Warum das Ristorante Leone in Warburg geschlossen hat

Warburg. &bdquo;Das Telefon hat nicht mehr stillgestanden, seit die Nachricht raus war, dass wir aufhören“: Raffaele Leone, Besitzer des Ristorante Leone am Paderborner Tor, sitzt in seinem Restaurant und erzählt. 40 Jahre ist Raffaele Leone alt, und 40 Jahre Gastronomie der Familie Leone in Warburg sind nun zu Ende gegangen. Nach seiner Geburt waren seine Eltern, Vincenza und Vincenzo Leone, 1982 mit der Pizzeria Leone, einem Stehrestaurant mit Abholgeschäft, sesshaft geworden. &bdquo;Wir wollten uns festlegen“: Vincenza Leone berichtet, zuvor seien sie mit eigenem Eiswagen im Warburger Land bekannt gewesen, fuhren über die Ortschaften und standen auf regionalen Festen, ihr handgemachtes italienisches Eis zu verkaufen. &bdquo;Nach der Stehpizzeria zogen wir 1996 dann an die Hauptstraße 40.“ Sechs Tische hatten sie dort, Pasta und Salate seien im Mamma Leone dazugekommen, erinnert sich Vincenza Leone und ergänzt: &bdquo;Viele haben bis heute noch Mamma Leone gesagt, ich war die Mamma für alle Warburger“, erzählt die 62-Jährige und lacht zufrieden. Es war ein reiner Familienbetrieb Damals 14 Jahre alt, half Raffaele Leone im Mamma Leone mit und lernte Pizzabäcker. &bdquo;Wir waren ein reiner Familienbetrieb mit einem jungen Mitarbeiter, eine schöne Zeit“, resümiert Vincenza Leone. Dann sei es weitergegangen: 2004 eröffneten die Leones das Ristorante Leone am Paderborner Tor 136. &bdquo;Mein Mann fuhr mehrfach zum Schützenplatz und guckte sich alles genau an. Eine Terrasse. Er hatte alles vor Augen. Ein Restaurant mit allen Schikanen“, erinnert sich die Gastronomin, die das Restaurant 2016 mit ihrem Mann Vincenzo an den Sohn übergab. In den vergangenen Wochen sei sie wieder eingesprungen, da sich über Monate kein Personal fand und das Arbeitspensum ihres Sohnes ihr Sorgen machte. &bdquo;Ich wollte das Ristorante immer schon machen. Dass wir einmal wegen Personalmangel schließen würden, hätte ich nie gedacht“: Fast ungläubig spricht Raffaele Leone den Grund für die Aufgabe seines Restaurants aus. Seit Februar habe er festes Personal, Koch, Kellner und Küchenhilfe, gesucht. Trotz Suche über Agenturen erfolglos. &bdquo;Ohne die Unterstützung meiner Freundin Laura hätte ich schon viel früher aufhören müssen.“ Hilfe der Freundin war unerlässlich Ständig für Zwei zu arbeiten, so könne es für beide nicht weiter gehen. Seiner Partnerin gelte sein besonderer Dank. Nach dem Vollzeitjob habe sie direkt im Restaurant weitergemacht, auch zu Zeiten ihres dualen Studiums. &bdquo;Im Restaurant habe ich mich sofort wohlgefühlt. Man merkt direkt, man hat es mit einer guten Familie zu tun. Hier wird Verantwortung für einen übernommen. Ich habe Werte wie Loyalität, Wertschätzung und Dankbarkeit hier gefunden“, erzählt Laura Bolduan und erinnert sich an die vielen Geburtstagsfeiern, die sie gemeinsam mit Gästen gefeiert hatten. Die Stimmung, wenn alles geklappt habe, hebt sie heraus: &bdquo;Dann war ich zufrieden.