Lebenstraum: Junge Familie findet in Warburg einen Bauernhof

Nörde. Die Ideen sprudeln förmlich aus ihnen heraus. Isis und Marius Senge betreiben ihren Bioland-Hof am Rande der Warburger Ortschaft Nörde mit Herzblut. Schon länger hatten der gelernte Heilerziehungspfleger und die studierte Sozialarbeiterin nach einer Hofstelle gesucht. &bdquo;Unser Lebenstraum“, sagt die 34-Jährige. Den wollen sie jetzt auf dem Finnenberghof Wirklichkeit werden lassen. Angefangen hat der Traum für die junge Familie vor fünf Jahren im sauerländischen Örtchen Madfeld bei Brilon. Auf 1.000 Quadratmeter. Ein großer eigener Garten zur Selbstversorgung. &bdquo;Wir haben Gemüse für uns angebaut“, berichtet Senge von den Anfängen einer Leidenschaft. Den ein oder anderen Kohlkopf holten sich Nachbarn und Freunde schnell gern ab. Zur näheren Nachbarschaft zählte aber auch ein Gartenbetrieb, der auf dem Markt in Frankenberg sein Gemüse anbot. &bdquo;Den Stand kannst du übernehmen“, bot ihm der Gärtner an. Ein Geschäft, das Marius und Isis Senge nach und nach ausbauten. Dazu lieferten sie Gemüsekisten bis an die Haustür. Weitere Flächen für den ökologischen Anbau kamen hinzu, sie ließen ihre mittlerweile zu einem Betrieb, dem &bdquo;Gemüsegarten auf der Egge“, angewachsene Liebhaberei zertifizieren. Jetzt suchen wir uns einen Hof, sagten sie sich. Doch das war nicht ganz einfach. &bdquo;Wir hatten auf dem Weg einige Niederschläge zu verkraften“, sagt Senge nun als anerkannter Gärtner. Drei landwirtschaftliche Betriebe gerieten intensiver in den Blick. &bdquo;Angeschaut, aber nicht realisierbar“, sagt der 30-Jährige. Zum Teil aufgrund utopischer Preisvorstellungen der Landwirte. &bdquo;Oder es passte einfach nicht“. Seine Motivation schwand, Isis blieb Optimist. &bdquo;Und jetzt sind wir hier“, freuen sich beide. Gelungene Hof-Nachfolge Als eine der Bio-Pioniere hatten Erwin Hartmann und Christine Pohlmann auf dem Finnenberghof bereits 1984 damit begonnen, biologisch erzeugte Nahrungsmittel anzubauen und zusammenzutragen, um sie für individuell zusammengestellte Abo-Kisten an die Kundschaft zu verteilen. Gemüseanbau und Landwirtschaft liegen bereits seit einem Jahr in den Händen der Familie Senge. Für die Altbauern eine mehr als gelungene Hof-Nachfolge. Sie werden auf dem Aussiedlerhof bleiben, ein Altenteil als Wohnsitz wird neu entstehen. Gut 40 Autominuten von alten Betrieb entfernt, erfolgte der Umzug nach der Hochzeit im Oktober 2021 im ausklingenden Winter. Mit dem Trecker. Mit einem ganzen Betrieb umzuziehen, sei &bdquo;schon eine Nummer“, bemerkt Isis rückblickend. Zwei Gewächshäuser gab es auf dem Finnenberghof, zwei weitere brachten Senges mit. Dazu drei Pferde, zehn Schafe und 70 Hühner. Mit dem Bruder und Bekannten wurde die neue Heimstatt umgebaut. Ein gutes Jahr nutzte die Familie mit ihren drei Kindern (6, 9 und 11) zum Ankommen. &bdquo;Manchmal wird es ein bisschen viel“ &bdquo;Die Kinder genießen es“, sagt Isis, glücklich, den Ort unterhalb des Finnenbergs gefunden zu haben. Seit Urzeiten spende der Boden der Region Leben, sagt Marius und weist auf die Nähe zu steinzeitlichen Siedlungen und Gräbern hin. Die Erde auf den Äckern habe so gut gerochen, wirft Gattin Isis begeistert ein. &bdquo;Unser eigenes kleines Paradies.