In der Kirche St. Johannes Baptist in Warburg bröckelt’s

Warburg. Sebastian Haase dreht die Baustellenlampe ein wenig. In die Richtung, wo er deren hellen Lichtschein benötigt. Hoch oben unter dem Gewölbe mischt er Farbe an und greift zum feinen Pinsel. &bdquo;Es geht aufs Ende zu“, sagt der 43-Jährige aus Siebenstern und freut sich auf ein sonniges Wochenende. Immer wieder mal hatte es unter den Sohlen des Pfarrers und des Küsters geknirscht. Stücke des Putzes unterm Gewölbedach lagen auf den Bodenfliesen oder dem Holz des Chorgestühls. Der sorgenvolle Blick hinauf zum getünchten Himmel: Risse im Mauerwerk. &bdquo;Spannungsrisse“, präzisiert Martin Hünemeyer. An den Übergängen der Fenster zu den Gewölbekappen. &bdquo;Statisch unbedenklich“, beruhigt der Verwaltungsleiter im Pfarramt. Doch herabkrümelnder Putz könne im ungünstigen Fall Kirchenbesucher gefährden und die Höhe machte eine schnelle Beseitigung der Schadstellen schwierig. Daher rückten vor zwei Wochen Gerüstbauer aus Diemelstadt an.&bdquo;Bis hinauf sind es gut 18 Meter“ Warum sich Risse über den Fensterbögen bilden? &bdquo;Ein altes Gemäuer“, erklärt Restaurator Haase lakonisch. &bdquo;Geht eine Ecke zu, geht eine andere auf“, bleibt er gelassen. Als Mitarbeiter von Ars Colendi aus Paderborn ist er in vielen Kirchen des Erzbistums unterwegs. Am Kappen-Fenster-Verbund im gotischen Chorwerk der Warburger Neustadt-Kirche begegneten sich mehrere Baumaterialien, sagt er. Da bekomme jedes Gemäuer irgendwann Risse. Die vorgefundenen seien jetzt verschlossen mit Heißkalk. &bdquo;Bis hinauf zu den Schlusssteinen des Gewölbes sind es gut 18 Meter“, schätzt Haase. Gemessen wurden von den Denkmalpflegern exakt 17. Und wenn er schon mal da sei, befreie er auch die Decke von den Spinnweben, merkt Haase an. Das Gerüst bietet auch Küster Lorenz Grautstück die Gelegenheit, die ein oder andere Lampe an der Traverse hoch über dem Zelebrationsaltar auszutauschen.Bereits auch bei der großen Innenrenovierung 2004 waren an gleicher Stelle Risse gespachtelt worden. Rippen und Maßwerke der hohen gotischen Fenster wiesen damals große Schäden auf, die teilweise der Statik, aber auch Materialverschleiß und unzureichenden älteren Reparaturversuchen zugerechnet wurden. Verformungen innerhalb der Fenstermaßwerke waren zu Teilen mehr als 100 Jahre alt. 1882 war die Farbverglasung eingesetzt worden. Behutsam wurde im oberen Abschluss der Fenster repariert. Dagegen waren die Kreuzgewölberippen sehr viel stärker statischen und dynamischen Einflüssen ausgesetzt. Einige Steinstücke waren derart geschädigt, dass sie ausgetauscht werden mussten. Probleme mit den Rippen waren im Laufe der Jahrhunderte offenbar immer wieder aufgetaucht. Eingriffe ließen sich nachweisen: Der für die Rippen beim Bau verwendete rötliche Wesersandstein wurde durch hellbeigen Sandstein ersetzt. Später kam auch Muschelkalk hinzu, im vergangenen Jahrhundert auch Steinersatzmasse.Der heilige Christophorus Bei der Innenrenovierung damals war das gesamte Mobiliar aus dem Kirchenschiff getragen worden. Zum Vorschein kam ein Schutzpatron: Der heilige Christophorus, ein topp erhaltenes Wandfresko aus dem Ende des 15. Jahrhundert. Zudem Tapetenfragmente einer Totentanz-Zeichnung. Eine Überraschung und eine Sensation sowohl für Experten, als auch Freunde der christlichen Kunst. Jahrhunderte hatten sie hinter der hölzernen Verkleidung an der Wand zur Herz-Jesu-Kapelle geschlummert. Vor der Sonne geschützt, die durch die zwölf Meter hohen Fenster fällt.An der Kirche stehen weitere Maßnahmen an. Im Turm schweigen schon länger die Glocken eins und vier. &bdquo;Das Problem sind die Stahljoche“, sagt Hünemeyer. Eingebaut in den Jahren zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg ist das Material ermüdet. In der kommenden Woche wird das wohlgeordnete Gestänge der Eisenträger und Gerüstplatten im Altarraum wieder verschwinden. Insgesamt schätzt der Verwaltungsleiter die Kosten der Reparatur auf 30.000 Euro. Abgerechnet werde später, sagt Hünemeyer.

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