Warburger Jugendliche mischen beim Thema Ehrenamt mit

Warburg. Mit Projekttagen zum Thema Ehrenamt beginnen die Schüler der Sekundarschule das neue Schuljahr. "Mir macht es Spaß, anderen zu helfen", sagt Lisa. Die 15-Jährige macht beim Technischen Hilfswerk (THW) mit. Die Treffen in der Unterkunft an der Johannistorstraße sind zweimal im Monat. &bdquo;Leute kennen lernen, arbeiten im Team und mit unterschiedlichen Personen", nennt die junge Warburgerin als weitere Motivation für ihr freiwilliges Engagement. Ausreden gibt es immer: &bdquo;Null Bock", &bdquo;Keine Zeit" oder &bdquo;Ich habe schon was anderes vor". Dagegen sprechen statistische Zahlen eine ganz andere Sprache. Ein vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2017 herausgegebener Bericht, der sich mit Ehrenamt und Freiwilligenarbeit beschäftigt, hält fest, dass sich knapp die Hälfte der jungen Menschen zwischen 14 und 25 Jahren ehrenamtlich engagieren. Sei es in Vereinen, Gruppen oder Institutionen. Und sie zeigen sich sehr aktiv. Denn die meisten unter ihnen investieren nach der Studie mehr als fünf Stunden in der Woche in ihr Engagement. Dabei ist die Beteiligung am freiwilligen Engagement bei den 14- bis 17-Jährigen mit knapp 54 Prozent am höchsten. Beim Betrachten dieser Zahlen scheint es keinesfalls so, dass die Jugend lieber spontan plant und feste Riten verabscheut. "Die investierte Zeit ist sicherlich nicht verpufft" &bdquo;Eine Trendwende", bemerkt Jürgen Thon. Die Jugend sei &bdquo;nicht schlechter geworden", sie sei &bdquo;offener und kritischer" als je zuvor. Der ehemalige Berufsschullehrer hatte auf Einladung der Klassenlehrerinnen Angela Lang-Albrecht und Uta Otto in dieser Woche als Vertreter des Warburger Vereins &bdquo;Zweite Heimat" vor den Schülern der 10 d gestanden und über die ehrenamtliche Arbeit in der Flüchtlingshilfe informiert. &bdquo;Als in Deutschland die ersten Flüchtlingsheime brannten" sei für ihn klar gewesen, dass er sich engagieren müsse, sagt Thon. &bdquo;Uns geht es gut, ich bin gesund, wir haben einfach Glück gehabt, hier in Europa geboren zu sein und nicht in Afghanistan, Syrien oder Eritrea." Seine Worte kommen bei den Schülern an. Die &bdquo;Zweite Heimat" unterstütze geflüchtete Familien mit Kindern beim Neustart in einem fremden Land, einer fremden Kultur. &bdquo;Die investierte Zeit ist sicherlich nicht verpufft", sagt Thon und fühlt sich bestätigt, wenn er berichtet, dass einige der Kinder aus den Lernhilfegruppen mittlerweile zu den besten in ihren Klassen zählten, &bdquo;obwohl viele der Eltern nicht lesen und schreiben können". &bdquo;Nach und nach auf Augenhöhe" Die Jugendlichen hören ihm interessiert zu. Thon benennt auch die Hintergründe, warum sich Familien auf die Flucht begeben, erzählt von Schicksalen. Seine Beispiele bewegen. Fotos zeigen die Räume der Begegnungsstätte an der Hauptstraße, dem Café der &bdquo;Zweiten Heimat". Dort begegneten sich Warburger und Neu-Warburger &bdquo;nach und nach auf Augenhöhe", betont Thon. Weil das Verständnis füreinander wachse. Nach seiner Erfahrung dauere es &bdquo;mehrere Jahre, bis Kinder aus den Flüchtlingsfamilien deutsche Freunde finden". Zu oft blieben sie in ihren jeweiligen Kreisen. Auch auf den Schulhöfen. Dabei sei der Kontakt zu ihren deutschsprachigen Kameraden gleichen Alters so immens wichtig. Jugendliche sollten sich an der Hilfe beteiligen, wünscht er sich. Hausaufgaben, Gesprächs- und Spielrunden, gemeinsame Ausflüge. &bdquo;Wenn man sich nicht kennt, bleibt bei mir und am anderen immer etwas Unbekanntes haften", versucht er, die Neugier zu wecken. Das könnten Jugendliche besser machen. Lea findet das Ehrenamt &bdquo;echt cool" &bdquo;Mensch, es ist einfach wichtig, sich zu engagieren", sagt der 64-Jährige dann und wirbt dafür, das Ehrenamt für junge Menschen attraktiver zu gestalten. &bdquo;Ich finde das gut, das es in der Schule zum Thema wird", sagt er an diesem Morgen mit Blick auf die beiden Pädagoginnen der Sekundarschule. Mit diesem Urteil rennt er bei Lang-Albrecht und Otto offene Türen ein. Lea findet das Ehrenamt &bdquo;echt cool". Auch sie ist 15 und kommt aus Scherfede. Sie habe schon bei Projekten mitgemacht, wie einem Flugplatzfest in Leverkusen oder in Nachbarschaftshilfen. Sie opfere gern einen Teil ihrer Freizeit. Nach Umfragen geben rund 80 Prozent der Schüler an, dass sie Ehrenämter wichtig finden. Weil sie neben dem &bdquo;guten Gefühl und dem Spaß" den Erfahrungsschatz und ihre soziale Kompetenzen erweitern. Und unter den Schülern der Abschlussklassen ist durchaus bekannt, dass ehrenamtliches Engagement ihre Chancen bei späteren Bewerbungen verbessern. &bdquo;Sie verschließen ihre Augen nicht vor Veränderungen" Das freiwillige Engagement Jugendlicher sei &bdquo;in den vergangenen Jahren mehr geworden", bemerkt Jürgen Thon. An der &bdquo;Fridays for Future"-Bewegung sehe man, dass sich das Bewusstsein gewandelt habe. Hätten Schülergenerationen lange Zeit als weitgehend unpolitisch gegolten, zeige die Jugend jetzt &bdquo;gefühlt eine andere Seite" und engagiere sich verstärkt. &bdquo;Sie verschließen ihre Augen nicht vor Klimawandel, Umweltzerstörung und gesellschaftlichen Veränderungen", hält er für sich fest. Was bedeutet Ehrenamt, welche Möglichkeiten, sich in Schule und Gesellschaft zu engagieren, gibt es? &bdquo;Das wollen die Projekttage an der Warburger Sekundarschule aufzeigen", fasst Lehrerin Uta Otto zusammen.

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