„Existenzgefährdende Steuersätze“: Wird das Essengehen in Höxter im kommenden Jahr günstiger?

Kreis Höxter. Die Zahl der Gaststätten nimmt ab - und die aktuelle Höhe der Mehrwertsteuer dürfte einer der Gründe dafür sein. Doch es gibt Hoffnung bei den Gastronomen. Können sich auch Restaurantbesucher im Kreis Höxter mit der von der schwarz-roten Bundesregierung angekündigten dauerhaften Senkung der Mehrwertsteuer für Gaststätten auf sinkende Preise freuen? Die Neue Westfälische hat sich umgehört. &bdquo;Der aktuelle Mehrwertsteuersatz ist weiterhin für viele Betriebe existenzgefährdend, wir brauchen die niedrigere Mehrwertsteuer“, sagt Joachim Avenarius, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Skeptisch gibt er sich allerdings, ob es angesichts der Kassenlage von Bund und Ländern überhaupt zu dieser Entlastung kommen wird. &bdquo;Die muss ja noch durch den Bundesrat, deshalb bleibe ich skeptisch.“ Avenarius betreibt Hotels und Restaurants in Bad Driburg und Willebadessen hat schon einmal erlebt, wie Zugeständnisse der Politik gegenüber den Gastwirten sich unvermutet in Rauch aufgelöst haben. &bdquo;Da war der Schreck sehr groß, viele fühlten sich angelogen“, blickt er auf die Ereignisse in Berlin vor zwei Jahren zurück. Weil Geld im Bundeshaushalt fehlte, hatte damals das Parlament entschieden, den ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 Prozent in der Gastronomie nicht über den 31. Dezember 2023 hinaus zu verlängern. Lesen Sie auch: Gastrobranche im Kreis Höxter rutscht in tiefe Krise Gastronomen in Höxter kämpfen mit höheren Löhnen &bdquo;Das hat uns damals extrem in die Bredouille gebracht“, fasst der Dehoga-Kreischef die Lage zusammen. Aktuell sitze den Gastwirten im Kreis Höxter zusätzlich die Inflation und die Gehaltssteigerungen um rund 20 Prozent in der Branche im Nacken. &bdquo;Deshalb ist diese Mehrwertsteuersenkung auf sieben Prozent für uns auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Dabei drücke die Inflation auch auf die Kauflaune bei den Gästen. &bdquo;Viele bestellen deshalb deutlich weniger Getränke“, subsumiert Avenarius. Dabei sind die Preise für ein Glas Bier in seinem Hotel-Restaurant in Bad Driburg mit 3,40 Euro noch durchaus moderat. &bdquo;Wir haben sie nicht ganz so angehoben“, betont er. Ob sich die Mehrwertsteuersenkung, sollte sie kommen, am Ende auch an niedrigeren Preisen in den Gaststätten ablesen lässt, bleibt für Avenarius offen. Was erhöht werden wird, um steigende Kosten zu kompensieren Immerhin gilt der niedrigere Satz nicht für Getränke, nur für Speisen. Für Getränke bedeute dies eine indirekte Preiserhöhung - denn die Kosten im Einkauf steigen inflationsbedingt. &bdquo;Außerdem haben wir wieder eine Erhöhung des Mindestlohns um zehn Prozent.“ Eine generelle Erhöhung der Getränkepreise sei also in vielen Betrieben angezeigt, um die steigenden Kosten abzufedern. &bdquo;Die Frage ist, ob es der Gast als eine Auswirkung der niedrigeren Mehrwertsteuer erkennt, wenn das Bier nur um fünf statt um zehn Prozent teurer wird“, fasst der Dehoga-Chef die Lange zusammen. Seine Einschätzung: &bdquo;Am Ende wird es Unternehmen geben, die die Senkung an die Kunden weitergeben. Es wird aber auch welche geben, die das gar nicht können.“ Passend zum Thema: Wird das Schnitzel in den Restaurants im Kreis Höxter bald teurer? Auch Handwerker und Wartungsarbeiten sind teurer geworden Die Einschätzung teilt auch Ute Sievers, die mit ihrem Mann das Flair Hotel Stadt Höxter nebst Restaurant-Café &bdquo;Knusperstübchen“. Sollte die Mehrwertsteuersenkung wirklich kommen, wollen sie &bdquo;die Preise neu kalkulieren“. Am Ende könne es durchaus sein, dass Preise reduziert werden. Sievers verweist neben den steigenden Personalkosten und Einkaufskosten auch auf die Preise für Handwerker und Wartungsarbeiten. Diese seien um zwei Drittel teurer geworden. Auch das müsse die Gastro-Branche einkalkulieren. &bdquo;Am Ende müssen wir unsere Kosten decken“, stellt sie klar. Höxteraner sind auf die Senkung der Mehrwertsteuer angewiesen Trotz schwieriger Ausgangslage läuft es im Neunzehn 01, dem Nachfolger des traditionsreichen Gasthauses Strullenkrug, gut, sagt Mitinhaber Marc Gonzaga. Dennoch sei man auf die Entlastung durch die Mehrwertsteuersenkung dringend angewiesen: &bdquo;Der Branche geht es superschlecht“, stellt er klar. Nicht nur die Waren würden stetig teurer, auch die Personalkosten wachsen mit steigenden Mindestlöhnen. &bdquo;Wir versuchen dabei, um familienfreundlich zu kalkulieren“, betont Gonzaga. Mit einem niedrigeren Mehrwertsteuersatz könnte das ihm und allen übrigen Gastronomen wohl künftig noch ein wenig besser gelingen. Ein Blick auf die nüchternen Zahlen zeigt ein differenziertes Bild. So hat sich die Zahl der Gastro-Betriebe im Kreis Höxter entwickelt Zwischen 2014 und 2023 hat die Zahl der gastronomischen Betriebe im Kreis Höxter leicht abgenommen - um 1,4 Prozent. &bdquo;Dabei ist der Aderlass bei getränkeorientierten Betrieben wie Kneipen mit 30,1 Prozent sehr deutlich“, erklärt Thorsten Hellwig, Pressesprecher der Dehoga in Nordrhein-Westfalen auf Nachfrage der NW. Restaurants und Gaststätten, Imbisse, Dönerbetriebe haben indes leicht zugenommen mit einem Wachstum von 3,6 Prozent. &bdquo;Wir haben also eine Verschiebung weg von der Kneipe zu Betrieben mit Speiseangeboten“, hält der Fachmann fest. Dieser Trend dürfte sich durch die Mehrwertsteuersenkung anpassen - nur Speisen werden geringer besteuert, für Getränke gilt der Nachlass nicht. 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