Mehrwertsteuer steigt wieder: Das sagen Warburgs Gastronomen

Warburg. Vier Euro mehr fürs Schnitzel? Diese Befürchtung hat Dehoga-Kreischef Joachim Avenarius mit Blick auf die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent ab 1. Januar für Speisen in der Gastronomie. Seit Corona hatte der ermäßigte Steuersatz zunächst von fünf Prozent bis Ende 2020 und dann von sieben Prozent gegolten. Also direkte Corona-Hilfe für die Branche. Letzteres sollte eigentlich schon zur Jahresmitte 2021 auslaufen – nun ist das zweieinhalb Jahre später der Fall. Frust und Angst gehen um. Fehlende Gäste, leere Restaurants. Und trotzdem hohe Einkaufs- und Energiepreise. Was sagen Warburgs Gastronomen dazu? Im Bistro-Café &bdquo;Time out“ an der unteren Hauptstraße haben Frank Förster und Bianca Mogge ihre Kunden explizit gefragt: Kommt ihr trotzdem, auch wenn’s nen Euro mehr kostet: &bdquo;Der Großteil will weiterhin bei uns Gast sein – weil das Angebot stimmt“, sagt die junge Gastronomin. &bdquo;Wir haben sehr viele Stammkunden, viele Wiederholungstäter“, erklärt sie auch mit Blick aufs beliebte Frühstücksbüfett (derzeit für 15,80 Euro). Aber: &bdquo;Die Abgaben- und Preiserhöhungen treiben die Menschen aus dem Lokal“, sagt Förster. Auch wenn das Geschäft laufe, &bdquo;was bleibt am Ende für uns übrig?“ Außer Arbeit. Bei steigenden Energiekosten, hohen Nebenkosten oder Personalknappheit. &bdquo;Können wir das halten?“ Was man morgens verdiene, gebe man nachmittags wieder aus. Deshalb habe man im &bdquo;Time out“ schon die Öffnungszeiten eingekürzt: montags, dienstags und donnerstags 9 bis 15 Uhr, mittwochs und freitags 9 bis 22 Uhr sowie samstags und sonntags 9 bis 18 Uhr. In anderen Ländern, ergänzt er, liege der Mehrwertsteuersatz für Speisen bei sechs bis acht Prozent. Dazu komme in Deutschland die überbordende Bürokratie. Und um der Genüge zu tun, muss in der nächsten Woche die Kasse auf die neuen Steuersätze umgestellt werden. &bdquo;Der Mann hat derzeit viel zu tun“, kommentiert Förster. &bdquo;Das kommt viel zu früh“, sagt auch Arslan &bdquo;Loni“ Slatina (&bdquo;Bei Loni“). &bdquo;Ich halte da gar nichts von. Man hätte noch ein, zwei Jahre damit warten sollen. Gerade haben wir den Sprung gemacht zurück in die Normalität, jetzt geht es wieder den Berg runter“, befürchtet er. Und dass mit steigenden Preisen Gäste wegbleiben könnten – auch wenn &bdquo;Loni“ viele Stammgäste hat. Die wolle man nicht verlieren. &bdquo;Kiste Tomaten kostet heute das Zweieinhalbfache wie vor Corona“ Es seien ja vor allem die Familien, die von Preiserhöhungen betroffen seien. &bdquo;Sie kommen dann vielleicht statt zweimal nur noch einmal im Monat.“ Was er nun macht? &bdquo;Wir werden mit neuen Preisen noch zwei, drei Monate warten und gucken, wohin sich die Einkaufspreise bewegen.“ Am 22. Dezember ist &bdquo;Bei Loni“ übrigens letzter Öffnungstag vor Weihnachten. Am 7. Januar ist das Team dann wieder für seine Gäste da. Weihnachten durcharbeiten werden Don Pepe, der ein spanisches Restaurant im Alt Warburg betreibt, und Kostas Diamantis (&bdquo;El Greco“) – also zumindest an den beiden Feiertagen sind die beiden Restaurants geöffnet. Auch für spontane Einkehrer – keine großen Gruppen – ist durchaus noch Platz an den Tischen da, sagen beide. &bdquo;So lange es geht, werden wir die Preise beibehalten“ Don Pepe beklagt neben der steuerlichen Ungleichheit zu Hotelbetrieben (&bdquo;Fehler in der Logik“) und zur Gastronomie im Ausland (&bdquo;Niederlande sechs Prozent, Spanien zehn Prozent“) vor allem den teuren Wareneinkauf: &bdquo;Vor Corona kostete die Kiste Tomaten 9 Euro, jetzt zahle ich 23 Euro.“ Derzeit kämpfe man zudem mit kurzfristigen Reservierungsabsagen. Wegen Corona-Erkrankungen. Dazu kämen Strom, Gas und Nebenkosten, die gestiegen seien. Und Personal finde man auch kaum mehr. &bdquo;Es ist nur noch ein Kämpfen“, sagt der leidenschaftliche Gastronom frustriert und nimmt sogar das Wort &bdquo;Aufhören“ in den Mund. Weil der Umsatz nicht reiche, um regelmäßige Beiträge zu zahlen. &bdquo;Wir wissen auch noch nicht, wie wir mit der Preiserhöhung umgehen sollen. Preise gleich lassen und Portionen kleiner?“ Maßgabe für 2024: &bdquo;Wir versuchen es einfach.“ Aber Don Pepe prognostiziert schon: &bdquo;In fünf Jahren muss man Restaurants suchen.“ &bdquo;So lange es geht, werden wir die Preise beibehalten“, sagt Kostas Diamantis und verweist ebenfalls auf eine große Stammkundschaft beim Griechen &bdquo;El Greco“. Und wenn, dann werde man auf der Karte auch günstige Alternativen für den etwas kleinen Geldbeutel anbieten. &bdquo;Die Gäste fragen immer öfter zum Thema“, weiß er. &bdquo;Ein großes Problem. Und der Verbraucher zahlt alles.“ Einzelpersonen könnten das finanziell besser abfedern als Familien. Aber: Auch am Gastronomen-Team gehe die Situation nicht spurlos vorbei: &bdquo;Das ist psychologisch: Mit Arbeit wollen wir was verdienen. Doch jetzt kommen Angst und Stress dazu, wie wir das alles tragen sollen.“

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