergeben habe. &bdquo;Nur ein Kind berichtete davon“, sagt Czapski-Schulz. Ob die Erwachsenen daheim im Buch lesen? &bdquo;Handy ja, aber sonst?“, so die häufige Antwort. Da eröffne der Besuch der Bibliotheken eine neue Welt, in der Schätze zu entdecken seien, bemerkt die bekannte Autorin. Eintauchen in neue Welten Boehme studierte Literatur- und Musikwissenschaft und arbeitete als Redakteurin beim Kinderfernsehen, betreute unter anderem die &bdquo;Käpt’n Blaubär“-Sendung. Bis sie sich entschloss, das zu machen, was sie eigentlich schon immer machen wollte: &bdquo;Kinderbücher schreiben“, sagt die 57-jährige gebürtige Bremerin, die heute in Berlin lebt und seit 1999 auf rund 250 Veröffentlichungen zurückblickt. &bdquo;Mit Büchern taucht man in neue Welten ein, schlüpft in andere Personen, sieht mit anderen Augen.“ Sympathisch und hilfsbereit: Mit Tafiti identifizieren sich Mädchen und Jungs gern. In den Geschichten werde jedes Tier mit seinen Stärken wertgeschätzt, sagt Boehme. &bdquo;Und sie müssen zusammenhalten.“ Spannend und lustig seien die &bdquo;Wendungen, die man nicht erwartet“. Sie reizten, weiterzulesen. Geschichten, die ermutigen, sich Problemen zu stellen, sich für sich und andere einzusetzen und an sich zu glauben.

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