Wie eine Schnecke in Warburger Kitas Vertrauen schafft

Warburg. &bdquo;Das Allerwichtigste steht in der Mitte“, fordert Kita-Leiterin Birgit Henze die Kinder auf, genauer hinzuschauen. Dort haben die Erzieherinnen mit Erzählfiguren eine biblische Szene nachgestellt. Die Kinder des Familienzentrums St. Vincentius in Scherfede beschreiben rege, was sie sehen, zählen Personen auf, weisen auf Besonderheiten der Kleidung hin, entdecken den händereichenden Jesus, sind überrascht, auch den Bettler Bartimäus wiederzusehen, von dem sie in der vergangenen Woche gehört hatten. Dann kommt &bdquo;Sharli“ hinzu. Wie die Schnecke sind jetzt alle in der Runde gespannt, die neue Jesusgeschichte zu hören. In der Gesellschaft verliere der christliche Glaube immer mehr an Bedeutung, sagt Christina Bolte. &bdquo;In den Familien wird er immer weniger aktiv gelebt“, weiß die Warburger Gemeindereferentin. Behutsam reagieren die Leiterinnen der neun Kitas in katholischer Trägerschaft im Stadtgebiet auf diese allgemeine Entwicklung, die sich nach Missbrauchsskandal, tausenden Kirchenaustritten und heftig schwindenden Gottesdienstbesucherzahlen bereits seit Jahren abzeichnet. Und für die Kirchen in Deutschland dramatisch ist. &bdquo;Was trägt mich, woher nehme ich Kraft und Mut?“ In dieser Situation versuchen die Hauptamtlichen, einer angepassten Glaubensvermittlung im Kindergarten auf die Spur zu kommen und Eltern und Familien zu unterstützen. &bdquo;Weiterzugeben, was und weil der Glaube mir etwas bedeutet“, nennt Bolte ihre Motivation. Vertrauen ins Leben haben, zu spüren, in der Welt nicht allein zu sein. &bdquo;Ein Geschenk, das wir anbieten können“, sagt Gemeindereferentin Bolte wohlwissend um Gemeinschaft und auf der anderen Seite der Tendenz zur Vereinzelung. &bdquo;Was trägt mich, woher nehme ich Kraft und Mut?“, benennt sie die Fragen, die sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen stellen. Und auf die ihnen Gottesdiensttexte keine Antwort mehr geben. Die Geschichte von der wunderbaren Brotvermehrung. Jesus predigt, am Abend bekommen seine 5.000 Zuhörerinnen und Zuhörer Hunger. Nur fünf Brote und zwei Fische liegen bereit, werden untereinander geteilt und dennoch werden alle satt. &bdquo;In Scherfede leben 3.000 Menschen“, erklärt Erzieherin Karin Götte aus der hinteren Reihe. Die Kinder sollen eine Vorstellung vom Wunder bekommen. Nicht wenige von ihnen machen jetzt ganz große Augen. &bdquo;Manchmal wünsche ich mir mehr Diskussionen“ Ein religionspädagogischer Ansatz, der auf kindgemäße Weise die Kinder über Geschichten und Lieder an die Bibel heranführt. Gerade junge Erzieherinnen und Erzieher suchen das Gespräch, wenn es darum gehe, christliche Themen im Kita-Alltag zu behandeln. Nicht zuletzt, weil fast die Hälfte der insgesamt 511 Mädchen und Jungen in den Warburger katholischen Familienzentren und Kitas eben nicht getauft sind. Deren Anteil liegt bei gut 42 Prozent. Entweder aufgrund eines Migrationshintergrundes, anderer Religion, Konfession oder aber religiös nicht gebunden. Wie gehen Eltern da mit diesem christlichen Angebot um. Durchweg sprechen die Kitaleitungen von guten Erfahrungen, die sie machten. &bdquo;Es ist uns wichtig, aber macht ihr das mal“, gibt Christina Bolte Reaktionen aus der Elternschaft wider. &bdquo;Manchmal wünsche ich mir mehr Diskussionen“, merkt sie ein mitunter gleichgültiges Verhalten an. Glaube und Spiritualität gerate &bdquo;verstärkt an den Lebensschwellen in den Blick“, werde beim Übergang zu neuen Lebensabschnitten als wichtig wahrgenommen. &bdquo;Wenn die Vorschulkinder in die Schule kommen, sind zu den entsprechend von uns angebotenen Gottesdiensten die Kirchen voll“, nennt sie ein Beispiel aus ihrem Aufgabenbereich. Dann fühlten sich die Familien angesprochen. Ebenso wie die Kirche, die ihnen Räume eröffnen wolle. &bdquo;So wie du bist, so bist du willkommen“, nennt Bolte die schlichte Vorgabe. "Das Jesus ihnen zu essen gegeben hat" Werte- und Glaubensvermittlung ist ein wesentlicher und unverzichtbarer Bestandteil in den konfessionsgebundenen Kitas. In diesem Jahr gehört in den Wochen vor dem Osterfest in den Warburger Einrichtungen die Schnecke &bdquo;Sharli“ dazu. Das Thema Verwandlung: Die Weinbergschnecke verschließt vor dem Winter im Schneckenhaus die Öffnung mit einer Wand aus Kalk. Im Frühjahr bricht sie auf. &bdquo;Das ist Auferstehung“, nennt Bolte das zentrale Thema des kirchlichen Osterfestes. Solche Symbole, die zu Themen im Kirchenjahr gewählt werden, &bdquo;helfen, tiefer und weiter zu schauen, hinter die Dinge zu blicken“, sagt Bolte. Helfen auch den rund 110 Fachkräften, die in den neun Warburger Einrichtungen tätig sind, in den vorbereitenden Gesprächsrunden eine Sprache zu finden. Alle neun katholischen Kitas in der Stadt und den Ortsteilen nutzten &bdquo;Sharli“, sagt Kita-Leiterin Birgit Henze. Ein Name der sowohl weiblich, als auch männlich gebraucht wird. Sie begleitet in der Fastenzeit die Jungs und Mädchen spielerisch bis in die Karwoche hinein. &bdquo;Eine Vorbereitungszeit, in der sie erfahren, wer Jesus ist und erfahren können, wer sie selber sind oder sein können“, sagt Bolte. Was ihnen der Geschichte am Besten gefallen habe, möchten sie und das Erzieherteam an diesem Montagmorgen wissen. &bdquo;Dass die Menschen miteinander teilen“, sagt Elias. &bdquo;Dass Jesus ihnen Mut gemacht und zu essen gegeben hat“, sagt ein anderer.

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