“ Laura Bolduan organisierte im Ristorante Leone die Abläufe und bediente die Gäste, während Raffaele Leone die Theke schmiss, ebenfalls bediente und sich zusätzlich um Einkauf und Geschäftsführung, Buchhaltung und Co. kümmerte. Zuletzt unterstützten Xenia Ismagulov und Hilal Özürek als Bedienungen. Vincenza Leone hat gekocht, Hussam Bakr war als Pizzabäcker beschäftigt. &bdquo;Wir haben hier viel Schönes erlebt“, ergänzt Raffaele Leone. Am Ende habe er zu viel im Kopf gehabt, ihm habe die Lockerheit gefehlt, die es brauche, ein Restaurant erfolgreich zu führen – und um nicht zulasten der Gesundheit zu wirtschaften. &bdquo;Das wird für uns ein ganz neues Leben jetzt. Wir kennen das nicht, was es bedeutet, mal ein Wochenende frei zu haben. Es wird uns allen guttun, meine Eltern, Laura, mir, meinen Kindern.“ Hoffnung Erinnerungen hinterlassen zu haben &bdquo;Viele Warburger sind mit uns groß geworden, ich kenne sie als Babys, jetzt kommen sie mit der ersten Freundin zum Essen zu uns“, freut sich Raffaele Leone über die Treue der Gäste. &bdquo;Daran merke ich, wie lange ich es schon mache – vielleicht ist es der richtige Zeitpunkt, aufzuhören.“ Raffaele Leone spricht leise, dass es ihm schwerfällt, sieht man ihm an. &bdquo;Vielleicht vergessen die Leute einen schnell?“, fragt er. &bdquo;Ich glaube nicht“, sagt er dann und lächelt. Was das Schönste am Ristorante Leone gewesen sei? In den vergangenen Wochen an den Reaktionen der Menschen zu merken, &bdquo;was wir unseren Gästen die ganzen Jahre bedeutet haben“. Raffaele Leone ist gerührt: &bdquo;Ich war bei Leone essen“, das hätten die Leute gerne gesagt. Das Restaurant stehe mit gutem Ruf für gutes Essen. &bdquo;Wir sind über die Jahre eine Marke in Warburg geworden und haben das gar nicht so richtig wahrgenommen.“ Er ergänzt: &bdquo;Wir haben gutes Essen serviert und den Erfolg des Restaurants bescheiden betrachtet.“ Der letzte Tag im Restaurant Leone Die Sonne scheint in den Gastraum mit warmer Holzausstattung und grünen Sitzpolstern, es ist Sonntagmorgen, der letzte Tag des Ristorantes Leone. &bdquo;Wenn ich heute Abend die Lichter ausmache, dann ist es vorbei, es tut in der Seele weh“, formuliert Raffaele Leone mit Wehmut. Doch er verbinde noch etwas Positives mit der Aufgabe des Restaurants: &bdquo;So viele Leute sind gekommen, sich zu verabschieden. Ihr werdet uns fehlen, sagen sie. Und dass sie sich immer wohlgefühlt hätten bei uns.“ Viele Momente von Wertschätzung und Anerkennung und Akzeptanz für ihn als Sohn italienischer Gastarbeiter, so empfindet es Raffaele Leone, der vor 40 Jahren in Warburg geboren ist: &bdquo;Das Schönste ist, dass ich mich jetzt so fühle, dass ich in Warburg dazugehöre. Ich habe immer gedacht, ich bin ein Fremder. Und nun merke ich, sie haben mich doch aufgenommen. Jetzt fühlt es sich so an.“ Eine gute Grundlage für einen Neuanfang – Raffaele Leone bleibt in Warburg und hat eine Geschäftsidee mit Präsenz im nebenliegenden Gebäude. Für die Räume des Ristorante Leone werde nun ein Pächter gesucht, Gastronomie oder etwas anderes. Fest stehe aber eines, sagt er mit einem Lachen: &bdquo;Den Namen Leone gibt es nicht dazu.“

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