Warburg feiert ein Fest der Demokratie und gedenkt Corona-Opfern

Warburg. Es waren die Beiträge der beiden jungen Frauen, die die Zuhörer an diesem Samstagmittag in Warburg emotional besonders berührten: Beate Beck, als Containment-Scout beim Gesundheitsamt Überbringerin der Nachricht einer Corona-Infektion, und Jennifer Scholz, Logopädin in einer Klinik, waren spontan ans Mikro getreten. Sie berichteten den Teilnehmern von persönlichen Momenten aus einer sehr direkten Perspektive, was sie in der Corona-Pandemie im Alltag erlebt haben – und warum der Zusammenhalt und die Solidarität in der Gesellschaft deshalb besonders wichtig seien. &bdquo;Wir sind für Demokratie, zu der gibt es keine andere Wahl", sagte Beate Beck. Und ergänzte aufgewühlt: &bdquo;Deshalb stellen wir uns gegen das, was gerade auf dem Neustadt-Marktplatz stattfindet." Dort hatte der AfD-Kreisverband unter dem Titel &bdquo;Corona hinterfragen – Grundrechte schützen" zeitgleich eine Mahnwache gegen die Corona-Einschränkungen und die Corona-Politik der Bundesregierung organisiert, bei der 25 bis 30 Personen dabei waren. Laut Polizei verliefen beide Veranstaltungen ohne Zwischenfälle. Unter der Überschrift &bdquo;Miteinander & füreinander" versammelt Ein anderer Fokus wenige hundert Meter weiter: Mehr als 100 Menschen hatten sich bei der binnen zwei Tagen organisierten Alternativ-Veranstaltung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz auf dem Gebrüder-Warburg-Platz zusammengefunden: um der Coronatoten in Deutschland zu gedenken, ihren Angehörigen Mut zuzusprechen, aber auch Dank und die Solidarität mit den Helfern zu zeigen. Dort hatten sich die Warburger Parteien Grüne, SPD, CDU, FDP und Bürger-Union sowie die Bad Driburger Initiative &bdquo;Nicht willkommen" hinter dem Bündnis unter der Überschrift &bdquo;Miteinander & füreinander" versammelt und feierten ein &bdquo;Fest der Demokratie", wie es SPD-Kreisvorsitzender Helmut Lensdorf ausdrückte. Organisator Ricardo Blaszczyk, einer der Bündnis-Sprecher, erklärte, die Pandemie habe ihn Demut und Dankbarkeit gelehrt. Er warnte mit Blick auf die AfD-Veranstaltung vor &bdquo;bizarren Formen" der Diskussion um Freiheitsrechte und Gesundheitsschutz und betonte den Wert einer starken Demokratie als solidarische Gemeinschaft, in der jeder seine Meinung sagen dürfe. So wie an diesem Samstag in Warburg. Er legte eine Schweigeminute ein und erinnerte an die 88.000 Menschen in Deutschland, die an oder mit Corona starben – darunter schon 141 im Kreis Höxter. Jennifer Scholz arbeitet als Logopädin in einer Klinik und sieht täglich Menschen sterben, berichtete sie emotional bewegt. Einem davon widmete sie ihre Gedenkworte an diesem Samstag. &bdquo;Diese Patienten sterben alleine. Niemand hält diesen Personen die Hand. Und das, weil es Leute gibt, die da oben Reden halten, die immer noch das Thema Corona leugnen. Deshalb bin ich froh, dass wir hier so viele sind, die dagegen ankämpfen. Damit irgendwann diese Menschen nicht mehr allein sterben müssen." &bdquo;Großartig, dass Warburg eine solche Basis hat" Auch Beate Beck machte deutlich, wie wichtig es sei, mit und bei dieser Veranstaltung die Stimme zu erheben: &bdquo;Großartig, dass Warburg eine solche Basis hat und ein tolles Netzwerk von Menschen", sagte die Frau, die mit ihrem Job oftmals als erste Menschen am Telefon von deren Corona-Erkrankung informieren und die Kontaktpersonen drumherum in Quarantäne schicken muss. Er sei &bdquo;ziemlich froh", dass am Gebrüder-Warburg-Platz alle Generationen vertreten sein, erklärte Manuel Winkler, Lehrer an einer Warburger Schule. Denn ganz besonders die Jüngeren seien gefordert, den Corona-Leugnern in Sozialen Netzwerken Einhalt zu gebieten. Diese würden mit rauer gewordenem Ton &bdquo;besonders laut schreien" und &bdquo;abstruseste Theorien" verbreiteten: &bdquo;Die dümmsten Parolen dürfen nicht gewinnen." Er sei bereit für die Diskussion. &bdquo;Wir ertragen es, dass andere Meinungen existieren", sagte auch SPD-Bundestagskandidat Ulrich Kros an zwei Teilnehmer der AfD-Mahnwache gerichtet, die mit ihren Plakate zum Warburg-Platz gekommen waren. Und er machte deutlich, dass die, die Klimathematik und Wissenschaft leugneten, sich &bdquo;vor Problemen wegducken und meinen, sie wären damit gelöst". Fest am Tag des Grundgesetzes 2022 im Kreis Höxter Es gehe in der Corona-Krise immer mehr um die Stärkung des Sozialen: Nur darauf könne eine starke Wirtschaft bauen, ergänzte Nora Wieners vom Bündnis. Nur mit Abstand und Rücksichtnahme könne die Gesellschaft ihren Teil dazu beitragen, die Pandemie zu überstehen. Deshalb lud die Warburgerin im Namen des Bündnisses zu einem Fest am Tag des Grundgesetzes 2022 im Kreis Höxter ein, der am 23. Mai gefeiert wird. Blaszczyk applaudierte Rednern und Teilnehmern, dankte für die Solidarität, lud ein zum Dialog, zum einander Trösten, um miteinander füreinander einzustehen. Und Richtung AfD auf dem Marktplatz gewandt, sagte er: &bdquo;Um genau in diese Richtung zu zeigen: Wir sind mehr!"

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