Denkmal des Monats: Von Nonnen und Rebellen im Wormelner Kloster

Wormeln. Manch einer spricht beim Blick auf den Schafstall auf dem Areal des ehemaligen Klosterguts im Ort vom &bdquo;Wormelner Gerippe“. Die Ziegel abgedeckt, trotzt das historische hölzerne Dachgebälk aus dem 18. Jahrhundert bereits seit einigen Jahren ungeschützt Wind und Regen. &bdquo;Aber es steht“, freut sich Elmar Nolte vom Warburger Denkmalverein. Auch wenn &bdquo;angesichts sich zum Teil neigender Außenmauern möglicherweise statisch nachgebessert“ werden müsse, sollten die Balken an Dachstuhl und Giebeln Grundlage für den Wiederaufbau des Schafstall-Daches sein. Doch von Sanierungsmaßnahmen am Denkmal kein Spur. Daher fordere der Vereinsvorstand Stadt und Land auf, dem öffentlichen Interesse nachzukommen &bdquo;und über die Pläne zur Erhaltung und Nutzung öffentlich zu informieren“, so Nolte. In diesem Sommer weitet der Verein, der sich in Warburg dem Denkmalschutz verschrieben hat, den Blick auf die weitläufige Gesamtanlage des ehemaligen Nonnenklosters. Das &bdquo;Denkmal des Monats“: Die Klosteranlage mit seinen einzelnen denkmalgeschützten Gebäuden sei &bdquo;ein schönes touristisches Ziel und sollte entwickelt werden“, begründet der Vorstand die Kür. 1246 kamen erstmals Nonnen ins Dorf, die wohl den Regeln der Benediktiner- und Zisterziensermönche folgten. Sie kamen aus Adelsgeschlechtern und bürgerlichen Familien, die den Klostereintritt ihrer Töchter mit Stiftungsgeldern bezahlten. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde eine einschiffige Kirche errichtet. Unter dem Patronat der Apostel Simon und Juda wurde sie 1315 vom Mainzer Bischof geweiht. Im 30-Jährigen Krieg brannten die Klostergebäude ab, im 17. Jahrhundert erfolgte der Wiederaufbau. Der Neubau des Konventsgebäudes zu Beginn des 18. Jahrhunderts ist, abgesehen vom 1887 abgerissenen Nordflügel, bis heute erhalten. Krieg, Überalterung und Misswirtschaft Das einst von den Eversteiner Grafen gestiftete Frauenkloster, in dem im Laufe der Jahrhunderte immer zwischen 15 und 25 Nonnen lebten, war nie sonderlich vermögend. Die frommen Frauen verfügten nur über wenig Grundbesitz, zudem gefährdeten Kriege, Überalterung und Misswirtschaft die Existenz. Geldmangel war vielleicht der Grund, dass am Kirchengebäude über die Jahrhunderte hinweg kaum etwas verändert wurde. Die schlichte Architektur des gotischen Saalbaus ist Ausdruck des zisterziensischen Armutsideals. Überaus reich präsentiert sich hingegen der Innenraum, dessen Ausstattung vom romanischen Taufbecken bis zum Barock-Altar und dem Rokoko-Chorgestühl bemerkenswerte Kunstschätze verschiedener Epochen umfasst. &bdquo;Katastrophal für das Kloster war der Siebenjährige Krieg“, weiß Elmar Nolte. Nach der Schlacht bei Ossendorf im Juli 1760 wurden Stadt und Dörfer zur Plünderung freigegeben. Dies führte zur nachhaltigen Verarmung der Landbevölkerung. Das Kloster bekam wirtschaftliche Probleme und musste, hoch verschuldet, 1787 das Haus Zum Stern in der Warburger Neustadt, das die Nonnen einige Jahrzehnte zuvor im Tausch gegen ein Haus in der Altstadt erworben und renoviert hatten, verkaufen. Der &bdquo;Wormelner Klosterkrieg“ war ausgebrochen und eskalierte im Dorf Schläge und Hiebe mit Mistgabeln und Dreschflegeln hagelten auf die Soldaten der Paderborner Regierung, die von den Klosterschwestern zu Hilfe gerufen worden waren, zehn Jahre später nieder, bei dem im September 1797 drei Menschen ihr Leben ließen. Der &bdquo;Wormelner Klosterkrieg“ war ausgebrochenen und eskalierte im Dorf. Bauernunruhen, die auf die Ungerechtigkeit der Zehntordnung zurückgingen. Die Bauern klagten gegen das Kloster und unterlagen am Ende nach einem fast 30-jährigen juristischen Streit. Nach der Säkularisation 1810 wurde die Anlage, von dessen einstigen Gebäuden heute noch drei stehen, als Gut genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten im ehemaligen Konventsgebäude zeitweise bis zu 100 Menschen. Die Wohnungsnot machte es notwendig. Danach gab es dafür keinen Bedarf mehr. Jahrhunderte lang hatten die reichen Gutshöfe im Warburger Land den Lebensmittelpunkt eines Dorfes gebildet und die Geschichte der Region geprägt. Ackerbau und Viehzucht bestimmten das Leben. 1952 hat Gerd Ritgen im Wormelner Klostergut sein letztes Rind verkauft. Saatgut und Zuckerrüben waren zuletzt die tragenden Säulen des 273 Hektar großen Hofes. Pläne für ein Altenheim &bdquo;1990 gab es Pläne, das Konventsgebäude als Altenheim umzubauen und zu sanieren, die jedoch aufgegeben wurden“, berichtet Nolte. 1997 seien das Konventsgebäude, die Villa Ritgen und der Park als Einzeldenkmale in die Liste der Baudenkmäler aufgenommen worden. &bdquo;2015 erkannte man auch die Klostermauer, den Schafstall und den Taubenturm als denkmalwürdig an.“ Architekt Josef Behrens erwarb 1998 das Konventshaus des ehemaligen Nonnenklosters in einem bedauerlichen, maroden Zustand und restaurierte es mit zwei weiteren Gesellschaftern nach und nach. Dabei fand der Eigentümer im ersten Obergeschoss die Schlafkammern der Schwestern erhalten vor. Seit 2011 befindet sich darunter ein Kolumbarium, ein öffentlicher Friedhof, der rund 650 Urnen Platz bietet.

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