Oktoberwoche: Für die Schausteller ist fünf vor zwölf

Warburg. Manche Berufe sind einfach Jobs, manche eine Berufung und einige wenige werden zum Lebensinhalt. Zum Beispiel der des Schaustellers. Paul Hammecke, der mit seinem Autoscooter Jahr um Jahr die Warburger Oktoberwoche besucht, ist so einer. &bdquo;Für mich ist das kein Job, das ist Leben. Ich will mein Fahrgeschäft aufbauen, ich will an der Kasse sitzen und bekannte Gesichter sehen", sagt er. Seit der Pandemie sitzt der Schausteller in sechster Generation hauptsächlich zuhause. Das vorherrschende Gefühl: Ohnmacht. &bdquo;Man sitzt vorm Fernseher, es wird berichtet, dass alle Großveranstaltungen abgesagt sind und man kann nichts tun." Der erste Lichtblick für Hammecke in diesem Jahr ist die Warburger Oktoberwoche, die tatsächlich stattfinden soll. Und dringend muss, wenn es nach den Schaustellern geht. Paul Hammecke lebt mit seiner Familie in Kirchlengern im Kreis Herford. Mit seinem Autoscooter ist er hauptsächlich in NRW und Niedersachsen unterwegs. In normalen Jahren durchschnittlich bei 25 Veranstaltungen. Vor allem Rummel, Schützen- oder Stadtfeste. In diesem Corona-Jahr hat er bisher einen einzigen Einsatz. Bei einer Pop-up-Kirmes im niedersächsischen Nienburg. &bdquo;Es sind deutlich weniger Besucher", berichtet der Schausteller, &bdquo;es darf auch nur eine bestimmte Anzahl Leute drauf auf das eingezäunte Gelände." Finanziell sei das &bdquo;ein Tropfen auf den heißen Stein", aber für Kopf und Herz ist es gut, wieder auf Achse zu sein. &bdquo;Man ist endlich wieder draußen und kann seinen Job machen", sagt er. "Wenn die Inzidenzen wieder steigen, wäre das der Horror" Wie viele andere Branchen auch bekommen Schausteller Hilfe vom Staat. Das reicht, um &bdquo;über die Runden" zu kommen. Und hat zumindest in Hammeckes Umfeld dafür gesorgt, dass kein Schausteller aufgeben musste. &bdquo;Wir beißen und kämpfen uns durch", sagt er. Manche auf Pop-up-Veranstaltungen, manche in anderen Branchen. Grundsätzlich allerdings ist es fünf vor zwölf. Für Hammecke und seine Kollegen ist es unheimlich wichtig, dass vor Jahresende wieder was geht. In seinem Fall: die Warburger Oktoberwoche und im Anschluss Weihnachtsmärkte. Im Moment sieht es gut aus, die Inzidenzen in der Region sind niedrig. Die Deltavariante und eine mögliche vierte Welle machen Hammecke jedoch Sorgen. &bdquo;Wenn die Inzidenzen wieder steigen würden, das wäre der Horror." Die Hoffnung überwiegt allerdings die Bedenken. &bdquo;Ich bin guter Dinge, dass wir eine gute Oktoberwoche erleben können", sagt er. "Neue Mitarbeiter zu finden, ist ganz, ganz schwierig geworden" Natürlich wird nicht alles so sein wie vor der Pandemie. Die Kirmes auf dem Warburger Schützenfest wird eingezäunt werden. Zugang soll haben, wer negativ getestet, vollständig geimpft oder von einer Infektion genesen ist. Auf dem Areal selbst sollen sich die Menschen dann relativ normal bewegen können. In den Fahrgeschäften allerdings sollen individuelle Hygieneregeln gelten. &bdquo;Heute sieht es so aus, dass bei uns im Autoscooter Maske getragen werden muss." Steigen die Zahlen nur ein wenig, wäre das ganze Konzept allerdings hin. &bdquo;Vielleicht geht es im Oktober aber auch mit noch weniger Einschränkungen", hofft Hammecke. &bdquo;Es ändert sich alles immer so schnell, fast wöchentlich gibt es neue Bestimmungen." Mit einem anderen coronabedingten Problem kann und will sich der Schausteller Paul Hammecke jetzt noch nicht beschäftigen, solange er nicht sicher weiß, ob und wie es weitergeht: seine Angestellten. Die konnte er in den vergangenen Monaten nicht beschäftigen. &bdquo;Wie auch, der Autoscooter stand ja bei uns eingepackt zu Hause." Sie hätten sich andere Tätigkeiten suchen müssen. &bdquo;Ob sie zurückkommen, weiß ich nicht." Den Laden schmeißt Hammecke gerade mit der Familie. Sollte das Geschäft, sobald diese Pandemie vorüber ist, wieder richtig anrollen, wird er alte oder neue Mitarbeiter brauchen. Hoffentlich die alten. Denn: &bdquo;Neue Mitarbeiter zu finden, ist ganz, ganz schwierig geworden."

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