Warburg. Für den Warburger Denkmalschutzverein ist das ehemalige Ordenshaus der Armen Schulschwestern auf der Hüffert das Denkmal des Monats. Die Anlage an der Hüffertstraße, die einst ein Schwesternwohnheim mit eigener Kapelle und Nonnenfriedhof sowie eine Schule umfasste, sei auch nach der Entwidmung des Gotteshauses und dem Verkauf der Gebäude von den neuen Eigentümern „vorbildlich und denkmalgerecht instandgehalten und gepflegt“, heißt es in der Begründung. Zudem erinnerten die Gebäude an die jahrzehntelange Arbeit des Ordens in der Berufsvorbereitung und der weiterführenden Bildung der Mädchen in der Stadt.
Im ehemaligen Ordenshaus, erbaut zwischen 1923 und 1927, war unter anderem als Lyzeum eine Mittelschule für Mädchen untergebracht. Es beherbergte zudem eine Hausfrauenklasse und ein Kindergärtnerinnenseminar. Das Ordenshaus wurde mehrfach saniert und bietet heute Unterrichtsräume für die Schüler des Hüffertgymnasiums. Die angebaute Kapelle der Armen Schulschwestern befindet sich in Privatbesitz.
Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts waren erstmals Nonnen des Ordens der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau aus Brakel nach Warburg gekommen. Denn in der Stadt wollte man Mädchenschulen einrichten.
Da der preußische Staat dafür aber keine Mittel bereitstellte, folgten zwei privat finanzierte Stiftsschulen: das 1854 gegründete und 1856 eingeweihte Friedrichsstift an der Joseph-Kohlschein-Straße in der Altstadt und das 1863 gegründete und 1866 fertiggestellte Charvinstift an der Unterstraße in der Neustadt. Beide Einrichtungen wurden von Schwestern betreut.
Bau des Ordenshauses mit Kapelle beginnt 1923
„Während des Kulturkampfes verließen diese jedoch 1876 die Stadt“, sagt Elmar Nolte vom Vorstand des Denkmalvereins. 1877 habe daraufhin das Kollegium der Stadtverordneten eine städtische Fortbildungsschule für Mädchen, die bis 1881 allerdings nur wenige Jahre bestand, gegründet. „1882 wurde sie als private Schule weitergeführt“, so Nolte. 1907 sei ein Verein des katholischen Mädchenschulwesens in Warburg als neuer Schulträger gegründet und anerkannt worden.
In den Jahren 1914 und 1918 versuchte der Magistrat der Stadt erneut, die Armen Schulschwestern für die Trägerschaft und Leitung der Schule zu gewinnen. Diese lehnten jedoch ab. Der Magistrat ließ nicht locker: Im September 1919 erhielt die Genossenschaft der Schwestern in Brakel die Genehmigung für eine Niederlassung in Warburg.
Der Unterricht fand zunächst in der Neustädter Schule am heutigen Graf-Dodiko-Weg statt. „Auf der Hüffert wurde ein großes Grundstück erworben, das den Schwestern auch Platz für Gartenbau und Landwirtschaft bot“, sagt Nolte. Dann sei geplant und 1923 mit dem Bau eines Ordenshauses mit Kapelle begonnen worden. 1926 begann der Bau der benachbarten Mädchenschule, die im Oktober 1927 als Marien-Schule eingeweiht wurde. Sie führte zunächst nur bis zum Mittleren Schulabschluss.
Klassenräume wurden zeitweise als Lazarett genutzt
In der Zeit des Nationalsozialismus ging die Zahl der Schülerinnen von mehr als 200 auf 118 im Jahr 1938 zurück und die Stadt wurde zur Übernahme der Schule aufgefordert. Während des Zweiten Weltkrieges stand der Schulbetrieb still, die Schwestern konnten die Gebäude jedoch behalten. Die Klassenräume seien teilweise als Lazarett genutzt worden.
Schwester Hiltburg Beer kam 1945 als neue Leiterin an die Schule, die zwei Jahre später zum Mädchengymnasium erweitert wurde. Nach Ausbaumaßnahmen nahm das Kollegium 1954 erstmals eine Abiturprüfung ab.
Zu Beginn der 1970er-Jahre besuchten 543 Schülerinnen den Unterricht, der Platz reichte erneut nicht mehr aus. Die Brakeler Schulschwestern gaben die Trägerschaft 1972 an den damaligen Kreis Warburg ab, behielten aber Ordenshaus, Kapelle und Nonnenfriedhof. Bis 2005 Gebäude und Areal verkauft wurden. Das Anwesen wird heute als Ingenieurbüro und zu Wohnzwecken genutzt.