Erdbeeren im Warburger Land: süß, rot – und vom Klimawandel bedroht?

Willebadessen-Eissen. Der eine oder andere bringe auch schon einmal einen Wäschekorb mit, blickt Julia Engemann über die langen Reihen der Erdbeeren. Auf dem Biohof Engemann ist am Montag nun die Selbstpflück-Saison auf den Feldern bei Eissen offiziell gestartet. Schmackhaft und gesund: Damit die Saison möglichst lange andauert, werden verschiedene Sorten angepflanzt. Auf rund zweieinhalb Hektar wachsen und gedeihen sie, die frühen wie Allegro und Rumba, die mittleren wie Samanta und Dahli und später bis in die Mitte des Juli hinein die Sorte Malvina. &bdquo;Wir verfrühen die Reifung ohne Tunnel“, nennt Simon Engemann eine der Besonderheiten im Biobetrieb. Ab Mitte August werden vorgezogene Topfgrünpflanzen gesetzt. &bdquo;Davon werden 30 Prozent im darauffolgenden Jahr tragen.“ Bei den zweijährigen steigern sich Anzahl und Ertrag. &bdquo;Bis zu einem halben Kilo pro Pflanze“, nennt der 27-Jährige eine Zahl. Seit 1988 Mitglied im Bioland-Verband, bieten die Engemanns seitdem auch die süßen Früchtchen aus eigener Produktion an. Ihr Bruder habe die Leidenschaft und das Herzblut für die leckeren frischen Früchtchen vom Vater geerbt, sagt Julia Engemann. Vater Andreas stehe immer noch kurz vor fünf Uhr vor als erster auf dem Feld. &bdquo;Zu den Eisheiligen schlafen wir schlecht“ Im Frühjahr wurden trotz des feuchten Frühjahres die Felder beregnet, &bdquo;sonst geht es nicht“, sagt der Experte. &bdquo;Zur Blütezeit in kalten Nächten, decken wir die Reihen mit Vlies ab“. Denn eine Frostnacht reiche in dieser Phase, um ein Gros der zarten Erdbeerblüten absterben zu lassen. &bdquo;Zu den Eisheiligen im Mai schlafen wir schlecht“, bemerkt Engemann. Bei den aktuellen Temperaturen und dem Sonnenschein sieht das anders aus. Die Erdbeeren (Fragaria), die botanisch gar keine Beeren sind, mögen die Sonne. Eine Gattung in der Unterfamilie der Rosoideae innerhalb der Familie der Rosengewächse: Erdbeeren spielen bereits seit der Steinzeit eine Rolle in der menschlichen Ernährung. Doch erst mit der Einführung amerikanischer Arten entwickelte sich im 18. Jahrhundert die Gartenerdbeere. Die gelblichen Punkte, die Nüsschen, sind die eigentlichen Früchte, der rote Fleischkörper nur eine Scheinfrucht. Das perfekte Wetter Die Sonne gibt den Pflanzen, die sauber im gehäckselten Stroh liegen, den Energieschub. Wasser in der Fruchtbildung sei eher kontraproduktiv, merkt Engemann an. Und heftige Gewitter würden die frischen Früchtchen schwer treffen. &bdquo;Starkregen, überflutete Felder oder gar Hagelkörner bekommen ihnen überhaupt nicht“, fürchtet er den erwartet zunehmenden Unbill des Wetters infolge des Klimawandels. &bdquo;Bei allzu viel Nässe werden sie faulen.“ Allerdings bekommen Erdbeeren auch Sonnenbrand. Dann werden Stellen bei den sattroten Früchten ganz hell. Das Gewebe verbrannt, sind sie dann nicht mehr genießbar. Die nächste Generation im Familienbetrieb Ob es im Zuge der Klimakrise zur Jahrhundertmitte noch die Felder der Engemanns gibt? &bdquo;Definitiv“, sagen Bruder und Schwester und denken dabei nicht nur ans Wetter. Denn die nächste Generation steige in den Familienbetrieb, den die beiden Geschäftsführer, die Brüder Klaus und Andreas Engemann vor 35 Jahren auf dem elterlichen Hof, den es bereits im 16. Jahrhundert gab, gegründet hatten, nun nach und nach ein. Simon in der Landwirtschaft, Julia in der Direktvermarktung und auch die Söhne des Onkels, Yannik und Bastian sind dabei. Regional erzeugte Bio-Produkte: &bdquo;Wir sind auf dem Weg in die Übergabe“, sagt Julia Engemann (30). Für die Erdbeeren finde sich immer eine leckere Verwendung: &bdquo;Im Kuchen, als Marmelade oder als Leckerei direkt in den Mund“. Abgeerntet: In den Coronajahren hatte der Eissener Biohof die Felder auch schon mal nachmittags schließen müssen. Nach einer kurzen Einweisung im Hofladen durch das Personal kann gesammelt werden. Am Ende zählt das Gewicht. 4,50 Euro das Kilo, &bdquo;ab zehn Kilo wird es günstiger, 4,20 Euro“, wirbt Engemann. Die Öffnungszeiten des Hofladens an der Straße zum Südholz in Wilebadessen-Eissen sind montags bis freitags durchgehend von 8 bis 18 Uhr und samstags von 8 bis 13 Uhr, sonn- und feiertags geschlossen.

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