Warburger Holsterburg-Ruine ist jetzt für Besucher geöffnet

Warburg. In die Ruine hineingehen darf man nicht. Aber es gibt zwei Aussichtsplattformen, von denen man nach innen hineinsehen kann. Auf einem barrierefreien Weg lässt sich die Burg bequem umrunden und viele Infotafeln erläutern die historische Besonderheit der Warburger Holsterburg. Als achteckige sogenannte oktogonale Niederungsburg ist die Holsterburg eine von drei in dieser byzantinischen Bauweise errichteten Burgen in Deutschland. &bdquo;Gleichzeitig ist sie die nördlichste ihrer Art im deutschsprachigen Raum und stellt einen sehr seltenen Burgentyp des hochmittelalterlichen Europas dar", erläutert Michael Rind, Professor für Archäologie und oberster Landesarchäologe des LWL für Westfalen. Und noch ein anderer Umstand macht die Holsterburg wissenschaftlich herausragend. Die Burg südöstlich von Warburg zwischen Calenberg und Dalheim bestand nur 100 Jahre. 1191 erbaut, war sie 1294 zerstört und nie wieder aufgebaut worden. &bdquo;Damit präsentiert sich hier das 12. Jahrhundert wie in einem Brennglas. Das ist aus heutiger wissenschaftlicher Sicht ein absoluter Glücksfall", betont Kim Wegener (41), wissenschaftlicher Referent beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe und in den letzten fünf Jahren der Grabungsleiter vor Ort. &bdquo;Es war einstimmiger Wille des Rats der Hansestadt Warburg, dieses historische Juwel unbedingt der Nachwelt zu erhalten und – nicht zuletzt auch unter touristischen Aspekten – so weit wie möglich erlebbar zu machen", sagte Bürgermeister Michael Stickeln. Bedeutung lange Zeit unterschätzt Das hat sich die Stadt auch etwas kosten lassen. Von den 450.000 Euro Gesamtkosten der denkmaltechnischen Aufbereitung sind 212.000 Euro in die Sicherung des historischen Mauerwerks geflossen und noch einmal 238.000 Euro wurden für die Umfeldarbeiten und die Außengestaltung aufgewendet. Nach Abzug der Fördermittel verbleibt mithin ein Eigenanteil der Hansestadt Warburg von 268.000 Euro. Bürgermeister Michael Stickeln: &bdquo;Sehr gut und nachhaltig investiertes Geld." Von der Existenz der ehemaligen Holsterburg weiß man schon seit Jahrhunderten. Allerdings hielt man sie für eine eher unbedeutende Motte. So werden Turmhügelbauten bezeichnet, wo sich im Innern eines befestigten Erdwalls eine zumeist aus Holz erbaute kleine Schutzburg befand. Die alte Auffassung musste gründlich revidiert werden. &bdquo;Die außergewöhnliche Form des Oktogons mit seiner monumentalen Fassade aus großen, fein geglätteten Quadern führen dem Betrachter noch heute eindrucksvoll die Reste einer ausdrucksstarken mittelalterlichen Wohn- und Wehrarchitektur vor Augen", erklärt Grabungsleiter Wegener. Bewohner waren verhasst Das eigentliche Bauwerk der Holsterburg ist mit einer Fläche von 430 Quadratmetern und einer Länge von 26 Metern nicht sonderlich groß. Mit ihren elf Meter hohen Befestigungsmauern und dem hochaufragenden Turm in der Mitte muss sie aber dennoch ausgesprochen imposant gewirkt haben. &bdquo;Sie zeugt vom Selbstverständnis, Statusdenken und von der Stellung der Burgherren", sagt Wegener. Drei Gebäude sollen sich im Innern befunden haben. Bewohnt wurde die Burg von den Familien der beiden Brüder Hermann und Bernhard Berkule. Sie herrschten unbarmherzig über die rund 200 einfachen Bauern und Handwerker des Dorfes Holthusen, in dessen Zentrum die Holsterburg stand. Bei den Holthusenern waren die Berkules so verhasst, dass sich die Menschen von dort scharenweise in die sicheren Mauern der Hansestadt Warburg flüchteten. Eine Allianz von Rittern aus Warburg, Marsberg, Höxter, Fritzlar, Hofgeismar, Wolfhagen und Naumburg setzten dem Treiben der Berkules schließlich ein Ende. Sie eroberten die Burg und zwangen die Berkules zur Unterwerfung. Die Burg wurde zerstört.

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