So hilft eine Warburger Optikerin bedürftigen Menschen in Afrika

Warburg. Ende Februar hat Selina Knipping Urlaub. Für zweieinhalb Wochen geht es für die 26-Jährige in die Sonne nach Afrika. Nicht an den Strand, die Warburger Augenoptikerin setzt ihre Ferientage ein, um in Uganda Fachpersonal anzulernen. Ehrenamtlich. Meisterwissen, abgelegte Brillen und ein Spezialgerät aus dem Optikgeschäft Becker bringt sie mit. Von Frankfurt aus geht es mit dem Flieger nach Entebbe an den Viktoriasee, zwei Autostunden weiter liegt die rund 75.000 Einwohner zählende Stadt Masaka. Am Ziel ihrer Reise werde eine Augenklinik aufgebaut, sagt Knipping. Flüge, Unterkunft, Verpflegung bezahlt sie aus eigener Tasche. Wie die sechs Kolleginnen und Kollegen der Meisterin im Optikerhandwerk aus Kassel, Nürnberg und Heidelberg, die mitreisen. Gemeinsam fanden sie im vergangenen Jahr zu einer Initiative zusammen und planten. Zufällig habe sie die Kasseler Kollegin aus der Ausbildungszeit in einem Restaurant wiedergetroffen, erzählt Knipping. Sie berichtete von ihrem Engagement in Afrika. Das Interesse war geweckt. So ein ehrenamtliches Tun hatte sich schon länger vorgestellt. Nur die passende Organisation noch nicht gefunden. Helfen zu können und dabei Land und Leute kennenlernen: eine Mischung, die gefiel. Um unabhängiger zu sein, wurden Name und Logo einer eigenen Initiative diskutiert. &bdquo;Travel Eye“, sollte die Gruppe heißen, mit dem programmatischen Zusatz &bdquo;together for a better vision“. &bdquo;Noch taucht er nicht im Vereinsregister auf“, sagt Knipping. Doch daran werde ebenso wie an einem Internetauftritt gearbeitet. Brillen steigern Lebensqualität Das Team kooperiert mit dem Erlanger Verein &bdquo;One Dollar Glasses (ODG)“, der bereits seit zehn Jahren besteht. Aus den Reihen der Ehrenamtlichen und 27 hauptamtlichen Mitarbeiter wird jemand Knippings Team nach Uganda begleiten. Hilfe zur Selbsthilfe: Mit der &bdquo;Ein Dollar Brille“, die von Einheimischen auf einer einfachen Biegemaschine handwerklich gefertigt wird, hat der Verein eine Lösung entwickelt, die weltweit ärmeren Menschen eine günstige und qualitativ hochwertige Brille ermöglicht. Ein Stück weit möchte auch Knipping das Leben der Menschen in armen Ländern verändern. &bdquo;Viele sehen kaum etwas, müssen ohne eine Brille auskommen oder haben eine mit der falschen Glasstärke“, weiß sie und spricht von Lebensqualität. Ein Auto-Refraktometer soll helfen. Der steht versandbereit in der Werkstatt ihres Chefs. &bdquo;Ausgemustert“, sagt Reinhard Becker. Aber betriebsbereit. In Nürnberg wird er überprüft, bevor er nach Österreich in den Container geht. &bdquo;Und der soll noch vor mir in Masaka ankommen“, hofft sie. An dem Gerät wird die Optikermeisterin einheimisches Personal schulen, das später erste Augenprüfungen durchführen sollen. Becker unterstützt das Engagement seiner Mitarbeiterin. Im Laden an der Hauptstraße werden gebrauchte Brillen gesammelt, Werte ausgemessen und alte Fassungen aufgearbeitet. An die 1.000 Sonnenbrillen ohne Sehstärken wird Knipping direkt mitnehmen, die übrigen gehen an &bdquo;Brillen ohne Grenzen“. Sie werden weltweit verteilt. Knipping hatte sich die Arbeit der Organisation im vergangenen Jahr im Saarland angeschaut. &bdquo;Wer daheim noch ein Brillen-Schätzchen hat, sollte den Weg zu uns nicht scheuen“, wirbt Becker. Die Initiativen müssten gefördert werden, bemerkt der Optikermeister. Bald geht es los Untergebracht bei katholischen Priestern, die in der Region Masaka hohes Ansehen genießen, wird die Rhodenerin über den ODG-Verein auch Kitas und Schulen besuchen, um über das Hilfsprojekt Augenoptik zu helfen. Aus Spendenmitteln beispielsweise mit Hochbetten und anderem, was dringend gebraucht wird. Das Visum ist beantragt, an Mückenspray, Moskitonetz und Sonnencreme solle sie unbedingt denken, so der Rat derjenigen, die schon einmal in Zentralafrika waren. Knipping ist neugierig und gespannt auf den etwas anderen Urlaub.

Meistgelesen