Dieses Warburger Haus ist einen besonderen Blick wert

Warburg. Die Stadt sei überaus reich an historisch bedeutenden Bauwerken, sagt Ralf Miggelbrink. Der Idee des Vorsitzenden des Warburger Denkmalvereins, monatlich eines dieser Denkmäler in der Stadt verstärkt ins Gedächtnis zu rufen, waren die 31 Mitglieder der vor eineinhalb Jahren gegründeten Gemeinschaft in der jüngsten Mitgliederversammlung gerne gefolgt. Sie hatte aufgrund der Corona-Bestimmung online stattgefunden. &bdquo;Wir wollen für das Thema Denkmalschutz sensibilisieren", sagt Miggelbrink und nennt damit einen der Zwecke des Vereins. &bdquo;Zeichen setzen, damit der Reichtum an Denkmälern, die sich in der Stadt zeigen, ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt." Praktisch fänden zurzeit aber &bdquo;rund 90 Prozent des Vereins- und Vorstandslebens virtuell im Internet" statt. &bdquo;Der Verein möchte niemanden vor sich hertreiben" Kritik übt Miggelbrink allerdings, dass das Ansinnen des Vereins in der Stadtverwaltung noch nicht so recht angekommen sei. &bdquo;Der Verein möchte niemanden vor sich hertreiben", sagt er, sondern verstehe sich als unabhängige Unterstützung in Belangen des Denkmalschutzes. Entsprechende Kompetenz sei in den Vereinsreihen wohl vorhanden. &bdquo;Durch interessierte fachliche Expertise von Architekten und Juristen." Deren Angebot sollte genutzt werden, bemerkt Miggelbrink. Im Rückblick auf das vergangene Jahr sei der Verein der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt dankbar, dass sie nach der Rettung des Hauses Pennig an der Markstraße in der Neustadt &bdquo;auch einige weitere denkmalwürdige Gebäude wie die Austermühle, eine Renaissance-Relieftafel am Haus Marktstraße 10, zwei Hochwasserbehälter und das Ordenshaus der Schulschwestern auf der Hüffert in die amtliche Denkmalliste eingetragen hat", fügt der zweite Vorsitzende, Architekt Elmar Nolte aus Erfurt, in einem Schreiben an die Mitglieder an. Aus rund 500 Gebäuden wird ausgewählt Mit dem Glockengießerhaus an der Ecke Berhardistraße und Schwerte sei nun ein prominentes Denkmal als erstes in der Reihe der im Internetauftritt des Vereins vorgestellten und präsentierten Denkmäler ausgewählt worden, hält der Theologie-Professor fest. Elf weitere werden in diesem Jahr folgen. Bestimmt werden sie von den Mitgliedern, die bis Ende Januar Vorschläge machen können. Die Auswahl ist groß: Schließlich vermerkt die &bdquo;Denkmaltopographie der Stadt Warburg" nach Auskunft des stellvertretenden Vorsitzenden Elmar Nolte rund 500 Denkmäler und denkmalwürdige Gebäuden im Stadtgebiet, die gelistet und beschrieben sind. Warburger Denkmaltopographie Unter fachlicher Leitung der Denkmalpfleger des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hatte die Stadt Warburg als erste Kommune in Westfalen-Lippe in der Reihe &bdquo;Denkmaltopographie in Deutschland" ein solches Buch erstellt. Die Reihe dokumentiert seit den frühen 1980er Jahren das bauliche Erbe der Bundesländer in Texten, Bildern und Karten. Das 600 Seiten starke Werk im DIN-A4-Format, das 2015 erschienen war, ist mehr als drei Kilo schwer und für 49 Euro im Buchhandel erhältlich. Anders als in Geschichtsbüchern, in denen Denkmäler baulich oder zeitlich geordnet sind, beschreibt es die historischen Sehenswürdigkeiten wie bei einer Stadtführung nach ihren Standorten. Die Bände informieren &bdquo;umfassend, systematisch und flächendeckend über den gesamten Denkmalbestand einer Region", beschreibt der LWL. Stadtarchiv-Mitarbeiter Gotthard Kießling, Hauptautor des Buches. Der promovierte Kunsthistoriker hatte mehr als zwei Jahre daran gearbeitet. Ein bedeutender Fund für die Stadtgeschichte Das Glockengießerhaus: Nicht gesichert sei die Herkunft des über die Stadt hinaus gebräuchlichen Hausnamens, sagt Stadtarchivar und Museumsleiter Franz-Josef Dubbi. Zwar seien im Spätmittelalter und im 16. Jahrhundert in der Stadt Glockengießer ansässig gewesen, doch könne keiner dieser Handwerker dem Fachwerkbau direkt zugeordnet werden, hält Dubbi fest. Aufgrund dendrochronologischer Untersuchungen wird der Bau des vorderen Fachwerkteils auf das Jahr 1590 datiert. Das dahinterliegende Steinwerk sei aber deutlich älter, weiß Dubbi. In dem repräsentativen Gebäude an der im Mittelalter in Verlängerung der Sackstraße wichtigsten Durchgangsstraße der Hansestadt, war vor Jahren ein unerwartet einzigartiger archäologischer Fund freigelegt worden. Im Keller des Gebäudes, der immer wieder vernässte und zeitweise unter Wasser stand, war immer schon ein Brunnen vermutet worden. Doch hatte der Eigentümer im Frühjahr 2010 bei Sanierungsarbeiten ein jüdisches Ritualbad, eine Mikwe, wohl aus der Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt und nach und nach, begleitet von der LWL-Archäologie, ausgegraben. Ein bedeutender Fund für die Stadtgeschichte, sagt Dubbi, der ein langgesuchtes Detail zur Historie der jüdischen Gemeinde erbracht habe. In Warburg war lange Zeit das Landesrabbinat für das Hochstift ansässig. &bdquo;Sehr schön wiedererstanden" Mit großem Engagement und jeder Menge Eigenleistung hatte Eigentümer Björn Ernst das denkmalgeschützte Haus saniert und weiter erforscht. Das historische Gemäuer sei &bdquo;sehr schön wiedererstanden", bewertet Denkmalvereinsvorsitzender Miggelbrink. &bdquo;Zu Recht ein Denkmal des Monats". Näheres zum &bdquo;Denkmal des Monats" ist im Internet unter warburgerdenkmalverein.de zu erfahren.

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