“ Das sie mit anderen teilen möchten. Dafür gibt es weitreichende Ideen sowohl im wirtschaftlichen, als auch im sozialen und kulturellen Bereich. Im Sommer hatte beispielsweise das erste &bdquo;Stockwerk-Festival“ einer Initiative von jungen Warburgern auf den Wiesen des Finnenberghofes stattgefunden. Alternatives auf dem Hof sei ihm wichtig, merkt der Gemüsebauer an. Die romantische Vorstellung vom Biobauernhof-Idyll: &bdquo;Manchmal wird es ein bisschen viel“, bekennt Senge. Es sei &bdquo;knallharte Arbeit“ auf dem Gemüsehof selbstbestimmt leben zu können, immer präsent zu sein und zu produzieren, &bdquo;was unserem Idealismus entspricht“. Doch wisse es die Kundschaft zu schätzen. Alle Flächen selbst bewirtschaften Vier Mal in der Woche fährt Senge und Mitarbeiter Alexander Fleming, der seit 30 Jahren im Betrieb dabei ist, mehrstündige Touren, um die bestellten Gemüsekisten abzuliefern. Auch Altbauer Hartmann hilft gern aus. Zwar stagniere der Bio-Boom (“vielleicht aufgrund der vielfältigen Krisen“) derzeit ein wenig, doch könne er auf Stammkunden bauen. Sogar einige Kunden des ehemaligen Briloner Betriebes halten den Beiden die Treue. Mit zehneinhalb Hektar ein ist der Finnenberghof ein eher kleiner Betrieb. Auf eineinhalb Hektar wird Gemüse angebaut, fünfeinhalb werden als Grünland genutzt, der Rest ist als Acker verpachtet. &bdquo;Unser Ziel ist es, alle Flächen selbst zu bewirtschaften“, gibt Senge die Richtung vor. Sie sparen auf ein Hühnermobil, &bdquo;ein Hofladen, obwohl wunderschön, lohnt nicht“, weiß Isis. Sie werden sich ein anderes zweites Standbein aufbauen. &bdquo;Solidarische Landwirtschaft“, nennen sie als Stichwort und suchen nach Menschen, die zu einem festen Betrag im Monat &bdquo;Anteiler“ werden. Im Gegenzug wird die Ernte geteilt. Die Zukunftsperspektive &bdquo;SoLawi“ ist die Abkürzung: Eine landwirtschaftliche Erzeuger-Gemeinschaft, &bdquo;die Menschen in ihrem Umfeld mit regionalen, saisonalen und damit nachhaltig produzierten Nahrungsmitteln versorgt“, beschreibt Isis Senge die Grundidee. Biologisch angebaut und ohne lange Transportwege. Auf dem Hof sollen Erzeuger und Verbraucher vertrauensvoll und unabhängig von marktwirtschaftlichen Bedingungen zusammenarbeiten. Das gehört zu den Zukunftsperspektiven, darin sehen sie eine Chance für kleine Höfe. Frei von Marktzwängen, so dass sich der Bauer auf Anbau und Qualität konzentrieren könne. Und die Anteiler wissen, &bdquo;woher ihr Gemüse kommt“. Die Gemeinschaft trage das Projekt, das Solidarität und regionale Ernährungssicherheit fördere. Familie Senge sieht ihren Hof in einer Kreislaufwirtschaft als einen Organismus. &bdquo;Zurück zu den Wurzeln wollen viele“ &bdquo;Lernort Bauernhof“, so der Titel der Abschlussarbeit der ehemaligen Studentin im Fach Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule in Paderborn. Bildungsprojekte möchte sie angehen, Kinder und Erwachsene einbinden. Angebote für Interessierte. Der Nörder Hof ist Teil der weltweiten WWOOF-Bewegung, die Höfe mit Besuchern verbindet, Wissen und Erfahrungen weitergibt. Wer mitmacht, nimmt am Alltag der Gastgeber teil und lernt etwas über die ökologische Landwirtschaft. Bei freier Kost und Logis für die Mithilfe im Betrieb. &bdquo;Zurück zu den Wurzeln wollen viele“, erzählt Isis vom Wunsch der Selbstversorgung. &bdquo;Das Interesse ist groß.“ Im Sommer, so der Plan, werden Isis und Marius Senge zu einem Hoffest einladen und ebenso wie über die Homepage www.finnenberghof.de über das besondere Leben auf dem Hof und die grünen Produkte informieren.

Meistgelesen